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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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und Luis ihr dort Gesellschaft leisten werden. Aber Ihr habt Recht, was sie betrifft. Offen gestanden hasste ich sie auch. Ein Mensch soll seine Mutter lieben und ehren, doch ich habe sie nie wirklich geliebt - und sie mich ebenfalls nicht. Sie verabscheute mich, weil ich meinem Vater zu sehr ähnelte und mich eher zu Worten hingezogen fühlte als zu Taten. Er hatte sie in die Neue Welt gebracht, weil er im Mutterland fast das ganze Vermögen vergeudet hatte. Und sie hat ihn mit ihrem Hass früh ins Grab getrieben. Als sich herausstellte, dass ich noch schlechter geraten war als mein Vater, verwarf sie mich und regierte den Rest der Familie mit eiserner Faust. Wenn es meiner Mutter möglich gewesen wäre, mich loszuwerden, hätte sie es getan.«
    »Sie hätte Euch ermordet? So wie sie versucht hat, mich umzubringen?« In meinen Worten schwang die Bitterkeit mit, die plötzlich in mir aufstieg.
    »Ich war schon immer ein schwacher Mensch.« Er sprach nicht mit mir, sondern mit dem offenen Fenster der Kutsche.
    »Warum lag ihr so viel an meinem Tod? Und warum musste Bruder Antonio sterben?«
    »Bruder Antonio« - er schüttelte den Kopf - »war ein guter Mann. Damals wusste ich nicht, dass meine Mutter die Hände im Spiel gehabt hatte. Als ich erfuhr, er sei von dem Jungen ermordet worden, den er aufgezogen hatte, habe ich angenommen, die Vorwürfe seien wahr.«
    »Wirklich? Oder wolltet Ihr es nur glauben?«
    »Wie ich bereits sagte, war ich kein guter Vater. Weder für Luis noch für dich.«
    Ich hatte gewusst, dass er mein Vater war, als ich mich selbst im Spiegel gesehen hatte, während Luis und er neben der alten Frau knieten. Ich hatte zwischen ihnen und mir hin und her geschaut, und auf einmal war mir ein Licht aufgegangen. Nun war mir klar, warum mich beim Anblick ihrer Gesichter stets ein unbehagliches Gefühl beschlich.
    »Es ergibt trotzdem keinen Sinn. Ich bin Euer Sohn, aber dennoch bin ich nur ein Mestize, ein Bastard unter vielen. Dass Ihr mit meiner Mutter Maria im Bett wart und sie geschwängert habt… das haben tausende anderer Spanier auch getan. Was war an diesem einen Bastard so wichtig, dass Menschen seinetwegen sterben mussten?«
    »Deine Mutter hieß Verónica, nicht Maria«, erwiderte er leise.
    »Verónica.« Ich ließ mir den Namen auf der Zunge zergehen. »War sie Spanierin?«
    »Nein, Indigena. Eine sehr stolze Indigena. Meine Familie deine spanische Familie - ist mit dem Königshaus verwandt. Mein Großvater war ein Vetter von König Carlos. Auch deine Mutter stammte aus einer königlichen Familie. Eine ihrer Vorfahren war Montezumas Schwester.«
    »Ach, das ist ja großartig. Allerdings macht mich das nicht zum Prinzen zweier Völker, sondern nur zu einem Mischling ohne Land und Titel.«
    »Ich liebte deine Mutter sehr, sie war ein reizendes Geschöpf. Noch nie hatte ich eine Frau kennen gelernt, die so viel natürliche Schönheit und Anmut besaß. Wäre sie in Spanien geboren worden, sie wäre die Mätresse eines Prinzen oder Herzogs geworden.« Er hatte sich wieder von mir abgewandt und sprach zum Fenster.
    »Erzählt mir von meiner Mutter.«
    »Sie war die einzige Frau, die ich je geliebt habe, die Tochter eines Dorfhäuptlings auf unserer Hacienda. Wie die meisten Großgrundbesitzer hielten wir uns nur selten auf dem Landgut auf. Doch nach dem Tod meines Vaters, als ich zwanzig war, schickte mich meine Mutter für eine Weile dorthin. Sie wollte mich von den ihrer Ansicht nach schädlichen Einflüssen der Stadt fern halten. Ich sollte mich nicht mehr mit Büchern und Gedichten beschäftigen, sondern lernen, was in ihren Augen einen richtigen Mann ausmachte. Auf der Hacienda gab es einen
    Verwalter, nach Auffassung meiner Mutter genau der Richtige, um ihren Jungen in einen echten Sporenträger zu verwandeln.«
    »Ramón de Alva.«
    »Ja, Ramón. Damals war er nur Gutsverwalter. Doch später wurde er zu einem der reichsten Männer Neuspaniens, der nicht nur das Vertrauen des Vizekönigs genoss, sondern auch die schmutzigen Geheimnisse der meisten adeligen Familien in der Kolonie kannte. Soweit ich weiß, hat er Don Diego zu einem kleinen Vermögen verhelfen.«
    »Von dem der Großteil nicht ehrlich verdient worden ist.«
    Don Eduardo zuckte die Achseln. »Die Ehrlichkeit ist ein Juwel mit vielen Facetten. Für jeden von uns funkelt der Stein anders.«
    »Erzählt das den Tausenden von Indios, die in den Bergwerken und beim Tunnelbau gestorben sind.« Meine Worte klangen zwar noch

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