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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Jetzt werden wir sehen, ob er ihn wieder rauszieht oder auch den Tabak stiehlt.«
    Wir begaben uns in die Hütte des Häuptlings, in der die Kranken warteten, die der Hilfe des Zauberers bedurften. Eine Stunde später kehrte ich unter dem Vorwand, etwas holen zu müssen, in unser Lager zurück. Der Tabak war fort. Ich rannte los, um es dem Zauberer zu berichten.
    Daraufhin befahl der Häuptling allen Dorfbewohnern, auf die Straße hinauszutreten und die Handflächen vorzuzeigen.
    Ein Mann hatte rotes Pulver an den Händen. Wir fanden die Pfeife unter dem Bett aus Stroh in seiner Hütte.
    Wir überließen es den Dorfbewohnern, den Mann zu bestrafen.

37
    Ich sollte erfahren, dass der Zauber der Azteken auch eine dunkle Seite hatte, die grausamer und blutiger war, als Huitzilopochtli es sich je hätte träumen lassen. Bruder Antonio hatte mir stets vorgeworfen, ich zöge Schwierigkeiten an wie eine Blüte die Bienen. Und wegen der tragischen Folgen bereute ich es sehr, dass es mir nicht gelungen war, dem Ärger aus dem Weg zu gehen.
    Ich lernte die dunkle Seite der Magie kennen, als ich einem Menschen wiederbegegnete, den ich bereits auf dem Markt gesehen hatte.
    Am Tag der Toten, der mit einem Fest begangen wurde, kamen wir in eine kleine Stadt. An diesem Tag gedenken die Indios ihrer Verstorbenen und feiern mit Essen und Trinken auf den Friedhöfen, wo ihre Angehörigen begraben sind.
    Genau genommen gibt es zwei Tage der Toten. Den ersten nennt man día de los angelitos, den Tag der kleinen Engel, an dem man verstorbene Kinder ehrt. Der día de los muertos gilt den Erwachsenen.
    Nachdem wir unser Gepäck vom Esel geladen und das Lager aufgeschlagen hatten, schlenderte ich durch die Stadt, um mir die Festlichkeiten anzusehen. Auf dem Platz drängten sich die Menschen, Musik erklang, und alles amüsierte sich. Die Stadt war viel kleiner als Veracruz, eigentlich kaum mehr als ein größeres Dorf. Aber aus den umliegenden Gemeinden waren viele Leute zu den Feierlichkeiten gekommen. Kinder liefen mit makabren Süßigkeiten in der Form von Totenschädeln, Särgen und anderen Gegenständen herum. Straßenhändler boten pan de muerto feil, das Brot der Toten, kleine Laibe, die mit Kreuzen und Knochen verziert waren.
    Wir feierten den Tag der Toten auch in Veracruz, und ich kannte die Geschichte dieses Festes von Bruder Antonio. Nachdem die Spanier die Indios besiegt hatten, stellten sie fest, dass diese im Spätsommer ihrer Toten gedachten. Das Fest hatte Gemeinsamkeiten mit Allerseelen und Allerheiligen, Feiertage, die die Christen im November begehen. Und da die schlauen Priester den christlichen anstelle des heidnischen Feiertags durchsetzen wollten, verschoben sie Letzteren einfach in den November.
    Die Feiern fanden teilweise zu Hause, wo man für die Toten Altäre aufbaute, und teilweise auf den Friedhöfen statt. Dort versammelten sich Freunde und Angehörige im Kerzenschein zu Totenwachen und zum Trauern. Manchmal dauerten diese Totenwachen die ganze Nacht. In einigen Städten läuteten um Mitternacht die Kirchenglocken, um die Menschen nach Hause zu schicken.
    Viele Spanier empfanden dieses aztekisch-christliche Fest als makaber, weil sie seinen Hintergrund nicht kannten. Die Indios glaubten, dass sie den Verstorbenen ihre Liebe zeigen könnten, indem sie an den Gräbern und zu Hause wachten.
    Wie bei den meisten Festlichkeiten herrschte auch diesmal ausgelassene Stimmung. Am Nachmittag sollte eine Parade stattfinden, die an einen Karnevalszug erinnerte, nur mit dem Unterschied, dass die Teilnehmer als Skelette, Bischöfe und Teufel verkleidet waren.
    Mitten auf dem Platz führten Indios ein Theaterstück auf. Es war keine comedia, wie sie dem Pícaro Mateo gefallen hätte, doch die Indios kannten den Inhalt sehr wohl. Die Schauspieler waren als Ritter der beiden großen aztekischen Kriegerorden kostümiert, die Jaguarritter und die Adlerritter. Nur Krieger, die sich auf dem Schlachtfeld bewährt, viele Feinde getötet und Gefangene gemacht hatten, wurden in ihre Reihen aufgenommen.
    Beide Armeen von Rittern trugen die traditionellen Umhänge aus bunten Federn und schwere Rüstungen aus wattierter Baumwolle. Jede Gruppe hatte ihren eigenen Kopfschmuck. Die Jaguarritter trugen Kopfbedeckungen aus echtem Jaguarfell mit gefletschten Zähnen über der Stirn, der Rest des Fells fiel über den Rücken hinab. Die Adlerritter schmückten sich mit den Köpfen und Federn von Adlern.
    Jaguar und Adler waren passende Symbole

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