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Das Bernstein-Teleskop

Das Bernstein-Teleskop

Titel: Das Bernstein-Teleskop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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Kraftwerks kletterten am Rand der Schlucht entlang, um ein Stromkabel zur Bombe zu verlegen.
    Mrs. Coulter dachte nach. Wie sie lebend aus dieser Situation herauskam, stellte im Moment nur ein zweitrangiges Problem dar. Zuerst musste sie Lyras Haare aus der Bombe entfernen, bevor diese gezündet wurde. Die Haare aus dem Briefumschlag hatte Lord Roke nach Mrs. Coulters Verhaftung verbrannt. Der Wind hatte die Asche über den nächtlichen Himmel geblasen. Dann hatte der Spion sich zum La bor begeben und zugesehen, wie der Rest der kleinen, goldenen Locke in der Schwingungskammer installiert wurde. Er wusste jetzt zwar, wo die Haare sich befanden und wie man die Kammer öffnete, doch hatte er im Labor nicht eingreifen können. Dort erstrahlte alles in gleißendem Licht. Außerdem kamen und gingen ständig Techniker.
    Sie konnten die Locke also erst entfernen, wenn die Bombe fertig montiert war.
    Das erschien freilich angesichts der Rolle, die Pater MacPhail Mrs. Coulter zugedacht hatte, noch unmöglicher. Die Gewalt der Bombe resultierte aus der Trennung von Mensch und Dæmon, aus dem hässlichen Vorgang der Interzision also mit ihren Maschendrahtkäfigen und der silbernen Guillotine. Der Vorsitzende wollte die lebenslange Verbindung zwischen Mrs. Coulter und dem goldenen Affen kappen und mit der dadurch freigesetzten Energie Lyra töten. Mutter und Tochter würden auf eine Art sterben, die Mrs. Coulter selbst erfunden hatte. Ein raffinierter Plan, wie Mrs. Coulter zugeben musste.
    Ihre einzige Hoffnung war Lord Roke. Doch im Zeppelin hatte der Spion ihr flüsternd erklärt, die Wirkung seiner Giftsporen sei begrenzt. Er könne sie nicht andauernd einsetzen, da das Gift mit jedem Stich schwächer werde und dann einen Tag brauche, um sich wieder zu erneuern. Seine stärkste Waffe würde also bald ihre Kraft verlieren, und bis dahin mussten sie sich etwas anderes einfallen lassen. Mrs. Coulter setzte sich unter einen überhängenden Felsen neben einer Fichte, die sich mit ihren Wurzeln an der Wand der Klamm festhielt, und blickte sich um.
    Hinter ihr am oberen Rand der Schlucht stand, schutzlos der Gewalt des Windes ausgesetzt, das Kraftwerk. Ingenieure stellten soeben eine Reihe von Scheinwerfern auf, um das Kabel zur Bombe verlegen zu können. Ganz in der Nähe riefen Stimmen Befehle, und durch die Bäume flackerte Licht. Das armdicke Kabel selbst wurde von einer riesigen Rolle auf einem Lastwagen am oberen Ende des Hangs abgewickelt. Der Geschwindigkeit nach zu urteilen, mit der die Männer sich über die Felsen hinunterarbeiteten, würden sie die Bombe in spätestens fünf Minuten erreichen.
    Drunten hatte Pater MacPhail inzwischen die Soldaten auf ihre Aufgaben verteilt. Einige standen Wache und starrten mit schussbereiten Gewehren in die stürmische Nacht, andere öffneten die Kiste mit der Bombe und machten sie zum Anschluss an das Kabel fertig. Die Bombe glänzte regennass im weißen Scheinwerferlicht, eine unansehnliche Masse mit einem Gewirr von Drähten, die leicht zur Seite geneigt auf dem steinigen Boden stand. Die Scheinwerfer knisterten und summten, ihre Kabel schwangen im Licht hin und her, verspritzten glitzernde Tropfen und ließen wie bizarre Springseile Schatten über die Felsen wandern.
    Ein Teil der Bombe war Mrs. Coulter auf schreckliche Weise vertraut: die Drahtkäfige und die darüber hängende Klinge. Den Rest kannte sie nicht. Sie konnte hinter den Spulen, Isolatorketten und Leitungen kein Prinzip erkennen. Nur eins stand fest: Irgendwo in diesem Gewirr hing die kleine, alles entscheidende Locke.
    Links von Mrs. Coulter fiel der Hang steil ab und verlor sich im Dunkeln. Tief unten schimmerte etwas weiß und man hörte das Tosen des Wasserfalls von Saint-Jean-les-Eaux. Ein Schrei gellte durch die Nacht. Ein Soldat ließ sein Gewehr fallen, taumelte und fiel mit Händen und Füßen um sich schlagend und vor Schmerzen wimmernd zu Boden. Der Vorsitzende blickte zum Himmel hoch, legte die Hände an den Mund und brüllte etwas.
    Was trieb er da?
    Im nächsten Moment erhielt Mrs. Coulter die Antwort. Eine Hexe landete neben MacPhail.
    »Such alles ab!« Der Vorsitzende musste schreien, um den Wind zu übertönen. »Die Frau hat einen Komplizen. Er hat schon einige meiner Männer angegriffen. Du kannst im Dunkeln sehen. Finde ihn und töte ihn!«
    »Ein unbekanntes Objekt nähert sich uns«, rief die Hexe. Mrs. Coulter konnte sie in ihrem Versteck deutlich hören. »Es kommt von Norden.«
    »Das ist

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