Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel
15 Limousinen ab. Kyle arbeitet gerade den Terminplan aus. Ich hoffe, Sie haben morgen nichts vor, Doktor?«
»Selbstverständlich nicht.«
»Was ist mit deiner Sendung?«, wollte Robert wissen.
»Wir bringen eine Wiederholung der heutigen. Es gab tausende und abertausende Anrufe.«
Viviee stand auf und begann, sein Geschirr abzuräumen.
»Bitte, Doktor, das ist wirklich nicht nötig«, sagte Claire.
»Ich muss vor morgen noch etwas Arbeit erledigen, deshalb ist es an der Zeit, mich zu verabschieden.«
»Vielleicht sollten Sie hier bleiben«, schlug Helene vor.
Sie konnte Roberts finsteren, durchdringenden Blick regelrecht spüren.
»Ich denke, Ihre Wohnung ist bereits sehr voll.« Dr. Viviee lächelte.
»Wir können Platz schaffen.«
»Ich werde die Stadt nicht verlassen, falls es das ist, was Ihnen Sorgen bereitet, Helene. Ich habe nicht vor, irgendwohin zu reisen, bis diese Angelegenheit befriedigend abgeschlossen ist.« Mit den Tellern in der Hand ging er in die Küche. Helene folgte ihm.
Er stellte das Geschirr auf der Arbeitsfläche ab und drehte sich abrupt zu ihr um. Aus seinen Augen sprach eine Intensität, die sie zuvor noch nicht gesehen hatte. Er starrte sie so eindringlich an, dass sie außerstande war, zu reagieren, als er sie ergriff und leidenschaftlich küsste.
»Sie sind eine Frau, die man nur bewundern und begehren kann«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Nicht jeder hätte sich heute so für mich eingesetzt, wie Sie es getan haben. Sie verdienen es, für immer wunderschön zu bleiben. Sagen Sie das Wort, und es wird geschehen.«
Er legte die Hände auf ihre Wangen. Sie zuckte zwar leicht zusammen, wich jedoch nicht zurück. Dies war eine völlig unerwartete Entwicklung. Versuchte er, sie zu verführen? Sein Vorgehen beunruhigte sie, allerdings fühlte es sich keineswegs unangenehm an. Vielleicht ließ sich dies noch zu ihrem Vorteil nutzen. Sie lachte und flüsterte: »Wirklich? Aber ich dachte, Sie hätten keine weiteren Chips.«
»Es bleibt unser Geheimnis. Gemeinsam können wir Erstaunliches erreichen. Morgen arbeiten wir erst zusammen, und abends feiern wir zusammen, nur Sie und ich.«
»Äh, morgen habe ich ...«
»Ihre Zeit ist gekommen, Helene. Nehmen Sie sich, was Sie wollten.«
96
Helene hielt an der Tür zu Justins Zimmer inne und beobachtete den jungen Mann, der sich noch vor scheinbar kurzer Zeit in die Arme seiner Mutter geschmiegt und an jedem ihrer Worte gehangen hatte. Nun kannte sie ihn kaum noch. Alles wurde mit ihm zu einem Diskussionspunkt. Es war entnervend. Oft hatte sie das Gefühl, mit einem streitlustigen Gast ihrer Sendung zu debattieren.
Doch andererseits: Wenn sie sich etwas für ihren Sohn gewünscht hatte, dann, dass er eigenständig denken würde, ein Mann, der seinem Herzen folgte und seinen eigenen Weg wählte. Wenigstens dieser Traum schien sich zu verwirklichen.
Während sie beobachtete, wie er vermeintlich schlief, drehte er sich zu ihr herum. Helene ging zu ihm und setzte sich auf seine Bettkante. Sie zog ihm die Decke über die Brust und strich ihm die Haare aus der Stirn. Er war wach.
»Es tut mir leid«, sagte sie mit leicht brechender Stimme.
»Was?«
»Dass ich dich beschuldigt habe, Drogen zu nehmen oder in einer Sekte zu sein. Du bist ein guter Junge. Das warst du schon immer, und du verdienst kein solches Misstrauen. Außerdem hast du ein Recht auf deine eigene Meinung.«
»Schon gut, Mom. Aber warum hasst du Gott so sehr.«
Diese Frage war Helene noch nie gestellt worden, und sie wusste nicht recht, was sie darauf antworten sollte. »Ich hasse Gott nicht, Justin. Ich bin bloß nicht wirklich sicher, ob es ihn gibt. Manchmal tun Menschen wirklich schlimme Dinge und rechtfertigen sich damit, dass sie sagen, laut Gott wäre das in Ordnung.«
»Warum gibst du Gott die Schuld für Dinge, die Menschen anstellen?«
97
Es war 4 Uhr 45, und im Hause Cummings war man nicht mehr so früh auf den Beinen gewesen, seit Helene vor vielen Jahren zum ersten Mal bei Good Morning America als Ersatz einsprang. Ihre Visagistin klingelte in dem Moment an der Tür, als der Wecker läutete, aber Helene war schon mindestens eine halbe Stunde wach. Nachdem sie die Tür geöffnet hatte, ging sie in die Küche, um Kaffee aufzusetzen. Margie folgte ihr und zog einen Metallkoffer hinter sich her, der an einen Reisetrolley erinnerte.
Bis Helene und Margie ihren Kaffee ausgetrunken hatten, war Claire mit Duschen und Haarewaschen fertig. Margie breitete sich
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