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Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)

Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
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Alverra.«
    Der Kopf des Adlers senkte sich und war nun mit meinem Gesicht auf selber Höhe. Sein Auge war fast so groß wie mein Gesicht. Ich erkannte mein eigenes Spiegelbild in seinen schwarzen Pupillen. Ich sah lächerlich unbedeutend aus, wie ich dort auf dem feuchten Boden kniete. Ich trug eine abgewetzte Jeans und eine ebenso mitgenommene Bluse. Ich sah ganz und gar nicht aus wie das Oberhaupt des Ordens von Alverra.
    »Wo ist deine Schützerin, Seelenseherin?«
    Seine Frage löste ein Stechen in meinem Magen aus. Meine Hand fühlte unruhig an Keiras Schwertgriff entlang.
    »Sie ist tot«, sagte ich leise und mit gesenktem Blick. Erschrocken sah ich ein Blitzen in dem riesigen Auge.
    »Wie konntest du dann hierher gelangen?«
    Das verstand ich nicht. Vorsichtig hob ich wieder meinen Kopf und sah den Adler verzeihend an.
    »Entschuldigt, ich verstehe eure Frage nicht.«
    »Du solltest nicht hier sein, wenn deine Schützerin tot ist. Du hättest die Spalte nicht finden dürfen. Du dürftest nicht mehr am Leben sein.«
    Ich ahnte, dass er darauf hinaus wollte, dass eine Seelenseherin nie lange ohne ihre Schützerin überlebte.
    »Ich denke ich weiß, was ihr meint, aber für mich scheint das nicht zu gelten.«
    Meine Hand schloss sich wieder nach Halt suchend um den Griff. Ich glaubte, das rhythmische Schlagen von Keiras Herzen neben meinem eigenen, zu hören.
    »Weißt du, wer ich bin, Janlan Alverra?«
    Die Stimme des Adlers klang genauso majestätisch, wie ich ihn empfand. Ich senkte wieder meinen Blick und entblößte meinen Nacken. Eine Bewegung, die sicherlich tödlich sein könnte.
    »Nein, verzeiht mir. Ich kenne euch nicht.«
    Der Adlerkopf zuckte zurück und sah bohrend auf mich herab.
    »Ich bin Realdin. König der Adler und Falken. Und ich weiß, dass jemand bei dir ist! Willst du uns hinters Licht führen?«
    Erschrocken hob ich den Kopf. Die drei Vögel sahen nun furchterregend aus. Ihre Federn sträubten sich und ihre Krallen scharten über den felsigen Boden.
    »Nein, nein. Ich bin alleine. Niemand ist mit mir durch die Wand getreten.«
    Der Kopf des Adlers war innerhalb von Sekunden wieder so nah bei mir, das ich erschrocken nach Luft schnappte.
    »Wir hören den zweiten Herzschlag. Wo ist sie?«
    Meine Hand schmerzte um den Griff des Schwertes. Ich bildete mir den Herzschlag also nicht ein. Ich fühlte und hörte ihn ganz deutlich in Keiras Schwert. Die Klinge vibrierte in seinem Rhythmus.
    »Ich versuche euch nicht zu täuschen. Was ihr hört, ist der Herzschlag meiner Schützerin. Er kommt aus ihrem Schwert, das sie mir gab, kurz bevor sie starb. Ich wollte euch nicht täuschen. Ich habe es selbst erst vor wenigen Tagen herausgefunden. Verzeiht. Bitte, ich muss zum Singenden Baum.«
    Realdins Blick schien nun von dem Schwert angezogen zu werden.
    »Deshalb konntest du passieren. Deine Schützerin hat dich nicht verlassen.«
    Ich schüttelte freudig den Kopf. Realdin bestätigte, was ich die ganzen Tage schon gedacht hatte. Keira war mit einem Teil ihres Selbst bei mir geblieben. Selbst der Tod hatte unsere Verbundenheit nicht beenden können.
    »Ich hoffe es mit ganzem Herzen«, flüsterte ich leise, aber freudig.
    »Nun Janlan Alverra, da deine Schützerin auf eine mir neue und unbekannte Weise noch an deiner Seite ist, beantworte mir eins: Wo die Zeit ewig fließt, und der Gesang nie verklingt, liegt begraben, was Hoffnung gibt.«
    Ich starrte Realdin an. Ein Gedicht. Er hatte mir soeben ein Gedicht rezitiert und wartete nun auf eine Antwort. Ich fürchtete mich davor, was eine falsche Antwort bedeuten würde.
    »Wenn ich euch die Antwort liefere, werdet ihr mich dann vorbeilassen, damit ich weiter das Amulett der Seelentropfen suchen kann?«
    Verwirrt beobachtete ich wie Realdin einen großen Schritt zur Seite tat und eine Lücke zwischen ihm preisgab.
    »Was? Warum macht ihr mir Platz?«
    Ich dachte, ein Lächeln in den intelligenten Augen des Adlerkönigs zu erkennen.
    »Du hast uns gegeben, wonach wir verlangten. Dein Weg ist frei bis du triffst, was deine Familie ist.«
    Das war alles, was Realdin noch zu mir sagte, bis ich unter den kräftigen Windböen, die seine Flügel schlugen, ganz zu Boden ging. Der Adler und seine zwei Leibwachen verschwanden in den dichten Nebelschwaden. Ich blickte ihnen nach, bis ich sie nicht mehr von dem Weiß der Nebelschwaden unterscheiden konnte.
    Was war eben passiert? Mühsam rappelte ich mich auf und löste die verkrampfte Hand um Keiras Schwert. In

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