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Das Auge des Basilisken

Das Auge des Basilisken

Titel: Das Auge des Basilisken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kingsley Amis
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sagte Viktor:
    »Gut, ich bin dabei, wenn sonst niemand will.«
    »Bist du sicher, daß dir nach Glücksspiel zumute ist?«
    »Absolut.«
    »Nun gut, auf deine Verantwortung. Alexander, bist du auch dabei?«
    »Nein danke, Leo, ich muß an meinen Gast denken.«
    »Er ist mehr als willkommen, mitzutun.«
    »Das kann ich nicht erlauben, er hat ein schlechtes Kartengedächtnis.«
    »Dann werden wir wohl auf ihn verzichten müssen. Aber du machst mit, Boris, ja?«
    »Tut mir leid, ich habe noch Verschiedenes zu erledigen.«
    »Du hast immer irgendeinen verdammten Vorwand. Ich glaube, du hast Angst, dein Geld zu verlieren.«
    »Du weißt, daß es das nicht ist«, sagte Boris in verletztem Ton.
    »Natürlich ist es nicht das«, sagte Viktor verdrießlich. »Die Sache ist die, daß man in Kursk nicht spielt, und was man in Kursk nicht tut, darf anderswo auch nicht getan werden. Das ist es, nicht wahr, Boris?«
    Einen Augenblick lang hatte es den Anschein, als sei Boris schwankend geworden, dann aber schüttelte er energisch den Kopf. »Nein, ich muß noch arbeiten.«
    »Spielverderber«, sagte Viktor. »Nun, dann also nur wir zwei, Leo.«
    In diesem Augenblick blickte der Major auf und sagte: »Sie können jetzt den Tee nehmen«, augenscheinlich eine Redensart, die den jüngeren Offizieren das Verlassen des Tisches gestattete.
    »Danke, Herr Major. Gute Nacht, Herr Major.«
    Leo, Viktor und Boris standen auf, schlugen die Hacken zusammen und verließen das Speisezimmer. Theodor wollte sich ihnen anschließen, aber Alexander legte ihm die Hand auf den Arm und sagte, sie hätten noch Wein in den Gläsern. Nach wenigen Minuten verließen auch Major Yakir und sein Gefährte den Raum, und Alexander entließ die wartende Ordonnanz.
    »Nun?« fragte Markow.
    »Sobald es ganz dunkel ist, werden Viktor und Leo hinausgehen und mit altmodischen Revolvern aufeinander schießen.«
    »Schießen … Auf welche Distanz?«
    »Hm; dreißig Meter? Zwanzig Meter? Es ist nicht der sichere Tod – man zeigt sich nicht, zumindest nicht absichtlich: man ruft, und der andere feuert auf die Stimme. Aber die treiben es noch so lange, bis jemand getötet wird, einer von ihnen oder ein Passant.«
    »Wo tun sie das? Das Krachen der Schüsse …«
    »Schalldämpfer. Ich ging einmal mit, dachte, es sei ein Scherz. Aber es war keiner. Wir waren zu viert, ich und diese beiden und der andere Subalternoffizier, der heute abend Dienst hat. Als ich das erste Mal rief, stand ich im tiefen Schlagschatten an der Ecke eines Gebäudes. Eine Kugel traf die Wand neben mir, und ein herausgerissener Splitter schnitt mir in die Wange, und eine zweite Kugel hörte ich ungefähr in Schulterhöhe und weniger als einen Meter vorbeizischen. Da fing ich an zu laufen und blieb erst wieder stehen, als ich in der Offiziersmesse war. Wenn das Feigheit ist, dann bin ich ein Feigling.«
    Theodor schüttelte den Kopf. »Nur ein Dummkopf sucht die Gefahr.«
    »Sie mögen sich fragen, warum sie einander nicht jede Nacht töten oder verletzen, wenn die Schüsse, die sie auf mich abfeuerten, Durchschnitt waren. In meiner Naivität hatte ich nicht gemerkt, daß die jedem Teilnehmer abverlangte ehrenwörtliche Versicherung, nach dem Ruf stocksteif stehenzubleiben, nicht allzu buchstäblich genommen werden darf. Aber als ich meinen Fehler erkannte, versuchte ich es nicht noch einmal. Ich mache mir Sorgen um Boris. Er ist der Typ, der es so lange buchstäblich nimmt, bis es ihn erwischt. Natürlich mag es sein, daß sie ihn nicht dazu überreden können, seine Ausbildung und sein Temperament sind strikt gegen derlei Unfug, aber er hat die Schwäche, daß er schneidig und flott sein möchte, und da setzt Viktor den Hebel an. Viktor … bald wird er dort draußen herumschleichen und drauflosballern. Wenigstens ist Leo nüchtern. Aber das verschlimmert die Sache womöglich.«
    »Warum verständigen Sie nicht den Major?«
    »Bevor sie mir das Spiel erklärten, nahmen sie mir auch in diesem Punkt das Ehrenwort ab. Ein schönes Spiel!«
    »Und wenn Sie es anonym machten?«
    »Sie würden trotzdem wissen, daß ich es war. Ich mache mir in einer anderen Weise auch Sorgen um den Major. Sie kennen ihn nicht, aber in der Regel ergreift er gern das Wort, und er scheint uns alle zu mögen, selbst Leo. Nun, Sie sahen, wie schweigsam er war, und ich weiß nicht, ob Sie den Blick bemerkten, den er mir zuwarf, als er gute Nacht sagte. Was er auch war, freundlich war dieser Blick nicht.«
    »Vielleicht

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