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Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Titel: Das Band der Wünsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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damals schon genervt: Sie hatte für ihn das gefallene Mädchen gespielt, und er war ihr Liebhaber aus gutem Hause gewesen. »Ich nehme an, die Antwort lautet nein. Sie weiß nicht, dass du hier bist.«
    »Ich muss wissen, was du willst, Tia. Warum du mir diese Fotos geschickt hast. Juliette … na ja, du kannst dir vielleicht vorstellen, wie sie darauf reagiert hat. Es hat sie völlig fertiggemacht.«
    Juliette. Juliette .
    Sie konnte es nicht ausstehen, den Namen aus Nathans Mund zu hören. Der französische Name klang so rein, so elegant. Irgendwann hatte sie alle Wörter gehasst, die mit J anfingen und irgendwie französisch klangen.
    Jacques.
    Jongleur.
    Je t’aime.
    Tia klang so hart, mit dem T am Anfang. Taxi . Tücke. Tohuwabohu .
    »Juliette will wissen, was das für Leute sind – die Adoptiveltern«, sagte Nathan. »Und ich auch. Jetzt wo du das Schweigen gebrochen hast, wollen wir alles wissen.«
    Nathan trug ein frisches hellblaues Hemd, das so perfekt gebügelt war, dass Tia sich fragte, wie man so was machte. Sie selbst bekam diese rasiermesserscharfen Bügelfalten und glatten Flächen nie richtig hin. Besaßen andere Leute einfach bessere Bügeleisen? Vielleicht hatten Frauen wie Juliette Werkzeuge, die nur Angehörigen der Oberschicht zur Verfügung standen: Schönheitswaffen, die auf geheimen Webseiten angeboten wurden, und Bügeleisen, die man nur mit dem richtigen Passwort erwerben konnte.
    »Ich verstehe nicht, warum … J-Juliette «, sie verschluckte sich fast an dem Namen. »Juliette « , wiederholte sie. »Ich verstehe nicht, warum sie sich überhaupt für diese Geschichte interessiert, geschweige denn, warum sie alles wissen will.«
    »Sie findet, dass sie dazugehört. Das Kind ist immerhin meine Tochter.«
    »Deine Tochter?« Tia umklammerte die Tischkante. »Du hast sie vielleicht gezeugt, aber sie ist nicht deine Tochter. Und eins will ich ein für alle Mal klarstellen – deine Frau hat nichts, aber auch rein gar nichts mit ihr zu tun.«
    »So wie du Frau aussprichst, hört es sich an, als wäre sie eine Aussätzige«, sagte Nathan. So direkt hatte er ihr gegenüber noch nie über Juliette gesprochen. »Warum bist du so wütend auf sie? Eigentlich müsste deine Wut mir gelten, oder?«
    Darauf fiel Tia keine Antwort ein. Er hatte recht.
    »Juliette klingt genauso, wenn sie über dich spricht.«
    »Vielleicht ist das unser Problem«, sagte Tia. »Da wir es nicht fertigbringen, dich wirklich zu hassen, hassen wir einander.«
    Nathan stand auf und ging um den Tisch herum. Sie hatten sich gegenüber gesessen. Jetzt setzte er sich neben sie. Tia spürte seine Körperwärme. Ihre Schenkel berührten sich, und sie fragte sich, ob das Zufall war.
    Er legte ihr einen Arm um die Schultern und zog sie an sich. Er gab ihr den Begrüßungskuss, auf den sie anfangs gewartet hatte. Es war ein flüchtiger Kuss, ihre Lippen berührten sich kaum, aber es war ein Kuss.
    Sie schluckte, als sie das Gewicht seines Arms um ihre Schultern spürte, ein Gewicht, von dem sie nie gedacht hatte, dass sie es noch einmal spüren würde. Warum in aller Welt fühlte sie sich in seinem Arm so sicher und behütet? Sie versuchte, dieses alberne Gefühl zu verscheuchen.
    »Wir finden eine Lösung«, sagte er. »Das verspreche ich dir.«
    Bis zu diesem Vormittag hatte Tia gar nicht gewusst, dass eine Lösung gesucht wurde, oder dass sie und Nathan ein »Wir« bildeten. Plötzlich waren sie ein Elternpaar.
    »Juliette möchte sie mit mir zusammen besuchen.«
    Tia atmete tief ein und aus, um sich zu beruhigen. Sie fuhr mit der Fingerspitze über die weißen Linien auf der marmorierten Tischplatte. » Wir beide sollten sie zusammen besuchen. Wir beide sollten in Erfahrung bringen, wie es ihr geht.«
    Nathan nahm ihre Hand. »Vielleicht hast du recht.«
    Sie traute ihm nicht, glaubte ihm nicht, dass er es ernst meinte.
    »Ja. Vielleicht hast du recht«, sagte Nathan noch einmal. »Ich melde mich bei dir.«

23. Kapitel – Tia
    Tia sprühte vor Energie, als sie aus Quincy zurückkam. Schon im Flur fing sie an aufzuräumen. Sie sammelte Schirme, Schuhe und Werbeprospekte ein, die auf dem Tisch und in den Regalen lagen. Ein einzelner Handschuh, ein paar alte Einkaufsbeutel aus Stoff und ein abgenutzter Eiskratzer wanderten auf den Haufen für den Müll.
    Der Eiskratzer hatte wahrscheinlich einem Vormieter gehört, und sie hatte vergessen, ihn beim Einzug wegzuwerfen. Oder vielleicht hatte sie ja auch die Hoffnung gehegt,

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