Das Alexandria-Komplott
Jahres. Wie kommt's, daß ihr hier seid?«
»Ihr Vater hat seine Überzeugungskraft am Generalstab erprobt«, erklärte Hollis. »Ich hatte kaum meinen Bericht über den Einsatz auf der Lady Flamborough fertig, als der Befehl eintraf, die Männer zu sammeln und mit Fahrzeugen hierherzufahren, wobei nur abgelegene Nebenstraßen zu wählen waren. Alles muß äußerst zügig vorangehen und ist streng geheim. Mir wurde gesagt, der örtliche Befehlshaber sei von dem Einsatz nicht in Kenntnis gesetzt worden und wäre ganz und gar unvorbereitet.«
»General Chandler«, brummte Pitt.
»Ja. Der eiserne Chandler. Ich habe vor acht Jahren in der NATO unter ihm gedient. Glaubt immer noch, Befestigungen seien kriegsentscheidend. Also der hat den Scheißjob bekommen, hier die Brücke zu verteidigen.«
»Wie lauten Ihre Befehle?« fragte Pitt.
»Sie und Dr. Sharp bei Ihrem Projekt zu unterstützen – was immer das sein mag. Admiral Sandecker soll als Verbindungsmann zum Senator dienen. Das ist so ungefähr alles, was ich weiß.«
»Das Weiße Haus wurde nicht erwähnt?«
»Nein. Jedenfalls wurde nichts schriftlich festgehalten.« Er drehte sich um, als Lily und der Admiral, die den längeren Weg durch das Treppenhaus genommen hatten, aus der Tür kamen. Während Lily Giordino umarmte und Dillinger sich Sandecker vorstellte, zog Hollis Pitt beiseite.
»Was, zum Teufel, soll das hier?« murmelte er. »Ein Zirkus?«
Pitt grinste. »Sie wissen ja gar nicht, wie sehr Sie den Nagel auf den Kopf getroffen haben.«
»Und wie passen meine Special Forces da hinein?«
»Wenn's dick kommt«, erklärte Pitt und wurde plötzlich todernst, »dann ist es ihre Aufgabe, den Laden in die Luft zu jagen.«
71
D er Schaufelbagger, den die Männer der Special Operations Forces von Virginia hertransportiert hatten, war riesengroß. Breite Ketten schoben seine massigen Aufbauten den Hang hoch bis zu einer Fundstelle, die mit einem von Lilys kleineren Markierungsfähnchen bezeichnet war. Nach zehn Minuten Einweisung und etwas Üben hatte sich Pitt die Hebelfunktionen eingeprägt und bediente das Ungetüm allein. Er hob die zweieinhalb Meter breite Schaufel an und senkte sie dann wie eine Riesenklaue mit lautem Krachen in den Boden.
In weniger als einer Stunde war ein sechs Meter tiefer und zwanzig Meter langer Graben am rückwärtigen Hang des Hügels ausgebaggert worden. Soweit waren die Grabungen fortgeschritten, als ein vierradgetriebener Chevrolet-Blazer-Stabswagen durch das Unterholz geholpert kam. Im Staub folgte ein Lastwagen mit bewaffneten Soldaten.
Die Räder standen noch nicht ganz still, als ein Captain mit kerzengerader Haltung und den Augen eines Mannes, dessen ganzer Lebensinhalt sich in Armeedisziplin und Ausbildungshandbüchern erschöpfte, auf den Boden sprang.
»Dies hier ist Sperrgebiet«, schnauzte er. »Vor zwei Tagen schon habe ich euch verboten, hier noch mal herzukommen. Entfernen Sie Ihr Gerät, und scheren Sie sich augenblicklich fort.«
Vollkommen unbeeindruckt kletterte Pitt von seinem Sitz runter und starrte auf den Grund des Grabens, als existiere der Offizier gar nicht.
Das Gesicht des Captains lief rot an, und er gab seinem Sergeant in barschem Ton den Befehl: »Sergeant O'Hara, weisen Sie Ihre Männer an, diese Zivilisten aus dem Sperrgebiet zu eskortieren.«
Pitt drehte sich langsam um und lächelte liebenswürdig. »Bedaure, aber wir bleiben hier.«
Der Captain erwiderte das Lächeln mit einer ziemlich gemeinen Variante. »Sie haben drei Minuten Zeit, um zu verschwinden und diesen Bagger mitzunehmen.«
»Möchten Sie einen Blick auf die Papiere werfen, die uns dazu autorisieren, uns hier aufzuhalten?«
»Wenn sie nicht von General Chandler unterzeichnet sind, wäre das verlorene Liebesmühe.«
»Sie stammen von einer übergeordneten Dienststelle.«
»Sie haben drei Minuten Zeit«, gab der Captain unbewegt zurück. »Dann lasse ich Sie gewaltsam entfernen.«
Lily, Giordino und der Admiral, die im von Trinity geborgten Jeep in der Sonne gesessen hatten, kamen herbei, um die Vorstellung mitzuerleben. Lily trug nur ein leichtes Top und enge Shorts. Verführerisch lief sie die Schützenlinie der Soldaten ab.
Frauen, die nie als Straßenmädchen gearbeitet haben, verfügen nicht über diesen lockeren, natürlichen Schwung. Sie neigen dazu, die Sache ins Extreme zu übertreiben. Lily machte da keine Ausnahme, aber die Männer störte das überhaupt nicht. Sie waren von dieser Vorstellung restlos
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