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Das alte Königreich 03 - Abhorsen

Titel: Das alte Königreich 03 - Abhorsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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fuhr über seine Nase, als könne er den Fisch bereits riechen.
    »Keinen Vogel«, sagte Lirael entschieden.
    »Also gut«, erklärte Mogget und bedachte die Hündin mit einem hochmütigen Blick. »Eine Übereinkunft, mit der ich in meiner gegenwärtigen Gestalt existieren kann. Futter und Unterschlupf für meine Hilfe, die ich gelegentlich anbiete. Das ist nicht viel, aber besser als Sklaverei.«
    »Du bist ein…«, begann die Hündin aufgebracht, doch Lirael nahm sie am Halsband, und sie verstummte knurrend.
    »Wir haben keine Zeit, uns zu streiten«, sagte Lirael. »Hedge hat Mareyn, die Gardistin, gehen lassen, um sich später ihren Geist Untertan zu machen. Je langsamer der Tod, desto mächtiger der Geist. Er weiß ungefähr, wo sie gestorben ist, und er mag noch andere Schergen im Totenreich gehabt haben, die ihm berichten, wo ich zu finden bin. Wir müssen so schnell wie möglich aufbrechen.«
    »Wir sollten…«, begann Sam, als Lirael losmarschieren wollte. »Wir müssen ihr ein gebührendes Ende bereiten.«
    Lirael schüttelte erschöpft den Kopf.
    »Ich muss wirklich todmüde sein«, sagte sie und wischte sich erneut über die tropfnassen Brauen. »Ich habe es ihr versprochen.«
    Wie in den Leichen der Kaufleute konnte sich auch in Mareyns Körper ein anderer toter Geist einnisten, falls sie ihre Leiche hier ließen. Oder Hedge mochte Mareyns Körper für noch Schlimmeres verwenden.
    »Könntest du das für mich tun, Sam?«, bat Lirael und rieb ihr Handgelenk. »Ich bin ziemlich erschöpft.«
    »Hedge könnte den Zauber riechen«, warnte die Hündin, »und alle toten Kreaturen im Umkreis ebenso. Aber der Regen wird uns ein wenig Schutz gewähren.«
    »Ich habe bereits gezaubert«, sagte Sam entschuldigend, »weil ich dachte, wir würden angegriffen…«
    »Mach dir keine Sorgen«, unterbrach ihn Lirael. »Beeil dich lieber.«
    Sam stellte sich neben den Körper und zeichnete die Charterzeichen in die Luft. Sekunden später hüllte ein feuriges Leichentuch den Körper ein, und bald war nichts mehr von ihm übrig, nur die geschwärzten Ringe der Rüstung.
    Anschließend wandte Sam sich zum Gehen, doch Lirael trat vor, und drei einfache Charterzeichen fielen aus ihrer offenen Hand auf die Rinde des Baumes dicht über der Asche. Sie sprach zu den Zeichen, so dass jeder Chartermagier von nun an ihre Worte hören würde, solange der Baum stand.
    »Hier starb Mareyn, fern der Heimat und allein. Sie war eine Königliche Gardistin. Eine tapfere Frau, die gegen einen übermächtigen Feind focht. Selbst noch im Tod erfüllte sie ihre Pflicht. Sie wird unvergessen bleiben. Lebe wohl, Mareyn.«
    »Eine angemessene Geste«, sagte die Hündin. »Und eine…«
    »Ziemlich dumme«, vollendete Mogget den Satz. »In den nächsten Minuten wird es hier von Toten wimmeln, wenn ihr noch länger herumzaubert.«
    »Danke, Mogget«, sagte Lirael. »Du bist sehr hilfreich. Wir brechen jetzt auf, dann kannst du wieder in deinem Rucksack verschwinden und weiterschlafen. Hündin, lauf voraus. Sam, bleib dicht hinter mir.«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, setzte sie sich in Bewegung, ging den Hang hinauf und auf eine dicht bewaldete Stelle zu. Die Hündin flitzte hinter ihr her und überholte sie schwanzwedelnd.
    »Sie kommandiert gern, findest du nicht?«, bemerkte Mogget zu Sam, der sich langsamer in Bewegung setzte. »Erinnert mich an deine Mutter.«
    »Halt die Klappe«, sagte Sam und schob einen Zweig zur Seite, der ihm ins Gesicht zu peitschen drohte.
    »Dir ist schon klar, dass wir lieber die Beine in die Hand nehmen sollten, aber in die andere Richtung«, meinte Mogget. »Oder?«
    »Du hast mir damals im Haus gesagt, dass es sinnlos sei, davonzulaufen oder sich zu verstecken«, sagte Sam. »Oder?«
    Mogget antwortete nicht, aber Sam wusste, dass er nicht eingeschlafen war. Er konnte spüren, wie der Kater sich im Rucksack bewegte. Doch er wiederholte seine Frage nicht, denn der Hang wurde steiler, und immer wieder mussten sie mühsam über vom Sturm entwurzelte Stämme klettern, so dass ihm nicht genügend Luft für Gespräche blieb.
    Als sie schließlich den Bergkamm erreichten, waren sie trotz ihrer schützenden Kleidung völlig durchnässt und todmüde. Die Sonne war hinter den Wolken verborgen und würde bald untergehen. Lirael wusste, dass sie vor Einbruch der Nacht nicht mehr weit kommen würden.
    Sie wollte den Vorschlag machen, zu lagern, doch die Hündin ignorierte ihr heftiges Winken. Lirael blieb nichts übrig, als

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