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Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Titel: Das Band der Wünsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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heißen?«
    »Ich bin umgezogen.«
    Nathan war ein Meister darin, das Thema zu wechseln. »Das wusste ich nicht. Woher auch?«
    Einen Moment lang herrschte drückendes Schweigen in der Leitung.
    »Gute Frage«, sagte er. »Woher hättest du das wissen sollen? Aber es spielt auch keine Rolle. Hör zu. Ich habe die Fotos neulich zum ersten Mal gesehen. Juliette hat deinen Brief aufgemacht, aber sie hat mir erst jetzt davon erzählt.«
    Seine Worte warfen zahllose Fragen auf. Tia fühlte sich wie gelähmt, wusste nicht, auf welchen Teil seiner Aussage sie zuerst reagieren sollte.
    »Sie sieht uns ähnlich«, sagte Nathan in die Stille hinein. »Die Kleine.«
    Tia umklammerte das Telefon. Uns. Es gab immer noch ein »Uns«. Sie öffnete die oberste Kommodenschublade und nahm ein Foto von Honor heraus. Ja, Nathan hatte recht. Sie waren endlich eins geworden. In ihrer Tochter.
    »Wirklich markant«, sagte Nathan.
    »Was heißt ›markant‹?«
    »Charaktervoll. Ihre Augen, irgendwie …«
    »Ich weiß, was ›markant‹ bedeutet.« Nathan, der ewige Professor. »Ich möchte wissen, was du damit meinst. Willst du damit sagen, dass sie nicht hübsch ist? Nicht süß?«
    Hatte seine Frau, die blonde Prinzessin, das vielleicht gesagt? Also, besonders hübsch ist sie nicht, Nathan, aber sie hat ein markantes Gesicht .
    »Doch. Ich wollte nur sagen, dass ihr Aussehen mich verblüfft. Ehrlich gesagt, es hat mich ziemlich umgehauen.«
    »Inwiefern?«
    »Sie sieht Max so ähnlich, meinem jüngeren Sohn«, sagte Nathan. »Juliette hat sich gar nicht mehr eingekriegt.«
    Tia wurde ganz mulmig zumute bei der Vorstellung, wie Juliette Honors Foto begutachtete. Über sie nachdachte. Über sie redete. »Was hat Juliette denn sonst noch gesagt?«, wollte Tia wissen.
    »Tia, das ist für uns alle schwierig.«
    »Für dich ist es nur schwierig, weil ich dir die Augen geöffnet habe. Wenn ich dir diese Fotos nicht geschickt hätte, hättest du dein Lebtag nicht erfahren, ob deine Tochter beeindruckend ist oder nicht.«
    Er schwieg.
    »Hat es dich überhaupt interessiert? Hast du dich jemals gefragt, ob du einen Sohn oder eine Tochter hast? Hättest du dich jemals bei mir gemeldet?«
    »Willst du wissen, ob ich mich je für das Kind interessiert habe oder für dich?«
    »Das spielt keine Rolle.« Tia dachte an Bobby. Er hatte sie in den Armen gehalten, als man ihr gekündigt hatte, obwohl sie so betrunken gewesen war, dass sie sich auf die Schuhe gekotzt hatte. Sie würde sich von Nathan und seinem Geschwätz, dass nur seine Familie zählte, nicht beirren lassen. »Denn du hast dich ja nicht bei mir gemeldet, nicht wahr?«
    »Juliette meint, ich sollte sie besuchen.«
    Tia und Nathan trafen sich am nächsten Morgen in einem unscheinbaren Café in Quincy, einer Stadt, die leicht zu erreichen war, aber weit genug weg lag von Jamaica Plain und Wellesley. Natürlich hatte Nathan den Treffpunkt gewählt und angeboten, ihr ein Taxi zu bezahlen.
    Sie nahm den Zug.
    Er erwartete sie bereits in einer der mit Leder gepolsterten Nischen. Tia gab sich alle Mühe, sich nicht anmerken zu lassen, dass ihr bei seinem Anblick fast das Herz stehen blieb. Er sah gut aus. Älter, aber immer noch attraktiv. Vielleicht ein bisschen kompakter. Am liebsten wäre sie mit den Fingerspitzen über seinen Handrücken gefahren.
    »Weiß deine Frau, dass wir uns treffen?« Ihre Stimme zitterte.
    »Nicht direkt.« Nathan schüttelte ihr die Hand. Die Berührung seiner Haut war ihr noch immer vertraut. »Ich habe dir einen Kaffee und einen Scone besorgt.«
    »Nicht direkt« bedeutete nein. Zögernd zog sie ihre Hand aus seiner. Sie setzte sich auf die Bank. Sie war zu hoch. Tia konnte es nicht ausstehen, wenn die Beine baumelten und ihre Füße den Boden nicht erreichten. Sie trug hochhackige Schuhe, ein Sommerkleid und eine Strickjacke über den Schultern. Mädchenhaft, wie er es mochte.
    Nathan schob den Scone zu ihr hin. »Probier mal. Mein Muffin war ganz gut.«
    »Warum wundert dich das? Es gibt nicht nur bei Starbucks leckere Sachen«, sagte Tia.
    Nathan lächelte. »Es macht dir also immer noch Spaß, mich als arrogant hinzustellen, was? Nichts ändert sich, oder? Du bist immer noch meine Kleine aus dem Arbeiterviertel, nicht wahr?«
    »Wer stellt dich denn als arrogant hin? Und ich bin nicht mehr deine Kleine.« Sie brach ihren Scone in Stücke. Überlegte, was sie tun konnte, um gebildeter zu wirken, weniger wie die Kleine aus dem Arbeiterviertel. Das hatte sie

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