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Das alte Königreich 03 - Abhorsen

Titel: Das alte Königreich 03 - Abhorsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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fliegen.«
    »Nein, kannst du nicht«, sagte Magistrix Coelle. »Ich verbiete es!«
    »Wir haben keine Wahl«, sagte Sabriel, und ihr Blick ließ Coelle verstummen. »Wir müssen tun, was in unserer Macht steht. Danke, Felicity. Wir nehmen dein Angebot gern an. Bereite bitte alles vor, während wir uns passendere Kleidung anziehen.«
    Felicity stieß einen Jubelschrei aus und stürmte hinaus, gefolgt von ihren Helferinnen. Coelle machte eine Bewegung, als wollte sie Felicity zurückhalten, ließ ihre Hand dann aber sinken. Stattdessen setzte sie sich in den nächsten Lehnstuhl, zog ein Taschentuch aus ihrem Ärmel und wischte sich die Stirn ab. Die Charterzeichen leuchteten schwach auf, als das Tuch darüber fuhr.
    »Sie ist Schülerin«, protestierte Coelle. »Was soll ich ihren Eltern sagen, wenn sie… wenn sie nicht mehr…«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Sabriel. »Ich habe nie gewusst, was ich anderen sagen soll, außer dass es besser ist, zu handeln, als nichts zu tun, und wenn der Preis noch so hoch ist.«
    Sie blickte Coelle nicht an, während sie sprach, sondern schaute zum Fenster hinaus. In der Mitte der Wiese stand ein Obelisk aus weißem Marmor. Das Monument war an die zwanzig Fuß hoch und voller Namen, doch die Schrift war zu klein, als dass man sie vom Fenster aus hätte lesen können. Aber Sabriel wusste die meisten Namen auswendig, auch wenn sie die Leute nicht gekannt hatte. Der Obelisk war ein Gedenkstein an alle, die in jener schrecklichen Nacht vor fast zwanzig Jahren gefallen waren, als Kerrigor mit einer Horde Toter über die Mauer gekommen war. Da waren die Namen von Colonel Horyse, vielen anderen Soldaten, Schülerinnen, Lehrerinnen, Polizisten, zwei Köchen, einem Gärtner…
    Sie sah eine Bewegung in der Nähe des Obelisken. Ein weißes Kaninchen lief über die Wiese, verfolgt von einem jungen Mädchen. Ihre Zöpfe flogen, als sie das Tier vergeblich zu fangen versuchte. Einen Moment lang fühlte Sabriel sich in der Zeit zurückversetzt, zu einem anderen fliehenden Kaninchen und einem anderen Schulmädchen.
    Jacinth und Bunny.
    Jacinth war einer der Namen auf dem Obelisken, doch das Kaninchen da draußen konnte durchaus ein ferner Abkömmling Bunnys sein.
    Das Leben ging weiter, auch wenn es ein immer währender Kampf war.
    Sabriel wandte sich vom Fenster und von der Vergangenheit ab. Die Zukunft verlangte nun ihre ganze Aufmerksamkeit. Sie mussten Barhedrin binnen zwölf Stunden erreichen. Als sie aus ihrem blauen Overall schlüpfte und offenkundig wurde, dass sie darunter nackt war, erschreckte sie Coelle. Die Magistrix floh mit einem entsetzten Ausruf, als auch Touchstone seinen Overall aufzuknöpfen begann.
    Sabriel und Touchstone sahen einander an und lachten, doch nur einen Moment lang, dann schlüpften sie rasch in die vertraute Kleidung aus der Truhe: Leinenunterwäsche, wollene Hemden, Leggings, Kettenhemd und Waffenrock. Touchstone hatte seine Zwillingsdegen, Sabriel ihre Abhorsen-Klinge – und was am wichtigsten war, sie trug wieder ihren Glockengurt.
    »Fertig?«, fragte Sabriel, als sie sich den Gurt über die Brust legte und festzog.
    »Fertig«, bestätigte Touchstone. »Mit allen Vorbehalten. Ich fliege nicht gern, und schon gar nicht mit einer dieser unzuverlässigen ancelstierrischen Maschinen.«
    »Dabei wird es diesmal wesentlich schlimmer«, sagte Sabriel. »Aber wir haben keine andere Wahl.«
    »Klar«, sagte Touchstone. »Ich wage gar nicht zu fragen, aber… was könnte denn noch schlimmer werden?«
    »Wie ich die Sache sehe«, erklärte Sabriel, »wird Jorbert mit seiner Frau in der zweisitzigen Beskwith geflogen sein. Da bleibt für uns nur die einsitzige Humbert zwölf. Wir werden auf den Tragflächen liegen müssen.«
    »Du überraschst mich immer wieder mit deinem Wissen«, sagte Touchstone. »Ich habe keine Ahnung von diesen Maschinen. Für mich sehen Jorberts Fluggeräte alle gleich aus.«
    »Leider sind sie es nicht«, erwiderte Sabriel. »Aber ich wüsste keine andere Möglichkeit. Nicht, wenn wir Barhedrin erreichen wollen, bevor der Anstyrstag zu Ende geht. Auf geht’s!«
    Sie verließ den Raum, ohne sich umzusehen, ob Touchstone ihr folgte. Natürlich tat er es.
    Jorberts Flugschule war ein sehr kleines Unternehmen, kaum mehr als ein Steckenpferd für einen pensionierten Colonel des Fliegerkorps. Ein einzelner Hangar stand hundert Meter von Jorberts gemütlichem umgebautem Bauernhof entfernt am Rand des Westgeländes des Wyverley College. Zwei

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