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Das andere Kind

Titel: Das andere Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das andere Kind
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weniger kennt jeder solche
    Probleme.«
    »Tatsächlich?«, fragte Gwen, aufrichtig überrascht.
    Ihr Bild von der allmächtigen Polizistin habe ich jetzt gründlich zerstört,
    dachte Valerie. Trocken antwortete sie: »Tatsächlich. - Miss Beckett, er machte sich also
    darüber lustig. Wertete den Kurs oder zumindest seinen Nutzen ab. Er war nicht daran
    interessiert, dass seine neue Freundin lernen könnte, ein eigenständigerer und selbstsicherer
    Mensch zu werden?« »Daran war er kein bisschen interessiert. Das habe ich immer wieder gedacht:
    Stan Gibson will eine unterwürfige Frau. Er ist ein Mann, der ein Nein nicht ertragen kann.«
    »Interessante Formulierung«, sagte Valerie. »Was glauben Sie, wozu wäre er fähig, wenn sich
    eine Frau ihm und seinen Avancen entziehen würde? Ihm also ein
    klares Nein entgegenhielte, während er sich um sie bemühte?« »Ich weiß es nicht«, sagte Gwen,
    »aber ich hätte jedenfalls Angst, wenn ich ihn zurückweisen müsste.«
    »Ich verstehe«, sagte Valerie. Sie streckte Gwen die Hand hin. »Danke, Miss Beckett. Sie haben
    mir geholfen.« Sie wandte sich zum Gehen.
    Gwen hielt sie zurück. »Inspector, ist er ... ich meine ... Stan Gibson ... hat er auch Fiona
    umgebracht?« Die Frage, die sich naturgemäß jedem aufdrängte, der mit der ganzen Geschichte zu
    tun hatte.
    »Wir wissen bis jetzt nicht einmal, ob er mit dem Verbrechen an Amy Mills etwas zu tun hat«,
    sagte Valerie. »Was Mr. Gibson angeht, stehen wir wirklich ganz am Beginn unserer
    Ermittlungen.«
    Sie verabschiedete sich und ging zu ihrem Auto. Kaum war sie eingestiegen und hatte den Motor
    angelassen, klingelte ihr Handy. Es war Reek, und seine Stimme klang freudig erregt.
    »Inspector, festhalten, ich habe etwas für Sie. Komme gerade von Karen
    Ward. Dave Tanner kann sich warm anziehen. Die Ward bestätigt das Treffen im Golden Ball, was
    ja ohnehin geklärt war. Aber jetzt kommt's: Sie ist danach allein nach Hause gegangen. Und allein geblieben. Was
    bedeutet, dass es für Tanners Aufenthaltsort ab etwa zehn Uhr abends keine Zeugen mehr gibt.
    Und dass er demnach schon wieder gelogen hat.«
    Valerie schnappte nach Luft. »Ist sie vertrauenswürdig?« »Ja.«
    »Das ist ein Ding«, sagte Valerie, »der traut sich wirklich was!«
    »Er bombardiert sie seit g estern mit Anrufen«,
    fuhr Reek fort, »vermutlich um sich abzusichern. Unglücklicherweise
    für ihn hatte sie gerade beschlossen, sich endgültig von ihm zu befreien. Deshalb nahm sie
    seine Anrufe nicht an.« »Ich bin vor der Wohnung von Ena Witty«, sagte Valerie, »in fünf
    Minuten kann ich bei Tanner zu Hause sein.« »Bin auch gleich da«, sagte Reek und legte
    auf.
    Auf den ersten Blick wirkte die Beckett-Farm fast ausgestorben. Chads altes Auto parkte neben
    einem Schuppen, aber nirgendwo war eine Menschenseele zu entdecken. Als Leslie aus ihrem Wagen
    stieg, bemerkte sie, dass der Wind, der am Morgen noch vom Meer her übers Land geblasen hatte,
    eingeschlafen war. Der Tag hatte eine seltsame Reglosigkeit angenommen. Nichts schien sich zu
    bewegen. Bleiern hingen die Wolken am Himmel.
    Auch Dave stieg aus. Er wirkte angespannt. Sie hatten einen langen Spaziergang gemacht, hatten
    auf den Klippen gesessen und Zigaretten geraucht, hatten geredet, manchmal auch gelacht. Es war
    Mittag geworden, bis sie nach Staintondale aufgebrochen waren. Dave selbst hatte schließlich
    gedrängt.
    »Ich will raus aus der Geschichte«, hatte er gesagt, »ich will das endlich klären.«
    Er schien es plötzlich kaum mehr abwarten zu können, Gwen loszuwerden. Sich aus seiner
    Verstrickung und aus seinen Lügen zu befreien.
    »Sieht nicht so aus, als sei jemand daheim«, sagte Leslie nun. »Das Auto
    der Brankleys ist jedenfalls weg.« Sie gingen zum Haus hinüber, klopften an. Als sich nichts
    rührte, drückte Leslie entschlossen auf die Klinke: Die Tür war nicht verschlossen. »Hallo?«,
    rief sie. Ein Schatten tauchte aus der gegenüberliegenden Küche auf, ein großer, gebeugter Mann, der sich nur mühsam bewegte. Chad Beckett. »Leslie?«, fragte
    er. »Ja, ich bin's. Und Dave. Ist Gwen daheim?« »Sie ist heute früh losgefahren, um Jennifer
    abzuholen.
    Wollte auch noch einkaufen. Wahrscheinlich essen die beiden noch irgendwo zusammen. Keine
    Ahnung.« Sein Blick richtete sich auf seinen Fast-Schwiegersohn, der hinter Leslie aufgetaucht
    war. »Guten Tag, Tanner. Die Polizei war hier und hat nach Ihnen gefragt.«
    »Wann?«, fragte Dave

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