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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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keinen Fall wollte ich andeuten, dass dieses seltsame Frauenzimmer Eure Freundin ist. Ich habe Catalina vor kurzem in Sevilla kennen gelernt, da wir im selben Gasthof wohnten. Wie Euch sicher bekannt ist, hat sie sich Ruhm und Ehre erworben, da sie sich so schlau verkleidet und Spanien gedient hat.«
    »Ja, wirklich sehr schlau.«
    »Als ich ihr sagte, ich sei im Begriff, in die großartige Stadt Mexiko aufzubrechen, riet sie mir, mich an Euch zu wenden. Sie beschrieb Euch als verschwiegenen, klugen Mann…«
    Er zwang sich vergeblich zu einem Lächeln.
    »… der ein Händchen fürs Geldverdienen hätte«, beendete ich meinen Satz.
    »Ah, ich verstehe. Hat sie Euch auch erklärt, wie ich… mein Geld verdiene?«
    »Nein, nur dass Ihr ein kluger Geschäftsmann wärt. Allerdings erwähnte sie, dass Ihr gemeinsam mit Silber gehandelt hättet.« Ich beugte mich vor und schlug einen verschwörerischen Ton an. »Offen gestanden, Don Miguel, hatte ich nicht den Eindruck, dass Ihr Euch freundschaftlich voneinander getrennt habt. Sie wollte sich deshalb entschuldigen und hofft, wieder Frieden mit Euch schließen zu können. Angesichts ihres zweifelhaften Rufs nehme ich an, dass sie Euch bei einem Geschäft betrogen hat.«
    De Sotos angespannte Miene wurde zugänglicher. Er schüttelte den Kopf und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Don Carlos, Ihr würdet gar nicht glauben, welche Schwierigkeiten ich mit dieser Frau hatte. Ich habe gehört, der König habe sie belohnt, weil ihre Mätzchen ihn amüsieren. Doch wenn er wüsste, was für ein schlechter Mensch sie ist, würde er sie aufknüpfen lassen.«
    »Ich bedaure, Señor, dass ich unter einer falschen Annahme bei Euch vorgesprochen habe. Offenbar hat sich das verkommene Frauenzimmer einen Scherz erlaubt, als es mir sein Märchen auftischte. Ich hatte gehofft, mein Vermögen vermehren zu können, indem ich Beziehungen zu jemandem knüpfe, der sich mit dem Geschäftsgebaren in der Kolonie auskennt. Es tut mir Leid, falls ich Euch belästigt haben sollte.«
    Ich stand auf, um zu gehen, doch Soto forderte mich auf, mich wieder zu setzen. »Das ist nicht Eure Schuld, Amigo. Diese Frau ist ein Teufel in Menschengestalt. Erzählt mir mehr über Euer Vorhaben.«
    »Meine Familie ist sehr alt und angesehen. Ich hatte das Glück, die Tochter eines Schweinezüchters heiraten zu können, die eine ansehnliche Mitgift in die Ehe brachte. Meine Ehe ist sehr glücklich, und meine Frau ist die Liebe meines Lebens, meine Aphrodite.«
    Natürlich würde er meine Schilderung so verstehen, dass ich wegen einer reichen Mitgift unter meinem Stand geheiratet hatte und dass meine Frau hässlicher war als die Schweine im Stall ihres Vaters. Außerdem würde er davon ausgehen, dass ich mich mit der Mitgift aus dem Staub gemacht hatte und vor Vater, Tochter und den Schweinen geflohen war.
    Allerdings war er nun sicher überzeugt davon, dass ich Geld besaß, was inzwischen zunehmend seltener wurde. Einige Leute waren in Neuspanien zu einem sagenhaften Vermögen gekommen, doch derartige Abenteuer waren zumeist mit Schwindel erregenden Kosten verbunden. Der Staatschatz war wegen der vielen Kriege mit dem Ausland nahezu geplündert, und die Bevölkerung -auch der niedere Adel und die Kaufleute - war wegen der Steuern und der astronomischen Preise weitgehend verarmt.
    Er schnalzte mitfühlend mit der Zunge. »Ich verstehe. Ihr seid also mit der Mitgift nach Neuspanien gekommen, um Euer Vermögen zu mehren. Das war sehr klug von Euch. In Spanien verrottet das Geld, doch in den Kolonien wachsen ihm Flügel, und es erhebt sich in die Lüfte.«
    »Genau, Don Miguel. Aber ich muss Euch gestehen, dass ich über keinerlei Erfahrung im Geschäftsleben verfüge. Meine Familie hat sich selbstverständlich nie damit befasst.«
    »Habt Ihr schon einmal an ein Regierungsamt gedacht? Euer beherztes Eingreifen in Veracruz würde Euch sicher ein Kapitänspatent einbringen.«
    »Eine Position in der Regierung würde sich nicht für mich eignen, bevor ich nicht eine kleine Angelegenheit geregelt habe.«
    Soto lächelte wissend. »Ich verstehe.« Er beugte sich vor und meinte, ebenfalls in vertraulichem Ton: »Ihr könnt frei von der Leber weg reden, Don Carlos. Diese verdorbene Frau hat Euch sicher gesagt, dass ich ein verschwiegener Mann bin.«
    Ich zögerte und erläuterte ihm dann - mit offensichtlichem Widerstreben - meine missliche Lage. »Ich kann zurzeit keinen ehrenhaften Posten beim Vizekönig bekleiden. Mein

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