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Das Bernstein-Teleskop

Das Bernstein-Teleskop

Titel: Das Bernstein-Teleskop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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Lidern und Kopfweh nach der unruhigen Nacht. Sie stand mit Lyra am Flussufer. Lyra wusch sich und Mary hielt verstohlen Ausschau nach Fußspuren des Mannes. Bisher hatte sie keine entdeckt.
    »Keine Ahnung«, sagte Lyra. »Aber sie müssen hier irgendwo in der Gegend sein. Kaum waren wir dem Schlachtgetümmel entronnen, liefen sie davon, als ob sie uns nicht mehr trauten. Ich kann es ihnen nicht verdenken. Wir wissen, dass sie in dieser Welt sind, und hatten schon mehrere Male das Gefühl, sie gesehen zu haben. Gut möglich, dass wir sie aufspüren, wenn wir lange genug Ausschau halten.«
    »Ich muss dir etwas sagen«, begann Mary zögerlich und erzählte dem Mädchen dann, was sie in der vorangegangenen Nacht gesehen hatte. Während sie noch sprach, stieß Will zu ihnen, und beide Kinder hörten ernst und mit großen Augen zu.
    »Wahrscheinlich war das bloß ein Reisender, der zufällig ein Fenster entdeckt hat und von irgendwoher in diese Welt gestiegen ist«, kommentierte Lyra, nachdem Mary ihren Bericht beendet hatte. In ihrem Innern war sie mit ganz anderen Dingen beschäftigt, und dieser Fremde verdiente nicht entfernt so viel Aufmerksamkeit. »Wills Vater hat es genauso gemacht«, fuhr sie fort. »Mittlerweile muss es alle möglichen Öffnungen geben. Außerdem, wenn er sich bloß umgeschaut hat und dann weitergezogen ist, kann er doch nichts Böses im Schilde führen, oder?«
    »Ich weiß nicht, mir kam er nicht geheuer vor. Und ich mache mir
    Sorgen, wenn ihr allein durch die Gegend streift - oder ich würde mir welche machen, wenn ich nicht wüsste, dass ihr schon ganz andere Gefahren überstanden habt. Ich weiß nicht recht. Bitte seid vorsichtig. Haltet die Augen auf. Wenigstens könnt ihr draußen in der Prärie einen Fremden schon von weitem kommen sehen ... «
    »Wenn wir ihn bemerken, können wir sofort in eine andere Welt ausweichen, da kann er uns nichts tun.«
    Sie waren fest entschlossen zu gehen und Mary wollte nicht mit ihnen streiten.
    »Versprecht mir wenigstens«, sagte die Wissenschaftlerin schließlich, »nicht unter Bäume zu gehen. Wenn der Mann noch in der Gegend ist, könnte er sich in einem Wäldchen oder einer Pflanzung versteckt halten. Dort würdet ihr ihn nicht rechtzeitig erkennen.«
    »Versprochen«, sagte Lyra.
    »Gut, dann packe ich euch noch etwas zu essen ein für den Fall, dass ihr den ganzen Tag unterwegs seid.« Mary nahm ein Fladenbrot, Käse und ein paar süße rote Früchte gegen den Durst, wickelte sie in ein Tuch und band eine Schnur darum, damit einer der beiden das Ganze auf dem Rücken tragen konnte.
    »Weidmannsheil«, rief sie zum Abschied. »Und passt auf euch auf.«
    Die Frau war aber immer noch besorgt und schaute ihnen nach, bis die beiden den Rand der Bergkette erreicht hatten.
    »Warum sie wohl so traurig ist«, sagte Will, als er mit Lyra die Straße bergauf ging.
    »Wahrscheinlich fragt sie sich, ob sie jemals wieder nach Hause kommt«, vermutete Lyra. »Und ob ihr Labor dann immer noch ihr gehört, wenn sie tatsächlich zurückkehrt. Und vielleicht ist sie auch traurig wegen des Mannes, in den sie so verliebt war.«
    »Hm«, machte Will. »Glaubst du, dass wir jemals nach Hause kommen?«
    »Keine Ahnung. Ich glaube sowieso nicht, dass ich ein Zuhause habe. Wahrscheinlich will man mich in Jordan College nicht mehr haben, und bei den Bären und Hexen kann ich auch nicht leben. Vielleicht würden mich die Gypter aufnehmen. Dagegen hätte ich nichts, wenn sie mich nur wollten.«
    »Und Lord Asriels Welt? Würdest du nicht dort leben wollen?«
    »Das ginge nicht gut.«
    »Warum?«
    »Denk an das, was der Geist deines Vaters sagte, kurz bevor wir aus dem Totenreich kamen. Er sagte, dass Dæmonen nur dann lange leben, wenn sie in ihrer eigenen Welt bleiben. Aber Lord Asriel, ich meine mein Vater, hat daran wahrscheinlich nicht gedacht, weil niemand so recht Bescheid wusste über andere Welten, als er mit seinem großen Vorhaben begann ... So viel Kühnheit und Wissen«, sagte sie nachdenklich, »vergeudet für nichts und wieder nichts.«
    Unterdessen kamen sie auf der Basaltstraße gut voran. Oben angekommen, schauten sie zurück.
    »Will?«, sagte Lyra. »Angenommen, wir finden sie nicht. Was dann?«
    »Ich bin mir sicher, dass wir sie finden. Nur frage ich mich, wie mein Dæmon wohl aussieht.«
    »Ich habe sie gesehen. Und ich habe sie aufgehoben«, gestand Lyra errötend, denn selbstverständlich war das eine grobe Taktlosigkeit, etwas so Privates wie den

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