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Das Bernstein-Teleskop

Das Bernstein-Teleskop

Titel: Das Bernstein-Teleskop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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basta!«
    Lyra sah, wie das Paar mit den Augen funkelte, aber Tialys schaute auf Wills Hand, die auf der Messerscheide an seinem Gürtel lag. Da ahnte Lyra, was Tialys dachte: Solange Will das Messer besaß, war er stärker als sie. Auf keinen Fall durften sie also erfahren, dass es zerbrochen war.
    »Nun gut«, räumte der Chevalier ein. »Wir werden euch helfen, denn so verlangt es der Auftrag, den wir übernommen haben. Aber ihr müsst uns sagen, was ihr vorhabt.«
    »Das ist nur recht und billig«, entgegnete Will. »Ich sage es Ihnen. Wir gehen zurück in Lyras Welt, sobald wir uns ein wenig ausgeruht haben, und dort wollen wir einen Freund treffen, einen Bären. Er ist ganz in der Nähe.«
    »Einen Panzerbären? Das ist gut«, sagte Salmakia. »Wir haben ihn kämpfen sehen. Dabei helfen wir euch natürlich. Aber danach müsst ihr mit uns zu Lord Asriel kommen.«
    »Ja«, log Lyra mit ernster Miene, »wir folgen Ihnen ganz bestimmt.« Pantalaimon war jetzt ruhiger, aber neugierig. Lyra ließ ihn auf ihre Schulter klettern und eine neue Gestalt annehmen. Während sie redeten, verwandelte er sich in eine Libelle von der gleichen Größe wie die der Spione, die durch die Luft schossen, und jagte hinter ihnen her.
    »Das Gift da«, erkundigte sich Lyra, wieder an die Gallivespier gewandt, »ich meine das in Ihren Sporen, ist das tödlich? Sie haben meine Mutter, Mrs. Coulter, damit gestochen. Wird sie daran sterben?«
    »Das war nur ein leichter Stich«, sagte Tialys. »Die volle Dosis wäre tödlich gewesen, aber so ein kleiner Kratzer macht sie nur für einen halben Tag schläfrig und schwach.«
    Und halb verrückt vor Schmerz, wie er nur zu genau wusste, aber das verschwieg er.
    »Ich muss mit Lyra unter vier Augen sprechen«, sagte Will. »Wir entfernen uns nur für eine Minute.«
    »Mit dem Messer da«, sagte der Chevalier, »kannst du von einer Welt in die andere wechseln, nicht wahr?«
    »Vertrauen Sie mir nicht?«
    »Nein.«
    »Gut, dann lasse ich das Messer hier. Wenn ich es nicht bei mir habe, kann ich es auch nicht benutzen.«
    Er legte die Lederscheide ab und ließ sie auf dem Felsen, dann entfernte er sich mit Lyra. Sie setzten sich in Sichtweite der Gallivespier nieder. Tialys begutachtete den Griff des Messers aus der Nähe, berührte ihn aber nicht.
    »Wir müssen mit ihnen vorlieb nehmen«, sagte Will. »Sobald das Messer wieder ganz ist, machen wir uns davon.«
    »Aber sie sind so schnell, Will«, gab Lyra zu bedenken. »Und sie würden dich ohne Skrupel umbringen.«
    »Ich hoffe bloß, dass Iorek die Klinge wieder ganz machen kann. Ich hätte nie gedacht, wie dringend wir sie einmal brauchen würden.«
    »Er kann das«, beruhigte sie ihn.
    Sie schaute Pantalaimon zu, wie er mit den anderen Libellen durch die Luft schoss und Motten jagte. Er konnte sich nicht so weit entfernen wie die Flugtiere der Spione, war aber genauso flink wie sie und sogar schöner gemustert. Sie hob die Hand, und sogleich kam er angeflogen und setzte sich mit langen vibrierenden Flügeln.
    »Glaubst du, wir können ihnen trauen, auch wenn wir schlafen?«, fragte Will.
    »Ich glaube schon. Sie sind zwar stolz und hitzig, meinen es aber ehrlich.«
    Damit kehrten sie zu den Gallivespiern zurück und Will sagte: »Ich lege mich jetzt schlafen. Morgen früh brechen wir auf.«
    Der Chevalier nickte. Der Junge legte sich hin und schlief sofort ein.
    Lyra setzte sich neben ihn, und Pantalaimon, der nun eine Katze war, kuschelte sich in ihren Schoß. Wie gut es für Will war, dass sie nun neben ihm wachte. Er kannte wirklich keine Furcht, und dafür bewunderte sie ihn sehr, aber er besaß kein großes Talent zum Täuschen und Lügen, was ihr wiederum so selbstverständlich gelang wie das Atmen. Als sie jetzt da rüber nachdachte, fühlte sie sich geradezu tugendhaft, denn sie tat das schließlich nur für Will und nie für sich selbst.
    Eigentlich hatte sie noch einmal das Alethiometer benutzen wollen, doch zu ihrer Überraschung fühlte sie sich jetzt so erschöpft, als wäre sie die ganze Zeit nicht bewusstlos, sondern wach gewesen. So legte Lyra sich neben Will und schloss die Augen für ein kurzes Nickerchen, wie sie sich einredete, ehe sie ebenfalls einschlief.

Wissen, worum es geht
     
     

    Will und Lyra schliefen die ganze Nacht durch, bis die ersten Sonnenstrahlen sie weckten. Sie wachten wenige Sekunden nacheinander auf und hatten beide den gleichen Gedanken: Doch als sie sich umschauten sahen sie Chevalier Tialys ganz in

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