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Das blaue Zimmer

Das blaue Zimmer

Titel: Das blaue Zimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Tiefkühlschrank auf?“
    „Das ist unser Abendbrot. Mit Schinken und Kartoffel salat.“
    „Ich hab einen Mordshunger. Laß uns essen und dann bei Delphine aufkreuzen. Hast du gesagt, sie macht eine Flasche Wein auf?“
    „Hat sie gesagt.“
    Er gähnte. „Es dürfen auch gerne zwei werden.“
     
     
    Der nächste Tag war ein Donnerstag. Es war heiß wie eh und je, aber jetzt war es nicht mehr so schlimm, weil man sich aufs Wochenende freuen konnte.
    „Wir fahren nach Wiltshire“, sagte Jill zu Robbie, während sie einen Schwung Kleidungsstücke in die Waschmaschine lud. „Du kannst im Fluß planschen und Blumen pflücken. Wiltshire, weißt du noch? Delphins Cottage? Weißt du noch, der Traktor auf dem Feld?“
    Robbie sagte „Traktor“. Er kannte erst wenige Wörter, und dies war eines davon. Er lächelte, als er es sagte.
    „Ganz recht. Wir fahren aufs Land.“ Sie fing an zu packen; zwar war es noch ein ganzer Tag bis zur Abfahrt, aber es ließ das Wochenende näher erscheinen. Sie bügelte ihr bestes Strandkleid, sie bügelte sogar Ians ältestes T-Shirt. „Wir woh nen in Delphins Cottage.“ Verschwenderisch kaufte sie kaltes Huhn und ein Körbchen Erdbeeren zum Abendessen. In Delphins wildem Garten wuchsen Erdbeeren. Sie stellte sich vor, wie sie sie pflücken würde, die heiße Sonne auf dem Rücken, die roten Früchte duftend unter den schützenden Blättern.
    Der Tag ging zur Neige. Sie badete Robbie, las ihm vor und brachte ihn in sein Bettchen. Als sie ihn allein ließ – die Augen fielen ihm schon zu, hörte sie Jans Schlüssel im Schloß und lief hinunter, ihn zu begrüßen.
    „Liebling.“
    Er stellte seine Aktenmappe hin und schloß die Tür. Er machte ein finsteres Gesicht. Sie gab ihm rasch einen Kuß und fragte: „Was ist passiert?“
    „Leider was Dummes. Wäre es sehr schlimm für dich, wenn wir nicht mit Delphine rausfahren würden?“
    „Nicht rausfahren?“ Vor Enttäuschung fühlte sie sich matt und leer, als würde sie ihres ganzen Glückes beraubt. Ihre Bestürzung stand ihr ins Gesicht geschrieben. „Aber – o Ian, warum nicht?“
    „Meine Mutter hat mich im Büro angerufen.“ Er zog sein Sakko aus und warf es über das Treppengeländer. Er lockerte seine Krawatte. „Es ist wegen Edwin.“
    „Edwin?“ Jills Beine zitterten. Sie setzte sich auf die Treppe. „Er ist doch nicht tot?“
    „Nein, das nicht, aber anscheinend ist es ihm in letzter Zeit nicht besonders gutgegangen. Der Arzt hat ihm gesagt, er soll sich schonen. Aber jetzt ist sein bester Freund „von hinnen ge schieden“, wie Edwin sich ausdrückt. Samstag ist die Beerdi gung, und Edwin besteht darauf, dazu nach London zu kom men. Mutter hat versucht, es ihm auszureden, aber es ist ihr nicht gelungen. Er hat für die Nacht ein Zimmer in einem mie sen, billigen Hotel gebucht, und Ma ist überzeugt, er kriegt einen Herzanfall und stirbt gleichfalls. Aber der springende Punkt ist, daß er sich in den Kopf gesetzt hat, zum Abendessen zu uns zu kommen. Ich habe ihr gesagt, das macht er nur, weil ihm ein kostenloses Essen lieber ist als eins, das er bezahlen muß, aber sie schwört, daß es nicht so ist. Er würde dauernd sagen, er sieht nie was von dir und mir, er hat unser Haus nie gesehen, er will Robbie kennenlernen… und so weiter, du weißt schon.“
    Wenn Ian sich aufregte, redete er immer zuviel. Nach einer Weile meinte Jill: „Müssen wir? Ich wäre so gerne aufs Land gefahren.“
    „Ich weiß. Aber wenn ich es Delphine erkläre, wird sie es verstehen und die Einladung später wiederholen.“
    „Es ist bloß… “ Sie war den Tränen nahe. „Es ist bloß, daß wir in letzter Zeit nie was Schönes oder Aufregendes erleben. Und wenn wir was vorhaben, wird wegen Edwin nichts dar aus. Warum kann sich niemand anders um ihn kümmern?“
    „Ich schätze, weil er nicht viele Freunde hat.“
    Jill blickte zu ihm hoch und sah ihre eigene Enttäuschung und Unentschlossenheit in seinem Gesicht gespiegelt.
    Sie fragte und wußte genau, wie die unvermeidliche Ant wort ausfallen würde: „Willst du, daß er kommt?“
    Jan zuckte bekümmert die Achseln. „Er ist mein Pate.“
    „Es wäre schon schlimm genug, wenn er ein lustiger alter Herr wäre, aber er ist trübsinnig.“
    „Er ist alt. Und einsam.“
    „Er ist langweilig.“
    „Er ist traurig. Sein bester Freund ist gerade gestorben.“
    „Hast du deiner Mutter gesagt, daß wir nach Wiltshire ein geladen sind?“
    „Ja. Sie meint, wir müssen es

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