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Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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drehte nur am Schalter. Das nahm Wakiya am meisten wunder.
    Da Joe nicht zurückkam, legte sich Queenie mit den Zwillingen zusammen schlafen. Wakiya lag bei der Großmutter. Er hatte sich noch nie bei jemandem körperlich so geborgen gefühlt wie bei ihr, nicht einmal bei der Mutter. Untschida fürchtete sich nicht vor Wakiyas Krankheit, und ihre Ruhe ging auf ihn über wie Wärme von einem Menschen auf den anderen. Wenn es begann, ihn zu schütteln, verkroch er sich bei ihr.
    Am folgenden Morgen holte Queenie eine kleine Fichte herein, die schon vor dem Hause bereitgelegen hatte, machte sie in einem Holzkreuz fest und stellte sie auf den Tisch. Wakiya durfte Kerzen an den Baum stecken. Es war ihm feierlich zumute, nicht nur des heiligen Baumes wegen, der ihn an den Tag des Sonnentanzes erinnerte. Er dachte wieder daran, daß Inya-he-yukan sich jetzt in einen schweren Kampf wagte. Wakiyas Lebenskreis wurde weiter; der Kreis seiner Gedanken wirklicher, obgleich er den Zusammenhang mit den Träumen nicht verlor. Über bereiftes Gras, in Nebel und leisem Wind ging er mit Queenie und Untschida zu den Gräbern, um die Toten zu grüßen und zu ehren. Am Grabe des alten Häuptlings blieb Wakiya lange stehen.
    Der Abend dämmerte früh, und es wurde bitter kalt. Alle gingen zurück ins Haus.
    Gäste fanden sich dort zur gemeinsamen Feier ein. Mary Booth, die entschlossene Rancherin, kam als erste. Sie ist gar nicht schön, dachte Wakiya, aber ich würde ihr trauen. Gleich danach tauchte Bob Thunderstorm auf. Sein runder Kopf und sein freundliches Gesicht paßten zu der Stimmung des Kerzenscheins, der jetzt vielfältig am Baum aufleuchtete. Alex Goodman war nicht zu überreden gewesen, vom Vieh wegzugehen; als guter Cowboy feierte er sein Weihnachten mit Büffeln und Rindern zusammen.
    Die Gäste und die Familie ließen sich auf den Bettgestellen um den Tisch nieder. Andere Sitzgelegenheiten gab es nicht. Auf einmal horchte Wakiya auf, denn an der Tür hatte sich etwas gerührt, als ob unerwarteter Besuch davor stehe. Queenie öffnete. Eliza Bighorn kam mit Wakiyas kleiner Schwester herein. Eliza war verlegen, aber alle freuten sich, und Wakiya strahlte. So nahm sie ohne weiteres Platz.
    Wakiya wußte, warum auf Queenies sanftem Mondgesicht inmitten der froh gestimmten Runde noch die Trauer wie ein Nebelschleier lag. Vielleicht hätte sie lieber geweint als gelächelt, aber sie wollte wohl ihre Gäste nicht betrüben, und so blieb sie freundlich zu jedem einzelnen und nach außen hin heiter.
    Es gab aber jemandem im Kreise, der nicht verbarg, was er dachte, und das war Mary Booth. Wakiya erlebte sie zum erstenmal mit Staunen.
    »Wo steckt denn Joe? Gestern abend fährt er weg und ist noch immer nicht zurück!«
    Von dem Hause und den Wiesen der Booths aus konnte man ohne Mühe alles beobachten, was sich beim Hause und auf den Wiesen der Kings ereignete.
    »Joe möchte sich informieren, wer die Nachbarwiesen pachten will.«
    »Ich denke, das soll eine Schulranch werden. Hat Haverman wieder einmal andere Träume?«
    »Er träumt von einem weißen Pächter.«
    »Das Unschuldslamm. Er kennt wohl unseren Joe immer noch nicht.«
    Mary horchte auf und mit ihr alle anderen. Draußen klappte eine Autotür zu.
    »Wenn man vom Teufel spricht, dann kommt er.« Während Mary das sagte, trat Joe ein.
    Er hängte den schwarzen Cowboyhut an den Wandhaken und setzte sich zu der Runde.
    »Tische auf, Queenie. Ich habe schon herausgebracht, wer die Finger nach den Wiesen hier ausstreckt.« Er zündete sich eine Zigarette an. »Ein Freund von Wirbelwinds. Die Wirbelwinds sind mit den weißen Ranchern verschwistert und verschwägert.«
    Mary lächelte. »So hast du deinen neuen Wirbel, Joe, wie du ihn brauchst. Oder willst du sie kommen und dein Wasser und deine Elektrizität teuer bezahlen lassen? Wir könnten das Geld brauchen!«
    Joe runzelte die Stirn, aber nur einen Augenblick, dann war das Thema beiseite geschoben, und Queenie brachte den Braten, auf den sich die Tischgenossen freuten. Es gab auch hier nur an Feiertagen Fleisch.
    Nach dem Essen wurden Lieder gesungen, alte und neue. Joe schlug mit den Knöcheln den Takt auf den Tisch; alle waren den Trommelschlag so gewohnt, daß sie ohne den Taktschlag nicht singen mochten.
    Mary fing an, aus dem Zusammenleben von Büffeln, Rindern, Schweinen, Kaninchen, Bienen und Menschen lustige Geschichten zu erzählen, die Joe ergänzte. Da Untschida und Eliza Bighorn Englisch so gut wie überhaupt

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