Das Blut der Unschuldigen: Thriller
Attentäter vielleicht herausfischen.«
»Welche Variante wird man Ihrer Ansicht nach wählen?«, erkundigte sich Panetta.
»Schwer zu sagen. Das ist eine politische Entscheidung. Niemand ist bereit, die Verantwortung für den Fall zu übernehmen, dass die Leute ihr Vorhaben ausführen und ein Blutbad veranstalten. Sie können sich vorstellen, wie die Öffentlichkeit und die Medien reagieren werden, wenn wir es nicht schaffen, die Attentäter abzufangen. Man würde uns vorwerfen, dass wir die Pilgermassen als Versuchskaninchen behandelt haben. Ich werde mir vor Ort ein Bild machen und melde mich dann wieder.«
»Sie fahren also selbst nach Santo Toribio?«
»Ja. In einer Stunde werde ich dort sein. Der Polizeihubschrauber startet jeden Augenblick.«
Nach diesem Gespräch rief Panetta bei Matthew Lucas an, der ihm mitteilte: »Ich weiß Bescheid. Dieser Omar stellt den Terroristen der Gruppe mit seinen Reisebüros eine glänzende
Tarnung zur Verfügung. Die Spanier haben gut gearbeitet, aber leider ein bisschen langsam.«
»Sie sollten nicht ungerecht sein. Diese Leute sind schwer zu fassen, das wissen Sie selbst am besten. Wie lange versuchen wir das schon?«
»Stimmt. Wahrscheinlich bin ich nur so nervös, weil es ein Rennen gegen die Uhr ist. Die Israelis haben beschlossen, dass sie die Pilger bis in die Nähe der Grabeskirche heranlassen und ihnen dort sagen werden, sie sei kurzzeitig wegen Überfüllung geschlossen. Die Pilger würden sich nicht groß darüber wundern, weil sie daran gewöhnt sind, bis zu sechs Stunden lang Schlange zu stehen, um da hinein zu gelangen. Sie können sich vorstellen, wie es im Augenblick hier in Jerusalem zugeht, wo Menschen aus der ganzen Welt zusammenkommen, um der Kreuzigung zu gedenken und Ostern zu feiern. Soweit ich weiß, ist es auch bereits zu einer gewissen Missstimmung zwischen den Orthodoxen und den römischen Katholiken gekommen, die beide gleichermaßen für die Grabeskirche zuständig sind. Reliquien von dort wegzuschaffen, hat keinen Sinn, da der ganze Bau quasi eine Reliquie ist. Unter dem Vorwand, den Zustrom zu ordnen, hat man inzwischen Kontrollstellen und Abschrankungen eingerichtet. Soldaten und Geheimdienstler haben den Auftrag, die Pilger zu kontrollieren. Hoffentlich befinden sich die Terroristen in der Reisegruppe dieses Omar.«
»Ist bekannt, in welchem Hotel die Männer untergebracht sind?«
»Die Polizei kümmert sich darum. Ich denke, dass sie das bald herausbekommt.«
»Ich drücke denen die Daumen.«
»Und was haben Sie zu berichten?«
»Nichts. Wir wissen einfach nicht, wo wir ansetzen sollen.
Der Anschlag kann ebenso gut im Petersdom wie in jeder anderen Kirche in Rom erfolgen. Wir tappen völlig im Dunkeln.«
»Hat sich Ihr Kontakt von der Burg aus noch einmal gemeldet?«
»Nein. Genau das macht mir große Sorgen, wenn ich daran denke, was ihm blüht, wenn der Graf dahinterkommt, dass man ihn ausgespäht hat.«
»Eine üble Geschichte.«
»Ja. Rufen Sie mich an, wenn es etwas Neues gibt.«
»Wird gemacht. Ich habe übrigens auch mit Hans Wein gesprochen. Er ist entsetzlich unruhig.«
»Das sind wir alle.«
»Mir will nicht in den Kopf, warum sich alle Welt darauf versteift hat, mit Bezug auf diesen al-Bashir nichts zu unternehmen.«
»Mir auch nicht. Aber immerhin haben wir dank der Spanier einen wichtigen Hinweis bekommen. Dieser Omar, der ja mit al-Bashir befreundet ist, könnte einer der Hauptdrahtzieher der Gruppe sein.«
»Ich ruf wieder an. Grüßen Sie mir Aguirre. Vermutlich ist der Mann völlig verzweifelt.«
»Wie wir alle. Die Einzigen, bei denen alles wie am Schnürchen läuft, sind die Türken. Sie haben den Trupp der Attentäter fest im Griff und wissen haargenau, wo, wie und wann die Leute zuschlagen wollen. Sie brauchen die nur noch festzunehmen, wenn es so weit ist.«
42
Istanbul, Karfreitag, acht Uhr morgens
Ylena knotete das Kopftuch fest. Auch ihre Kusine trug eines.
Die vier hatten sich das Frühstück auf das Zimmer kommen lassen. Ohnehin hatten sie das Hotel nur selten verlassen, weil sie möglichst wenig Aufsehen erregen wollten.
»Bist du so weit?«, fragte ihr Bruder.
»Ja.«
»Wenn du möchtest …«
»Hör auf«, gebot sie. »Das Einzige, was ich möchte, ist Rache. Ich versichere dir, dass ich in dem Augenblick glücklich sein werde, in dem ich den Zünder auslöse. Seid ihr auch so weit?«
»Ja.«
»Sieh zu, dass du am Leben bleibst und davonkommst. Es genügt, wenn ich sterbe. Es wäre
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