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Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel

Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel

Titel: Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Valoppi
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bewegte sich Justin zum Fenster und spähte hinaus. Er erblickte den Schatten eines flach gegen die Wand gepressten Kopfes. Er hob einen Finger an die Lippen und bedeutete den anderen, die Treppe zurück hinaufzusteigen.
    Keuchend begaben sie sich in den ersten Stock.
    »Was sollen wir jetzt tun?«, flüsterte Sean.
    »Ich weiß es nicht«, gab Justin atemlos zurück. »Ich muss nachdenken.«
    »Wir könnten wahllos an Türen klopfen«, schlug Madeline vor. »Vielleicht können wir jemanden überreden, uns zu verstecken.«
    Sie hörten das Geräusch des Fahrstuhls. Jäh verharrten sie und lauschten, wie sich die Türen öffneten und nach ein paar Sekunden wieder schlossen.
    »Er überprüft Stockwerk für Stockwerk«, sagte Justin. »Verschwinden wir.«
    Damit rannte er die Treppe hinab zurück ins Erdgeschoss. Nach einem neuerlichen Blick durch das Fenster gab er den anderen ein Zeichen, dass die Luft rein sei. Er ergriff Madelines Hand und zog sie hinter sich her durch den Notausgang ins Freie. Sean und Whiley stürzten unmittelbar hinter ihnen heraus. Madeline sandte in der plötzlichen Wärme des Sonnenlichts ein Stoßgebet gen Himmel. Justin hielt inne, um sich zu orientieren, dann hielt er auf ein anderes der Gebäude zu. Als sie um die Ecke bogen, schoss eine Hand hervor und packte Sean am Kragen.
    »Hilfe!«, schrie er auf.
    Spider hielt Sean an der Kapuze seines Sweatshirts fest und zielte mit der Pistole auf seine rechte Schläfe. Madeline sah das nackte Entsetzen in Justins Gesicht.
    »Lauf«, forderte er Madeline auf.
    »Ich lasse dich hier nicht zurück, Justin.«
    »Geh endlich«, sagte er nachdrücklich, aber sie rührte sich nicht. Stattdessen begann sie, aus Leibeskräften zu brüllen. »Hilfe!«, kreischte sie immer wieder, so laut sie konnte.
    Plötzlich kam eine alte Dame in einem blau und weiß geblümten Kleid, mit einem Strohhut und weißen Handschuhen aus einer unscheinbaren Tür und schritt auf Spider zu. Sie sah aus, als wäre sie für die Kirche angezogen. Im Tonfall einer wütenden Mutter sagte sie: »Du lässt diesen jungen Mann sofort los!«
    Spider starrte sie verdutzt an. »Verschwinde gefälligst, altes Miststück. Das hier geht dich einen Scheißdreck an.«
    »So redest du nicht mit meiner Mutter, Punk«, knurrte eine neue Stimme.
    Spider drehte sich um. Er sah sich einem hageren Schwarzen in lederfarbenem Anzug, schwarzem Hemd und einer dünnen, schwarzen Krawatte gegenüber. Der Mann war so groß, dass Spider den Kopf zurückneigen musste, um ihm in die strengen, braunen Augen zu blicken. Er spürte einen Druck im Schritt, schaute hinab und sah eine kleine, gegen seine Weichteile gepresste Pistole.
    »Hey, ich hab keinen Stress mit dir«, stieß Spider hervor.
    »Meine Mama mag keinen Ärger in der Nachbarschaft.«
    »Alles klar«, gab Spider zurück. »Dann schaffe ich meine Angelegenheiten einfach woanders hin.« Ohne Sean loszulassen, begann er, sich in Bewegung zu setzen, doch der große Mann packte ihn am Arm.
    »Lass den Jungen los.«
    »Was soll denn das, Mann?«
    »Lass ihn los oder ich schieß dir den Schwanz ab.«
    Spider ließ los.
    »Lauf, Junge«, forderte der Mann Sean auf und schlang einen kräftigen Arm um Spider. »Ich unterhalte mich inzwischen mit meinem neuen Freund hier.«

127
    »Robert?«
    »Ja, Mrs. Claiborne?«
    »Ich brauche Sie dringend. Können Sie herkommen?«
    »Bin schon unterwegs.«
    Kaum hatte er aufgelegt, befand er sich auf dem Flur und wartete ungeduldig auf den Aufzug. Da es ihm zu lange dauerte, beschloss er, die Treppe zu nehmen.
    Rasch rief er sich ein Taxi, doch bereits nach eineinhalb Blöcken gelangte er zu dem Schluss, dass er zu Fuß wahrscheinlich schneller vorankäme.
    Bald darauf erreichte er den Eingang des Gebäudes der Claibornes. Der Pförtner begrüßte ihn, ließ ihn hinein, und Evelyn Claiborne öffnete ihre Tür.
    »Wir waren gerade beim Aufräumen«, erklärte sie und schien dabei den Tränen nahe. »Wir haben Archibalds Bücher eingepackt, und ich hatte ehrlich keine Ahnung ... aber kommen Sie mit, lassen Sie es mich Ihnen zeigen.«
    Robert folgte Mrs. Claiborne in die Bibliothek, in der sich Kartons stapelten. Die Regale waren halb leer, und auf einem Stuhl lag eine handgeschriebene Liste. Die Haushälterin stand mit einem Staubwedel da. Mrs. Claiborne trat durch die Tür und drehte sich zurück. Neben der Tür lehnte eine Bibliotheksleiter. Sie deutete darauf, und Robert stieg sie ein paar Stufen hinauf, bis er sich etwa

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