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Das alte Königreich 02 - Lirael

Titel: Das alte Königreich 02 - Lirael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Kette, mit der das Werk am Regal befestigt war, zu rasseln begann.
    Hastig schaute sie sich um, ob jemand das Geräusch gehört hatte und zwischen den Regalen nachsehen kam. Doch außer ihrem keuchenden Atem war nichts zu hören. Dieser Raum, in dem hauptsächlich die Niederschriften obskurer persönlicher Erinnerungen und Beobachtungen lagerten, wurde selten benutzt. Auch Lirael war nur wegen der im Register als Bestiarium angegebenen
Kreaturen von Nagy
hierher gekommen. Als das Zittern ihrer Hände aufgehört hatte, las Lirael weiter, doch nun, da sie wusste, was das Ungeheuer war, beschäftigte sie sich in Gedanken bereits damit, dass sie sich ihm stellen und es besiegen musste.
    Der Stilken ist ein Elementargeist Freier Magie; deshalb kann man ihm mit irdischen Materialien, gewöhnlichem Stahl beispielsweise, nichts anhaben. Auch kann menschliches Fleisch ihn nicht berühren, da die Substanz des Stilken es sofort auflöst.
    Lirael schluckte und las die letzte Zeile noch einmal: »Ein Stilken kann nicht vernichtet werden, außer durch Freie Magie oder durch einen Zauberer, der mächtiger ist als er.« Immer wieder las sie diese Zeile. Aber sie konnte doch nicht mit Freier Magie umgehen! Es war verboten. Freie Magie war zu gefährlich… Sie las weiter – und atmete erleichtert auf.
    Obgleich seine Vernichtung nur durch Freie Magie zu bewerkstelligen ist, kann ein Stilken durch Chartermagie gebunden und in einem Gefäß oder natürlichen Verlies festgehalten werden, wie z. B. in einem Krug aus Metall oder Kristallglas (einfaches Glas hat nicht dieselbe Wirkung) oder in einem trockenen Brunnen mit Steindeckel.
    Ich habe es selbst versucht und die unten aufgeführten Zauber benutzt. Aber ich weise darauf hin, dass diese Bindungen von ungeheurer Gewalt sind, da sie drei der Meistercharterzeichen erfordern. Nur ein großer Adept – ich bin leider keiner – würde es wagen, sie ohne die Hilfe einer magischen Klinge oder eines Ebereschenstabes zu benutzen, die mit dem ersten Kreis von sieben Zeichen zur Bindung der Elemente behaftet sind, und im Falle von Feuer und Luft auch mit jenen des zweiten Kreises, und alle verbunden mit dem Meisterzeichen…
    Wieder schluckte Lirael. Ihr Hals schmerzte plötzlich. Nagys Anmerkung bezog sich ausgerechnet auf jenes Meisterzeichen, von dem sie gebrannt und verletzt worden war. Noch schlimmer war, dass sie den zweiten Zeichenkreis zur Bindung von Feuer und Luft nicht kannte und auch nicht wusste, wie die Zeichen in eine Klinge oder einen Ebereschenstab übertragen werden konnten.
    Sie klappte das Buch zu und stellte es vorsichtig, damit die Kette nicht wieder rasselte, ins Regal zurück. Ein Teil von ihr war aufgeregt, ein anderer enttäuscht. Sie hatte zwar herausgefunden, was das Ungeheuer war, doch sie musste noch mehr erfahren. Lirael war erleichtert, dass sie dem Stilken nicht gegenübertreten musste. Noch nicht.
    Ihr würde Zeit bleiben, zuvor ihren Hundesendling zu erschaffen. Dann würde sie wenigstens jemanden haben, zu dem sie über alles sprechen konnte, auch wenn sie keine Antwort oder Hilfe erwarten durfte.

     

10
    TAG DES HUNDES
     
    Den letzten Zauber zur Erschaffung des Hundesendlings zu wirken, erforderte vier Stunden, deshalb musste Lirael auf eine neuerliche Gelegenheit warten, wenn die meisten Bibliothekarinnen nicht anwesend waren. Würde sie während des Zauberwirkens unterbrochen, wäre die gesamte Arbeit des vergangenen Monats vergebens, denn das zarte Netz der miteinander verbundenen Charterzauber würde sich auflösen, statt durch den Schlusszauber verwoben zu werden.
    Die Gelegenheit kam früher, als Lirael erwartet hatte. Was immer die Clayr seit einiger Zeit so verzweifelt zu Sehen versuchten, entzog sich offenbar noch immer ihren Blicken. Lirael hörte andere Bibliothekarinnen über die Erfordernisse des Observierens murmeln, und es war offensichtlich, dass die Neuntagewache wieder wuchs. Diesmal notierte sich Lirael, wenn eine neue, größere Wache gerufen wurde – und auch, wann die Clayr zurückkamen. Als die vollen Fünfzehnachtundsechzig aufgerufen wurden, hatte Lirael nach eigener Schätzung wenigstens sechs Stunden Zeit. Genug, ihren Sendling fertig zu stellen.
    In Liraels kleinem Verschlag schien die Hundestatuette, die noch immer auf dem Schreibtisch stand, ihr bei der Arbeit freundlich zuzusehen. Lirael sprach zu ihr, während sie die Tür mit einem Zauber versiegelte, den sie eigentlich noch gar nicht kennen sollte.
    »Das ist es, mein

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