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Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel

Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel

Titel: Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Valoppi
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Wenn sie tatsächlich genesen sollte, würde sie sich auf jeden Fall liften lassen.
    Zurück im Zimmer biss sie von einem Sandwich ab. Der Kaffee war kalt, aber der Saft genießbar – und sie verspürte großen Hunger.
    Sie entfernte die Zeitschriften vom Nachtkästchen und öffnete die Schublade, die vor alten Zeitungen überquoll. Auch die Bibel befand sich darin.
    Claire hielt inne, um das kleine Mal zu betrachten, das sich auf ihrer rechten Hand bildete. Wenn man nicht danach suchte, war es kaum erkennbar. Es handelte sich um einen winzigen Kreis. Laut Dr. Viviee war es einzigartig wie ein Fingerabdruck. Sie fand, dass es zierlich und wunderschön aussah, wie eine knospende Blume, die sich gerade erst zu öffnen begann und langsam ihren Zauber wirkte. »Die Heilung«, murmelte sie bei sich. »Es ist wirklich meine Heilung.«
    Claire zog die Schublade heraus und entleerte den Inhalt in den Mülleimer. Den kalten Kaffee warf sie hinterher. Sie kehrte ins Badezimmer zurück, holte den Kunststoffbeutel aus dem Abfalleimer dort und begann, alle Zeitschriften, Bücher, Genesungskarten und Blumen im Zimmer zu entsorgen. Sie wollte einen neuen Anfang.

25
    Helene wartete geduldig, während der Tontechniker hinten an ihrem Rock ein Funkmikrofon anbrachte und das Kabel zur Vorderseite ihrer Jacke verlegte, um es an ihrem Revers zu befestigen. Wenn sie daran dachte, dass sie Robert wiedersehen würde, fühlte sie sich wie ein nervöser Teenager. Als sie ihm am Vortag begegnet war, hatte er wirklich gut ausgesehen, besser, als sie ihn in Erinnerung gehabt hatte.
    »Test – eins, zwei, drei«, sagte sie. »Test, Test, Test.«
    Sie ging von ihrem Ankleideraum hinter der Bühne in das voll besetzte Studio, wo ihre tägliche Sendung aufgezeichnet wurde. Kyle lief mit forschen Schritten neben ihr einher und kritzelte Notizen auf ein Klemmbrett. Helene war nicht bewusst, dass sie zu schnell ging, bis ihr auffiel, dass Kyle Mühe hatte, mit ihr mitzuhalten.
    »Also, wo sind unsere trendigen Studiogäste für heute?«, fragte sie und konzentrierte sich wieder.
    Kyle blätterte durch seine Zettel. »Morgan ist spät dran, deshalb zeichnen wir zuerst die Apokalyptische Jugend auf – du hast ja den Artikel über die Gruppe in der Village Voice gelesen. Das passt zu der weinenden Madonna-Statue in Harlem. Die Zuschauer lieben diesen metaphysischen Kram.«
    »Warum bringen wir nicht die Geschichte über die weinende Madonna selbst?«
    »Alle beobachten das Haus. Die Frau redet mit keinem.«
    »Und was ist mit dem Rest der Woche?«
    »Den Rest der Woche habe ich ziemlich umgekrempelt, es wird also eine Menge späte Ergänzungen geben. Behalten habe ich eine Reportage über ein paar Schatzsucher. Sie haben vor der Küste von Bermuda den größten Fund der letzten zwanzig Jahre gemacht.«
    »Was bringen sie mit?«
    »Einen Haufen Münzen, etwas Schmuck, solches Zeug.«
    »Sei kreativ, Kyle.«
    Damit setzte sich Helene auf ihren großen, runden, gelben Stuhl. Die Visagistin dämpfte den Glanz auf ihrer Stirn mit Puder und kämmte ihr leicht das Haar zurück.
    Der Bühnenleiter führte ihre Gäste herein und ließ sie Helene gegenüber Platz nehmen. Lächelnd blickte Helene in die Runde – Menschen, die sie nicht verstand – das wusste sie.
    Zwei davon, ein Mann und eine Frau, ähnelten ihr stark – kultiviert, gut gekleidet, wenngleich ein wenig jünger. Der dritte Gast, der jüngste, war völlig anders, ein ganz in Schwarz gekleideter Künstler mit langem, gewelltem braunem Haar.
    »Drei, zwei ...«, zählte der Bühnenleiter hinter der Kamera herunter.
    »Man bezeichnet sie als die Anführer der ›Apokalyptischen Jugend‹, einer kleinen, aber bemerkenswerten Gruppe junger Menschen aus dem East Village in New York. Sie glauben, das Ende der Welt ist nah. Wir reden hier nicht von Obdachlosen mit handgeschriebenen Schildern auf der Bowery, sondern von aufstrebenden, ausgebufften New Yorkern – von gebildeten Berufstätigen, die sagen, die Welt ist voller Zeichen, die von den Menschen ignoriert werden. Heute sind sie bei uns, um ihre Ideen zu erklären – und sie hoffen, die Leute werden ihnen Aufmerksamkeit schenken. John Turner, Sie sind Investmentbanker an der Wall Street. Ich bin sicher, viele Ihrer Kunden und Kollegen sind überrascht, wenn sie von Ihren Ansichten erfahren ...«
    »Einige vielleicht«, antwortete John mit einem Lächeln. Mit seinem marineblauen Nadelstreif samt Krawatte war er nicht nur der Älteste der Gruppe,

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