Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)
Juliette erahnen, wie er mit fünfzig, sechzig aussehen würde, oder als alter Mann.
»Gib uns nicht auf«, bat er sie. »Ich weiß, dass ich dich enttäuscht habe. Ich habe mich auch selbst enttäuscht. Gib uns eine Chance. Bitte.«
Juliette drehte sich auf die Seite, um ihn nicht ansehen zu müssen. Sie wusste, dass er alles wiedergutmachen wollte, und sie wusste, dass Lucas und Max ihren Vater im Haus brauchten.
Ihre Mutter, ihr Vater, alle wollten, dass Juliette Nathan wieder aufnahm.
Aber es war doch nicht in Ordnung, eine Entscheidung unter Druck zu treffen, oder?
Aber wenn sie ihre Familie wieder glücklich machen könnte, würde sie auch wieder glücklich werden. War es das nicht wert?
Würde sie ihm verzeihen können?
Gandhi hatte mal gesagt, die Bereitschaft zu verzeihen zeuge von Stärke. Sie wusste nur nicht, ob sie diese Stärke besaß.
33. Kapitel – Caroline
Viel Glück zum Vatertag, Daddy!« Savannah sprang aufs Bett und schaffte es irgendwie, genau zwischen Caroline und Peter zu landen.
Caroline wunderte sich, dass sie erst kürzlich bemerkt hatte, wie anmutig Savannah sich bewegte.
Savannah gab Peter einen schmatzenden Kuss. »Ihh, du bist ganz kratzig, Daddy.«
»Findest du?«, fragte Peter. Er rieb seine Wange an Savannahs Arm. »So kratzig wie Mommys Nagelfeile?«
»Nein, so kratzig wie Schmirgelpapier!« Savannah streichelte Carolines Gesicht. »Mommy ist ganz weich.«
»Wie wär’s, wenn ich zur Feier des Tages noch ein bisschen schlafen dürfte?«, fragte Peter.
Caroline zog Savannah an sich, in der Hoffnung, dass sie alle wenigstens noch ein paar Minuten dösen konnten. »Komm, leg dich zu mir.«
Savannah blieb ganz still liegen, die Arme an den Körper gedrückt, zweifellos bemüht, ihren Eltern den Gefallen zu tun trotz ihrer Ungeduld aufzustehen. »Wollen wir Daddy das Frühstück ans Bett bringen?«, flüsterte sie. »Wie wir es am Muttertag bei dir gemacht haben?«
Caroline drehte sich auf die Seite und schaute Savannah an. »Ich habe noch eine bessere Idee, mein Schatz. Wir gehen mit Daddy zum Frühstück aus.«
»Aber heute ist doch Vatertag«, entgegnete Savannah ohne den quengeligen Unterton, den man von einer Fünfjährigen erwarten könnte, von der man verlangte, mit der Tradition zu brechen. Kinder mochten keine Veränderungen. Einmal mehr befürchtete Caroline, dass Savannah zu brav war.
»Ich weiß«, sagte Caroline. »Und in vielen Restaurants kann man ein spezielles Vatertagsfrühstück bestellen.«
»Aber eigentlich müssten wir es ihm machen.«
Woher hatte sie diese rigiden Vorstellungen von Familientradition? Aus dem Fernsehen?
Peter verkroch sich tiefer unter seiner Decke.
Jetzt ein aufwendiges Frühstück zubereiten zu müssen, hatte ihr gerade noch gefehlt. »Also gut, Liebes. Gleich«, sagte Caroline.
Savannah kuschelte sich enger an sie heran und wickelte eine Ecke des Lakens um ihre Faust. »Mommy?«
Caroline hörte den ängstlichen Unterton, der sie so schnell entnervte. Er erinnerte sie an ihre eigene Unfähigkeit auszusprechen, was sie wirklich dachte oder fühlte. »Was denn, mein Schatz?«
»Was meinst du, was der andere Daddy heute macht?«
Caroline überlegte, was sie darauf antworten sollte. Schließlich entschied sie sich für Ehrlichkeit.
»Ich nehme an, dass er bei seinen Söhnen ist, Mäuschen.« Sie und Peter hatten Savannah so vorsichtig wie möglich von Nathans Familie erzählt. Es war nicht leicht gewesen, aber am Ende wurde alles nur noch schwieriger, wenn man Dinge unter den Teppich kehrte.
»Seine echten Kinder«, konstatierte Savannah trocken. Caroline hätte ihr gern widersprochen, aber ihr fehlten die Worte, um das, was sie sagen wollte, so auszudrücken, dass Savannah es verstehen würde. Sie drückte ihre Tochter fest an sich.
»Daddy und ich haben dich ganz lieb.«
Was sonst hätte sie ihr sagen sollen?
Nachdem sie ausgiebig gefrühstückt hatten, duschten sie und machten sich fertig für einen Besuch bei Peters Eltern. Auf der Fahrt genossen sie das wohlige Gefühl nur wir drei . Kaum parkte Peter vor seinem Elternhaus, verspannte Caroline sich.
»Ich freue mich nicht gerade darauf«, sagte sie.
»Mach dir keine Sorgen«, sagte Peter. »Ich krieg das schon geregelt.«
»Was kriegst du geregelt, Daddy?«, krähte Savannah vom Rücksitz aus.
»Grandma und Grandpa. Denen gefällt es manchmal nicht, was Mommy und ich tun.«
»Was denn zum Beispiel?«
Zum Beispiel, was wir im Moment vorhaben . Caroline
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