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Das alte Königreich 03 - Abhorsen

Titel: Das alte Königreich 03 - Abhorsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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müssen, um einem unbekannten Feind mit ganz und gar unbekannten Kräften entgegenzutreten.
    Touchstone wälzte den Gedanken mit grimmiger Miene. Diesem Kampf wollte er sich gern stellen. Er und Sabriel hatten es lange genug mit Gegnern zu tun gehabt, die nur Marionetten waren. Jetzt endlich trat der unbekannte Feind selbst in Erscheinung. Er würde sich den vereinten Kräften des Königs, der Abhorsen und der Clayr gegenübersehen. Vorausgesetzt, der König und die Abhorsen überlebten diesen Flug.

Dritter Teil

17
    Heimkehr nach Ancelstierre
     
    »Wind dreht nach Nordnordost, Sir«, meldete Yeoman Prindel mit Blick auf den Windmesser, der mechanisch mit der Wetterfahne mehrere Stockwerke über ihnen gekoppelt war. Als der Pfeil sich drehte, flackerten die elektrischen Lichter an der Decke und erloschen. Nur zwei rauchende Sturmlaternen erhellten jetzt den Raum. Prindel blickte auf seine Uhr, die stehen geblieben war, dann auf die Streifen der Zeitkerze zwischen den beiden Laternen. »Stromausfall um etwa sechzehn Uhr neunundvierzig.«
    »Sehr gut, Prindel«, antwortete Lieutenant Drewe. »Befehlen Sie Umschaltung auf Öl und lassen Sie Generalalarm geben. Ich gehe nach oben ans Licht.«
    »Aye, aye, Sir«, erwiderte Prindel. Er nahm den Deckel vom Sprechrohr und rief hinunter: »Auf Öl umschalten! Generalalarm! Ich wiederhole, Generalalarm!«
    »Aye, aye!«, schrillte es aus dem Sprechrohr. Gleich darauf heulte eine handgekurbelte Sirene, gefolgt vom Scheppern einer Handglocke. Beides war im ganzen Leuchtturm zu hören.
    Drewe griff nach seinem blauen Dufflecoat und dem breiten Ledergürtel mit einem Revolver und einem Säbel. Sein blauer Stahlhelm mit dem Emblem der gekreuzten goldenen Schlüssel, das auf seine augenblickliche Stellung als Hüter des Westlichen Lichts hinwies, vervollständigte die Ausrüstung. Der Helm hatte seinem Vorgänger gehört und war ihm ein wenig zu groß. Drewe kam sich immer ein bisschen närrisch vor, wenn er diesen Helm aufsetzte, aber Vorschriften waren Vorschriften.
    Der Kontrollraum befand sich fünf Stockwerke unter dem Licht. Als Drewe die Stufen hinaufstieg, kam ihm Vollmatrose Kerrick entgegen.
    »Sir, Sie sollten sich beeilen!«
    »Ich beeile mich schon, Kerrick«, erwiderte Drewe und hoffte, dass seine Stimme ruhiger war als sein plötzlich beschleunigter Herzschlag. »Was ist?«
    »Nebel…«
    »Da draußen ist immer Nebel. Deswegen sind wir hier. Um die Schiffe davor zu warnen.«
    »Nein, nein, Sir! Nicht auf dem Wasser! Auf dem Land. Ein kriechender Nebel, der aus dem Norden kommt. Es blitzt darin, und er bewegt sich auf die Mauer zu. Und da kommen auch noch Leute aus dem Süden herauf!«
    Drewes Ruhe, die man ihm noch vor sechs Monaten auf der Marineakademie so gründlich eingedrillt hatte, war schlagartig verschwunden. Er stürmte an Kerrick vorbei, wobei er immer drei Stufen auf einmal nahm. Er keuchte, als er die schwere Stahlklapptür öffnete und in die Leuchtkammer stieg, doch er atmete tief ein und schaffte es, den besonnenen Marineoffizier zu spielen, der er sein sollte.
    Das Licht war aus und würde erst in einer Stunde wieder aufflammen. Sie hatten ein duales System, um für den seltsamen Ausfall von Elektrizität und Technologie während des Nordwindes, der aus dem Alten Königreich kam, gerüstet zu sein; das eine funktionierte auf Öl- und Uhrwerk-Basis, das andere war vollelektrisch.
    Drewe sah erleichtert, dass sein erfahrener Obermaat bereits vor Ort war. Coxswain Berl stand draußen auf dem Laufsteg, das große Fernglas an den Augen. Drewe gesellte sich zu ihm und wappnete sich gegen den kalten Wind. Doch als er ins Freie trat, erwies der Wind sich als warm, ein deutliches Zeichen, dass er aus dem Norden kam. Berl hatte ihm berichtet, dass die Jahreszeiten jenseits der Mauer anders waren, und Drewe war jetzt lange genug auf dem Leuchtturm, um Berl zu glauben, auch wenn er es anfangs als Hirngespinst abgetan hatte.
    »Was sehen Sie?«, fragte Drewe knapp. Der Meeresnebel lag wie immer vor der Küste. Doch da krochen noch andere undurchdringliche Schwaden aus dem Norden auf die Mauer zu. Lichtblitze durchzuckten den dunklen Nebel, der sich so weit erstreckte, wie Drewe zu sehen vermochte.
    »Wer sind diese Leute?«
    Berl reichte ihm das Fernglas und streckte den Arm aus, um Drewe die Richtung anzuzeigen.
    »Es sind Hunderte, Sir, vielleicht Tausende. Südlinge, nehme ich an, aus den Lagern in Norris und Erimton. Sie ziehen nach Norden und versuchen

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