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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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mit ihm stritt. War es vielleicht derselbe Yanga, dem ich vor so vielen Jahren geholfen hatte? Was war mit dem Anführer der Räuberbande, der ebenfalls Yanga hieß?
    Nachdem die beiden Männer ihre Meinungsverschiedenheit geklärt hatten, verkündete Yanga, es sei inzwischen zu spät, um noch zu einem Bergwerk zu reiten. Stattdessen werde man hier an Ort und Stelle das Lager aufschlagen. Vorräte wurden ausgepackt, und man zündete ein Kochfeuer an. Ich starrte Yanga an, bis ihm meine Blicke auffielen.
    Er gab mir einen Tritt. »Was glotzt du so? Willst du meine Seele vergiften und mich mit dem bösen Blick belegen?«
    »Ich kenne dich.«
    Er grinste. »Das tun viele Leute. Mein Name wird in ganz Neuspanien gerühmt.«
    »Bei unserer letzten Begegnung wurde er eher verhöhnt. Ich habe dir das Leben gerettet.« Genauer genommen waren es seine Eier gewesen, doch das läuft für die meisten Männer ohnehin auf dasselbe hinaus. Er war älter geworden und hatte weiße Strähnen im Bart, aber ich war sicher, dass es sich um den Yanga von damals handelte.
    Er sah mich argwöhnisch an. »Das musst du mir näher erklären.«
    »Man hatte dich an der Straße nach Jalapa an einen Baum gebunden. Ein Plantagenbesitzer wollte dich entmannen. Ich habe dich befreit, und du hast ihm schließlich die Eier abgeschnitten.«
    Er murmelte etwas in seiner Muttersprache, das ic h nicht verstand. Dann kauerte er sich wieder neben mich und musterte mich. Ich merkte ihm an, dass er versuchte, sich mein Gesicht jünger und ohne Bart vorzustellen.
    »Der Mann verspottete dich, weil du ein Prinz gewesen bist«, fuhr ich fort, »und er prahlte damit, dich vor den Augen seiner übrigen Sklaven zu kastrieren, um ihnen zu zeigen, welche Strafe auf Ungehorsam steht. Du wurdest geschlagen und dann an einen Baum gebunden. Der Mann warf einen Stein nach dir und sagte, das sei dein Abendessen.«
    Seine Miene verriet mir, dass ich richtig geraten hatte. Er war der Yanga, dem ich an der Straße nach Jalapa begegnet war. »Im Leben schließt sich immer wieder der Kreis«, pflegte Bruder Antonio zu sagen. »Wenn man nur genug Geduld hat, kehrt alles zu einem zurück.«
    Als ich noch etwas hinzufügen wollte, fiel er mir ins Wort. »Still. Lass das die anderen nicht hören.«
    Er ging fort und kehrte erst nach einer Stunde zurück. Er hatte uns beiden etwas zu essen mitgebracht und machte meine linke Hand los, damit ich zugreifen konnte.
    Seine Kumpanen hatten sich um das Lagerfeuer versammelt, prahlten und schmiedeten Pläne, was sie mit dem Geld, das sie für mich erhalten würden, anfangen sollten. Aus ihren Gesprächen schloss ich, dass sie bereits einige Indios und einen afrikanischen Bergwerkssklaven gefangen hatten, die jedoch alle nicht so kräftig und gesund gewesen seien wie ich.
    »Warum gehen entflohene Sklaven auf Sklavenjagd?«, fragte ich ihn.
    »Sieben Jahre lang habe ich gegen die Sporenträger gekämpft«, erwiderte er. »Und in dieser Zeit ist meine Truppe auf über hundert Mann angewachsen. Wir konnten uns nicht mehr mit Diebstählen durchschlagen, sondern brauchten Lebensmittel und wollten Familien gründen. Das jedoch bedeutete, dass wir uns bei Gefahr nicht mehr so rasch aus dem Staub machen konnten. Wir bauten hoch in den Bergen ein Dorf, und als die Soldaten kamen, trieben wir sie zurück in den Dschungel. Aber wir mussten stets einen Preis dafür bezahlen. Immer wenn wir flohen, wurde unser Dorf niedergebrannt, und wir waren gezwungen, uns ein neues Zuhause zu suchen.
    Schließlich machte der Vizekönig uns ein Friedensangebot. Man würde uns die Verbrechen der Vergangenheit verzeihen und uns zu freien Männern erklären. Als Gegenleistung mussten wir alle entflohenen Sklaven einfangen, denen wir begegneten. Die Plantagenbesitzer bezahlen kaum etwas für diesen Dienst, doch die Bergwerke haben ständig zu wenig Arbeitskräfte und lassen es sich etwas kosten.«
    »Wenn du mich ins Bergwerk zurückbringst, bedeutet das mein Todesurteil«, meinte ich, um festzustellen, wie er darüber dachte.
    »Warum bist du ins Bergwerk geschickt worden?«
    »Weil ich geboren worden bin.«
    Yanga zuckte die Achseln. »Der Tod kuriert jedes Übel.
    Vielleicht ist ein schneller Tod im Bergwerk gnädiger als ein langsamer hier draußen.«
    »Und vielleicht hätte ich nicht mein Leben für deine Männlichkeit aufs Spiel setzen sollen. Offenbar habe ich keinen Mann gerettet, sondern ein Weib.«
    Er versetzte mir einen so heftigen Schlag auf den Kopf, dass

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