Das Areal: Thriller (German Edition)
an, wenn sie sich ernsthaft verletzt hätte, wäre sie entweder schon tot oder läge im Koma. Jedenfalls hat sie Fieber. Nicht sonderlich hoch, aber das ist trotzdem kein gutes Zeichen. Ich würde sie am liebsten zu jemandem wie dem Türken bringen, aber wir wissen nicht, wer hinter ihr her ist, und ich möchte nicht das Risiko eingehen aufzufallen, solange sie in diesem Zustand ist.«
»S ie hat immer wieder ›Sirius‹ geschrien.«
»I ch weiß.«
Kate erwachte auf einem muffigen Sofa, mit einem Verband um den Kopf. Zwei Personen beobachteten sie von der anderen Seite des Raumes aus. Ein halbwüchsiges Mädchen mit wildem dunklem Haar und den zu weißen Augäpfeln eines Speedfreaks. Sie beobachtete Kate mit wachsamer Zurückhaltung. Als Kate sich regte, sagte sie zu dem Mann an ihrer Seite: »S ie ist wach. Ich hab gewusst, dass sie es schaffen würde.«
»H ol ihr ein Glas Wasser, Ghost.« Der Mann verlagerte seine Position auf dem Stuhl. Er bewegte sich langsam und steif, als wäre er zwanzig Jahre älter, als er aussah, und sie erkannte sein Gesicht wieder. Er war blass, unrasiert, verschwitzt, doch dies war das Gesicht von einem der Verbrecherfotos aus der Werkstatt, der Ex- CIA -Agent Turner. Er wirkte wie ein alter Wolf, hohlwangig und halb verhungert. Erschöpft und gleichzeitig gefährlich. Er wusste etwas über sie, und das machte ihn unruhig.
»W o sind wir?«, fragte Kate. Sie versuchte sich zu erinnern, was Thorne über Turner gesagt hatte. Von der CIA entlassen. Gefährlich. Erkundigt sich nach Bayle. Hat einen Mann getötet, um seinen eigenen Tod vorzutäuschen. Dachte an Bayles Tiraden und stellte fest, dass sie nicht mehr wusste, ob sie Thorne Glauben schenken sollte. Ihr Kopf war leer und wirr. Wortfetzen kamen ihr in den Sinn und entglitten ihr wieder.
»A n einem sicheren Ort. Jedenfalls für den Moment. Was ist Ihnen zugestoßen?«
»D a war ein Mann … er wollte mich töten. Er hat mich im Dunkeln gefangen gehalten, ich weiß nicht, wie lange. Ich konnte fliehen. Ich glaube … dann wurde ich ohnmächtig.« Sie flunkerte ein wenig, behielt die Einzelheiten für sich. »W er sind Sie?«
»M ein Name ist Turner. Das ist Ghost. Wissen Sie noch, was Sie gerufen – geschrien – haben, als wir Sie gefunden haben?«
»N ein. Wo sind wir?«
»A n einem sicheren Ort«, wiederholte er, dann fielen Kate erneut die Augen zu.
»G host und ich hatten gerade die Wohnung eines Mannes untersucht, von dem ich annehme, dass er verschwunden ist, als Sie aus der Hintergasse gerannt kamen, den Rücken voller getrocknetem Blut, verdreckt, leichenblass und verschwitzt«, sagte Turner eine ganze Weile später. »A n Ihrem Gürtel war ein leeres Waffenholster befestigt. Sie haben unverständliches Zeug gebrabbelt und immer wieder ›Sirius‹ geschrien. Als wir Sie erreicht hatten, sind Sie ohnmächtig geworden. Die Sache ist die, der Name sagt mir etwas. Ich höre den nicht zum ersten Mal, deshalb haben wir Sie, so gut es ging, versorgt und in die Wohnung geschleppt. Wie fühlen Sie sich?«
»M üde. Benommen. Hungrig. Aber ich werd nicht gleich wieder schlappmachen.«
»I hre Kopfverletzung sieht übel aus, und Ghost hat sie verbunden, aber ich glaube, Ihre Ohnmacht war unter anderem auch Ihrer Erschöpfung geschuldet. Greifen Sie zu.« Er reichte ihr einen Teller mit Fleischpasteten. Kate bekam augenblicklich Magenknurren, und sie brachte ein schwaches Lächeln zustande.
»D anke. Dann wissen Sie über Sirius Bescheid?«
»E in wenig. Was wissen Sie darüber? Weshalb haben Sie den Namen gerufen?«
Sie nahm einen Bissen und kaute, um ihr Zögern zu überspielen. Es schmeckte so gut, dass sie beinahe in Tränen ausgebrochen wäre. Sie fragte sich, wie lange es wohl her sein mochte, dass sie etwas gegessen hatte. »I ch weiß es nicht. Ich kann mich nicht mehr erinnern. Ich war gerade erst nach draußen gekommen, verstehen Sie?«
Turner seufzte, und Kate konnte sich des hässlichen Verdachts nicht erwehren, dass er ihr Ausweichen bemerkt hatte und auch ihren Beweggrund erahnte. »O kay«, sagte er. »A lso alle Karten auf den Tisch. Vielleicht bekommen wir dann eine richtige Unterhaltung zustande, und Sie können sich waschen und nach Hause gehen, oder Sie lassen sich vom Arzt untersuchen oder gehen zu den Cops. Egal. Der Typ, in dessen Wohnung wir uns befinden, heißt Anthony Bayle …« Kate hatte offenbar scharf eingeatmet, denn Turner hob eine Braue und fuhr dann fort: »I ch nehme an, Sie haben
Weitere Kostenlose Bücher