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Das Aktmodell

Das Aktmodell

Titel: Das Aktmodell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jina Bacarr
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Seiten säumten.
    Das Atelier Gromain musste hier irgendwo sein.
    Abrupt drehte er sich um und rannte direkt in den Mann mit der Melone.
    “Monsieur Borquet?”
    Paul verengte seine Augen zu kleinen Schlitzen. “Wieso verfolgt Ihr mich, Monsieur?”
    “Ich habe eine Botschaft für Euch.”
    “Eine Botschaft? Von wem?”
    “Von seiner Lordschaft, dem Duke of Malmont”, sagte der Mann, und bevor Paul reagieren konnte, fuhr er fort: “Haltet Euch fern von Mademoiselle Maguire.”
    “Das werde ich auf keinen Fall tun. Geht mir aus dem Weg, Monsieur, ich habe es eilig.”
    “Ihr seid gewarnt, Monsieur, und da Ihr Euch weigert …” Der Mann mit der Melone beugte sich auf Englisch fluchend vor und schwang seine Faust, als ob er Pauls Kopf von den Schultern schlagen wollte. Paul duckte sich unter dem Schlag hindurch und ohne mit der Wimper zu zucken, versetzte er dem Engländer einen linken Haken in den Magen. Der Mann taumelte zurück, die Wucht des Schlages hatte ihn aus dem Gleichgewicht gebracht.
    Paul war vorbereitet darauf, ihn erneut zu schlagen, doch plötzlich wuchs eine flüssige Energie in seinem Gehirn, drückte von innen gegen seine Schädeldecke und erschwerte ihm einen klaren Blick durch die grauen Schleier vor seinen Augen. Und doch sah er Autumns Gesicht mit einem Mal glasklar vor sich. Eine Halluzination? Er konnte sich nicht sicher sein. Er musste sein Schicksal erfüllen, das ihm vor Jahren entrissen wurde, als er kurzfristig seine Sehfähigkeit verloren hatte. Und kein Engländer würde ihn daran hindern können.
    Als Erstes musste er diesen lästigen Mann mit der Melone loswerden. Mit einer langsamen und bedächtigen Handbewegung zog er seinen Stock auseinander und enthüllte das am Griff angebrachte Messer. Es schien in der Luft zu schweben, reflektierte das Licht in glitzernden Funken und neckte sein zukünftiges Opfer.
    Der Mann mit der Melone kam schwankend wieder auf die Füße, sah das Messer im Knauf des Stockes und zog ohne zu zögern eine kleine Pistole aus der Manteltasche, den Finger bereits am Abzug. Paul zweifelte nicht daran, dass der Mann die Waffe auch einsetzen würde. Er wollte es allerdings nicht darauf ankommen lassen, herauszufinden, ob der Mann ein guter Schütze war. Mit einem akkuraten Hieb schnitt er dem Mann einmal quer über den Unterarm. Der schrie laut auf, ließ die Pistole fallen, und innerhalb weniger Sekunden drang dunkelrotes Blut durch den Schnitt in seinem Tweedmantel. Paul beförderte die Waffe mit einem Tritt außer Reichweite und in einen offenen Abwasserkanal.
    “Ihr elender französischer Bastard”, fluchte der Mann auf Englisch.
    “Da liegt Ihr ganz falsch, Monsieur. Ich bin nur zur Hälfte Franzose. Mein Vater war Engländer”, sagte Paul mit harter Stimme. “Ihr solltet Euch jetzt besser um Eure Wunde kümmern, bevor Ihr verblutet.”
    Die blasphemischen Beschimpfungen ignorierend, die der Mann ihm entgegenstieß, öffnete Paul die Tür zum
L’Atelier Gromain
und trat nun in das Studio ein, in dem Autumn auf ihn wartete.

14. KAPITEL
    P aul war nicht erstaunt über das Bild, das sich ihm bot. Sieh einer an, wie selbstverständlich sie ihren nackten Körper den lechzenden Männern im Raum zur Schau stellte. Vollkommen ohne Scham hob sie das Tuch auf, wand es um ihren Körper und ließ es über ihre mondweißen Brüste und runden Hüften gleiten, um die Künstler wie eine
pigalle harlot
, eine Straßenhure, zu reizen. Steil aufgerichtete Nippel, stramme weiche Hüften und ewig lange Beine, die in einem warmen Goldton schimmerten, als ob sie es gewagt hätte, sie dem kritischen Auge der Sonne auszusetzen.
    Sie quälte ihn. Nackt auf dieser zwei Fuß hohen Plattform zu posieren, von arbeitenden Künstlern umringt. Sie waren ihr so nah, dass sie ihre Möse mit den Spitzen ihrer Pinseln hätten berühren können.
    Er fühlte, dass sie es genoss. Sie drehte sich langsam, bot sich den Blicken der Männer dar, bauschte ihr Haar über eine Schulter auf. Er hatte keine Ahnung, wie lange sie so schon nackt auf der Plattform stand und mit der Grazie eines Vogels, der seine Flügel vom Wind streifen lässt, ihren stummen Tanz vollführte.
    Das verlockende Lächeln auf ihrem Gesicht musste jeden Mann dazu verführen, ihre Schönheit auf die Leinwand zu bringen. Seine Augen wanderten zu ihrer Pflaume. Lockige Haare formten ein perfektes Dreieck, als ob sie ein essbares Stillleben sei. Er wollte sich in sie versenken, immer wieder von Neuem in sie

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