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Das alte Königreich 02 - Lirael

Titel: Das alte Königreich 02 - Lirael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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und sich aufgesetzt. Das Licht fiel nun auf ihr Gesicht und ihr vertrautes Lächeln. Doch es war nicht das strahlende Lächeln tiefen Glücks. Sie sah müder und erschöpfter aus, als Sam sie je gesehen hatte. Ihre an sich schon bleiche Haut wirkte im Charterlicht beinahe durchscheinend und war schweißüberströmt; offenbar hatte sie schreckliche Schmerzen. Zum ersten Mal bemerkte Sam weiße Strähnen in ihrem Haar, und ihm wurde bewusst, dass sie nicht mehr so jung war, wie er sie in Erinnerung gehabt hatte. Sie trug ihre Glocken nicht, doch das Bandelier lag griffbereit neben ihr, genau wie ihr Schwert und der Rucksack.
    Sams Barke trieb zwischen zwei Steinen hindurch in den Kreis. Wie Touchstone und Ellimere spürte auch Sam die Energie und Macht, die von den Großen Steinen ausging. Touchstone wirkte plötzlich nicht mehr so erschöpft, und auch Sams Angst und sein Schuldgefühl, die ihn den ganzen Winter gequält hatten, waren geschwunden. Er empfand eine Zuversicht, wie er sie nicht mehr gehabt hatte, seit er zum letzten Cricketspiel seiner Schule angetreten war.
    Die beiden Barken kamen zusammen. Sabriel stand nicht auf, streckte aber die Arme aus, umfing Ellimere und Sam und drückte sie fest an sich, was die Barken gefährlich zum Schaukeln brachte.
    »Ellimere! Sameth! Ich bin glücklich, euch zu sehen. Es tut mir schrecklich Leid, dass ich so lange fort war«, sagte Sabriel, nachdem sie die Umarmung gelockert hatte.
    »Schon gut, Mutter«, erwiderte Ellimere, doch es klang beinahe so, als wäre sie die Mutter und Sabriel die Tochter. »Wir haben uns Sorgen um dich gemacht. Lass mal dein Bein sehen.«
    Ellimere wollte unter den Umhang blicken, doch Sabriel hielt sie zurück, gerade als Sam den schwachen, Übelkeit erregenden Geruch verwesenden Fleisches wahrnahm.
    »Es sieht noch schlimm aus«, sagte Sabriel rasch. »Eine von Toten verursachte Verletzung führt rasch zur Fäulnis. Aber ich habe einen Kräuterumschlag gemacht und mit Hilfe der Großen Steine einen Heilzauber gesprochen. Bald ist alles wieder gut.«
    »Dieses Mal«, murmelte Touchstone, wobei er Sabriel mit einem Ausdruck der Besorgnis und Erbitterung ansah.
    »Euer Vater ist zornig, weil er glaubt, dass ich fast getötet worden wäre.« Sabriel lächelte gequält. »Man sollte doch meinen, dass er froh ist – schließlich lebe ich noch.«
    Nach kurzem Schweigen fragte Sam zögernd: »Wie schwer bist du verletzt worden?«
    »Ziemlich schwer.« Sabriel zuckte zusammen, als sie ihr Bein bewegte. Charterzeichen flammten unter dem Umhang und waren flüchtig durch die dicht gewebte Wolle zu sehen. Leise fügte sie hinzu: »Wäre ich auf dem Rückweg nicht eurem Vater begegnet, hätte ich es vielleicht gar nicht bis hier geschafft.«
    Sam und Ellimere tauschten entsetzte Blicke. Ihr ganzes Leben lang hatten sie Geschichten über Sabriels Kämpfe und schwer errungene Siege gehört. Sie war schon oft verwundet worden, doch sie hatte noch nie zugegeben, dass es sie manchmal fast das Leben gekostet hätte. Sam und seine Schwester hatten diese Möglichkeit überhaupt nicht in Betracht gezogen. Schließlich war ihre Mutter die Abhorsen, die nur aus freiem Willen den Tod betrat.
    »Aber ich habe es geschafft und werde wieder ganz gesund«, fuhr Sabriel mit fester Stimme fort. »Es gibt keinen Grund, sich aufzuregen.«
    »Damit meinst du wohl mich.« Touchstone setzte sich und seufzte; dann stand er unruhig wieder auf, um seinen Degen und den Morgenrock zu ordnen, ehe er sich erneut niederließ.
    »Ich rege mich deshalb auf«, sagte er dann, »weil diesen ganzen Winter jemand – oder etwas – mit Absicht und sehr geschickt Situationen arrangierte, die dich in höchste Gefahr brachten. Denk nur an die Orte, an die du gerufen wurdest, und daran, dass dort immer viel mehr Tote waren als gemeldet, oder mehr gefährliche Kreaturen…«
    »Touchstone«, unterbrach Sabriel ihn und nahm seine Hand. »Beruhige dich. Ich gebe dir ja Recht, und das weißt du.«
    »Hmm«, brummte Touchstone, sagte aber nichts weiter.
    »Euer Vater hat Recht«, bestätigte Sabriel und blickte Sam und Ellimere fest an. »Es gibt ein Muster. Tote, die dazu erschaffen wurden, mir aufzulauern. Eine wachsende Zahl von Elementargeistern Freier Magie. Und schließlich all die Schwierigkeiten, die euer Vater immer wieder mit den Flüchtlingen aus dem Süden hat.«
    »Leider.« Touchstone seufzte. »General Tindall ist der Ansicht, dass Corolini und seine Patriotische Partei mit Gold aus

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