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Das Baby vom Deich

Das Baby vom Deich

Titel: Das Baby vom Deich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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permanent vernachlässigen muss. Keine Geburtstagsfeiern, selten gemütliche Abende. Hobbys werden kaum wahrgenommen, außer im Urlaub."
"Was haben Sie für Hobbys?"
"Reiten, surfen, schwimmen, faulenzen und Pralinen herstellen."
"Pralinen herstellen?"
"Ja, ich liebe Pralinen, und wenn ich mal Zeit habe, probiere ich etwas Neues aus. Sie glauben gar nicht, wie eine Prise Muskatnuss oder selbst Pfeffer den Geschmack verfeinert."
"Pfeffer in Pralinen? Hört sich ungeheuer appetitlich an."
"Ja, das schmeckt man nicht wirklich, aber wie gesagt, es unterstreicht den Gout."
"Ich ziehe da Zucker, Nüsse und Alkohol vor."
Sie lachte leise.
"So, wir sind da." Er öffnete das Tor, fuhr den Wagen herein und schloss es wieder, nahm ihr die Reisetasche ab.
"Geradeaus ist das Wohnzimmer. Ich zeige Ihnen das Zimmer."
Er öffnete eine Tür, ließ sie vorgehen. "Nicht luxuriös."
"Dafür sieht es gemütlich aus."
"Daneben die Tür ist die Dusche." Er stellte die Tasche auf einen Stuhl. "Ich geben Ihnen einen Lappen, damit Sie den größten Schmutz entfernen können. Ich trink noch etwas, möchten Sie auch?"
"Ja, wieder Campari?"
"Wenn Sie möchten, selbst das."
"Eine etwas ungewöhnliche Mischung. Wie sind Sie darauf gekommen?"
Er lief in das Wohnzimmer, zögerte kurz. "Meine Frau hat das gern getrunken und ich irgendwann ebenfalls."
"Sie sind geschieden, hat mir Serena erzählt."
"Diese Frau hat eine blühende Fantasie. Ich bin nicht geschieden, sondern meine Frau kam bei einem Autounfall ums Leben." Aha, man hatte sich über ihn unterhalten, dachte er eher belustigt als aufgebracht.
"Oh Entschuldigung!"
"Ist gut." Er verschwand in der Küche. Er hasste diese nichtssagenden, dümmlichen Phrasen.
Wenig später reichte er ihr ein Glas. "Sie dürfen sich setzen."
"Ich wollte Sie nicht stören."
"Dann hätte ich Ihnen das nicht angeboten, wenn es mich stören würde. So ein aufopferungsvoller Menschenfreund bin ich gewiss nicht. Ich gehe sowieso schlafen. Mein Schlummertrunk! Wenn etwas sein sollte, dürfen Sie mich stören", lächelte er, schaute sie an. Augenblicklich stellte sich das Kribbeln bei ihm wiederkehrend ein. Wie würde sie reagieren, wenn ich sie ...
Sie stand plötzlich so rasch auf, dass er zusammenzuckte, da er in Gedanken gewesen war und etwas von dem Drink verschüttete, leise fluchte.
"Entschuldigung, ich wollte ..."
Er runzelte die Stirn, stellte sein Glas ab. "Entschuldigen Sie sich bloß nicht ständig. Ich habe geträumt und mich erschrocken. Finis!" Warum mussten Frauen permanent nerven? Er ging in die Küche und holte einen Lappen.
"Geben Sie her, ich putze es weg."
"Geht schon." Rasch wischte er die Flüssigkeit auf, spülte den Lappen und ging in den Raum zurück und reichte ihr den Lappen. "Für Ihre Reisetasche. Danach kommt er in den Müll. Ich gehe schlafen. Gute Nacht!" Er griff nach dem Glas und betrat sein Schlafzimmer.
Wenig später stand er unter der Dusche und ließ warmes Wasser über seinen Körper prasseln. Seine Gedanken waren bei der Frau nebenan und da war es wieder, dass Verlangen nach mehr. Warum eigentlich nicht?
Er drehte das Wasser ab, zog über den nassen Körper den Bademantel, rubbelte seine Haare trocken, brachte sie mit den Fingern etwas in Ordnung, betrat sein Schlafzimmer und hockte sich vor den Kamin, wo kurze Zeit darauf die Flammen züngelten, die sich schnell zu einem Feuer ausweiteten.
Er blickte in die lodernden Feuersäulen, gewahrte die sprühenden Funken, hörte das leise Knistern und Knacken.
Nun sah er ein paar grüne Augen vor sich. Iris hatte es geliebt, wenn die rötliche Glut den Raum erhellte. Ihre grünen Augen hatten wie mit Gold gesprenkelt geleuchtet. Katzenaugen, hatte er sie bezeichnet. Hier hatten sie wahrscheinlich den Sohn gezeugt und noch heute wusste er jede Kleinigkeit des Tages, als sie ihm sagte, dass sie schwanger ist. Es war einer seiner schönsten Tage gewesen, da es ein geplantes Wunschkind war. Er sah sie vor sich, als wenn sie noch greifbar wäre, und spürte doch, den leichten Schmerz des Verlustes. Der war zwar im Laufe der Jahre weniger geworden, nur ganz verschwinden würde er nie. Am Abend vor ihrem Tod hatten sie hier gesessen. Sie hatte Tobias gestillt und er hatte beide im Arm gehalten, glücklich, überglücklich, nicht ahnend, dass einen Tag später alles vorbei war, er beide für immer verloren hatte.
Faktisch war er bis dahin immer ein Glückspilz gewesen. Er hatte eine tolle Kindheit verlebt, nie Probleme in der Schule gehabt. Ihm

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