Das Areal: Thriller (German Edition)
»S ieh mal aufs Dach. Bleib aber in Deckung.«
Er kroch ein Stück vor und streckte den Kopf hinter der Ecke heraus. Auf dem Dach des Grand bemerkte er zwei Männer in dunkelgrauen Overalls, mit Baseballkappen und Sonnenbrillen. Der eine blickte zum Eingang der Bar hinunter, der andere wandte sich gerade ab. Unter den Overalls zeichneten sich Waffenhalfter ab, und beide Männer hatten einen Knopf im Ohr. Turner zog sich wieder zurück.
»S ind sie das?«, fragte Ghost. »D ie, nach denen du suchst?«
»J emand hat hier in der Bar meinen Namen hinterlegt. Möglich wär’s wohl. Könnte aber auch ein Streit unter Einheimischen sein.«
Sie schüttelte den Kopf. »D ie sind nicht von hier. Hier kommen nicht viele Fremde her, schon gar nicht solche Typen. Die haben es auf dich abgesehen. Sie wissen, dass du hier bist.«
12
W hite ließ Fotos herumgehen: Nicola Gordon, die aktuelle Freundin von Jarred Bayle. Kate stand etwas abseits vom Team beim Wagenpool. Auf dem Parkplatz der Mall war zu dieser frühen Stunde noch nichts los. Kate hörte nur mit halbem Ohr hin, als White die vorliegenden Informationen zusammenfasste. Sechs Stunden Schlaf hatten nicht ausgereicht, dafür steckte ihr die Müdigkeit zu sehr in den Knochen. Sian Naylor hatte die Verbindung hergestellt, ein Name aus Bayles Sozialversicherungsakte. Eine Telefonnummer, eine veraltete Adresse, aber von Nicolas ehemaligen Nachbarn hatten sie eine neue bekommen, und jetzt wussten sie, dass Nicola in den vergangenen Monaten gestresst gewesen war, ganz anders als sonst, und dass sie zu ungewöhnlichen Tages- und Nachtzeiten unterwegs war. Sie besaß einen eigenen Wagen, einen alten Skyline, was ungewöhnlich war für einen Bewohner des Areals; ihr Mitbewohner und ein paar Nachbarn zahlten eine monatliche Gebühr an eine Straßengang, die ein Auge auf ihre Fahrzeuge hatte. Sie kannten das Kennzeichen, und Thorne hatte einen Firmenhelikopter bereitstellen lassen für den Fall, dass sie den Wagen verfolgen mussten.
»W ir glauben nicht, dass sie Bayle herumkutschiert oder ihm bei den Morden hilft«, sagte White. »A ber vielleicht hat sie ihm Proviant gebracht oder ihm Unterschlupf gewährt. Wir wissen nicht, ob er in der Wohnung ist, aber möglich wär’s, deshalb gehen wir kein Risiko ein, verstanden? Wenn nur das Mädchen da ist, nehmen wir sie fest und verhören sie. Wenn die Wohnung leer ist, sichern und durchsuchen wir sie.«
Knightly gähnte ausgiebig. »W hite, verdammt noch mal, Sie sind hier doch nicht im Scheißfernsehen.«
»S ie sind ein Arschloch, Knightly.«
»E s ist noch nicht mal acht Uhr morgens!«, blaffte er. »S ie können mich mal. Ich sollte jetzt entweder im Bett liegen oder mir die Eier von einer ehemaligen sowjetischen Schullehrerin mit hoffnungslosem Männerhass enthaaren lassen. Stattdessen steh ich hier im Scheißmorgengrauen und gucke mir an, wie Sie einen Haufen Profis beim Händchen nehmen. Dabei sollten die den Job mit geschlossenen Augen erledigen. Wir wissen, wo sie sind, wir wissen, wie sie aussehen, und wir müssen sie schnappen. Das ist keine Raketenwissenschaft, aber wir stehen immer noch hier rum.«
»M üssen Sie eigentlich immer Ihre Eier im Gespräch unterbringen?«, fragte Kate. Wenn sie die Augen schloss, sah sie die Fotos vom Bankparkplatz in erschreckenden Rot- und Weißtönen. Gewundenes Gedärm, zerfetztes Fleisch und zerschmetterte Knochen. Morrells aus dem Schädel quellende Augen, in denen sich noch das Grauen und die Qual des Endes spiegelten.
»I mmer. Meine Eier sind was Schönes. Wer was anderes behauptet, ist ein Lügner und wahrscheinlich neidisch.« Knightly seufzte und steckte sich am Stummel der dritten die vierte Kippe an. »W enn ich nicht genug Schlaf kriege, schlägt mir das auf den Darm. Heute Abend werd ich scheißen müssen wie bekloppt.«
Naylor suchte Kates Blick und sagte: »W illkommen in der Truppe.«
White wartete, bis sich das Geplapper gelegt hatte, dann sagte er: »W ir teilen uns auf zwei Wagen und den Van auf. Knightly, Sie fahren mit Friedman, denn Sie scheinen gut miteinander auszukommen. Marquez kommt mit mir. Naylor, Enright und Lee nehmen den Van. Lee und Enright bleiben bei den Fahrzeugen und geben uns Rückendeckung. Der Rest von uns geht forsch rein, Marquez und ich übernehmen die Führung. Falls jemand fragt, wir sind von der Bundespolizei.«
Kate hätte beinahe spöttisch salutiert und die Hacken zusammengeschlagen. »I st klar.«
»S ollte Bayle da sein,
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