Das Alexandria-Komplott
Frachtluken geöffnet und strategisch günstig plazierte Sprengladungen überall im Rumpf zur Explosion gebracht hatten. Nach einer Serie gedämpfter Explosionen glitt das Containerschiff mit nur geringem Protestgurgeln unter die Meeresoberfläche.
Als die aufgehende Sonne anfing, den Himmel im Osten zu verfärben, dampfte die getarnte Lady Flamborough nach Süden ab, dem planmäßigen Ziel der General Bravo entgegen. Als der Hafen von San Pablos in Argentinien vierzig Kilometer entfernt lag, passierte das Schiff den Hafen und setzte seine Fahrt nach Süden fort.
Ammars raffinierter Plan hatte zum Erfolg geführt. Drei Tage waren vergangen, und die Welt hielt immer noch am Irrglauben fest, die Lady Flamborough liege mitsamt ihren hochrangigen Passagieren irgendwo auf dem Meeresgrund.
Ammar saß am Kartentisch und trug die letzte Position des Schiffes ein. Dann verband er sie durch eine gerade Linie mit dem endgültigen Ziel, das er mit einem X markiert hatte. Selbstzufrieden legte er den Bleistift hin, steckte sich eine lange Dunhillzigarette an und blies den Rauch wie Nebelschwaden über die Karte.
Sechzehn Stunden, dachte er, noch sechzehn Stunden Fahrtzeit, und das Schiff war sicher versteckt – ohne daß die geringste Möglichkeit einer Entdeckung bestand.
Captain Machado betrat von der Brücke aus den Kartenraum und balancierte ein kleines Tablett in der Hand. »Möchten Sie eine Tasse Tee und ein Croissant?« erkundigte er sich in fließendem Englisch.
»Vielen Dank, Captain. Jetzt, wo Sie fragen, fällt mir auf, daß ich nichts gegessen habe, seit wir Punta del Este verlassen haben.«
Machado setzte das Tablett auf dem Tisch ab und goß den Tee ein. »Ich weiß, daß Sie nicht geschlafen haben, seit meine Mannschaft und ich an Bord kamen.«
»Es gibt immer noch viel zu erledigen.«
»Vielleicht sollten wir mit einer gegenseitigen Vorstellung beginnen.«
»Ich weiß, wer Sie sind, zumindest kenne ich Ihren Namen«, bemerkte Ammar gleichgültig. »An einer umfassenden Biographie bin ich nicht interessiert.«
»So ist das also?«
»Ja.«
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir Ihre weiteren Pläne zu verraten?« erkundigte sich Machado. »Mir wurde über das, was nach dem Übersetzen und der Versenkung der General Bravo stattfindet, nicht das geringste mitgeteilt. Ich bin außerordentlich daran interessiert zu erfahren, wie Ihre nächsten Schritte aussehen, besonders daran, wie unsere beiden Mannschaften das Schiff verlassen und sich der Gefangennahme durch die internationalen Behörden entziehen sollen.«
»Tut mir leid, daß ich bisher zu beschäftigt war, Sie in Kenntnis zu setzen.«
»Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt dafür«, hakte Machado nach.
Wie es seiner Art entsprach, trank Ammar in Ruhe seinen Tee aus und kaute unter seiner Maske das Croissant, bevor er antwortete. Dann sah er Machado über den Kartentisch hinweg ausdruckslos an.
»Ich beabsichtige noch nicht, das Schiff zu verlassen«, sagte er unbeteiligt. »Die Instruktionen von Ihrem Führer und dem meinen lauten, Zeit zu schinden und die endgültige Zerstörung der Lady Flamborough so lange hinauszuzögern, bis beide Zeit gefunden haben, die Situation zu nutzen und zu ihren Gunsten zu wenden.«
Langsam entspannte sich Machado, musterte die kalten, dunklen Augen des Ägypters durch die Maske und wußte nur zu gut, daß dieser Mann alles ganz allein kontrollierte. »Das ist mir recht.« Er hielt die Kanne hoch. »Noch Tee?«
Ammar reichte ihm seine Tasse. »Was tun Sie sonst, wenn Sie keine Schiffe versenken?«
»Ich bin auf politische Attentate spezialisiert«, beantwortete Machado die Frage im Gesprächston, »genau wie Sie, Suleiman Aziz Ammar.«
Machado konnte das wütende Stirnrunzeln hinter Ammars Maske nicht erkennen, doch er wußte, daß es da war.
»Wurden Sie beauftragt, mich umzulegen?« fragte Ammar, streifte lässig die Asche von seiner Zigarette und richtete gleichzeitig eine winzige Automatik, die wie durch Zauberei in seiner Handfläche lag, auf den Besucher.
Machado lächelte und verschränkte die Arme; seine Hände hielt er sorgfältig in Ammars Blickfeld. »Sie können sich entspannen. Meine Befehle lauten, in vollständiger Harmonie mit Ihnen zusammenzuarbeiten.«
Ammar verstaute die Pistole wieder im Federhalfter unter seiner Manschette. »Wie kommt es, daß Sie mich kennen?«
»Unsere Führer haben kaum Geheimnisse voreinander.«
Verdammter Yazid, dachte Ammar ärgerlich. Die Preisgabe seiner
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