Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)
zu, Kerry kann warten, zumindest bis morgen früh. Ich dachte mehr an die unmittelbare Zukunft. W ir haben jetzt ein Uhr früh. In ein paar Stunden sind die Jungs auf, und ich werde sie unter keinen Umständen mit hineinziehen. W ir müssen klar Schiff machen.«
» Nein, warte!« Tara stellte ihren Teebecher hin. » Ich muss Jake holen, wenn wir das besprechen. Er ist sicher ganz krank vor Angst. Und ich finde, er muss beteiligt werden… jetzt, wo die Luft rein ist. Er muss die Konsequenzen sehen. Nicht zur Strafe, sondern, ja, um damit abschließen zu können.«
» Bist du sicher?«, fragte Sophie.
» Nein, nicht im Geringsten«, sagte Tara. » Ich bin überhaupt nirgends mehr sicher.«
Rowans Gewissensbisse folgten ihr wie eine W oge, als sie hinausging. Plötzlich erwachte in ihm die Erinnerung an den V ater eines Schülers, der einen der seltenen Fälle von Mobbing auf der Cath erlebt hatte. Er war in Rowans Büro gekommen und hatte gesagt: » Da wünscht man sich, man könnte an ihrer Stelle leiden, nicht wahr?« Jetzt wünschte Rowan sich, er könnte Jakes Schuld auf sich nehmen.
» Das alles kommt mir nicht vor wie eine Szene aus meinem Leben«, sagte Felix und bot den Brandy noch einmal an. Sophie schüttelte den Kopf, aber Rowan und W ill akzeptierten dankbar einen zweiten Schuss.
Tara kam zurück. Sie presste die Lippen zusammen, und ihre Hände zwirbelten den Bund ihres Sweatshirts. » Er will nicht aus meinem Zimmer kommen. Er sagt, er will allein sein. Natürlich lasse ich das nicht zu; ich bin nur noch mal heruntergekommen, um euch allen Bescheid zu sagen. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich glaube nicht, dass ich je wieder schlafen werde.« Ein nervöses Kichern ging in Tränen über. » O Gott, was werde ich morgen früh zu ihm sagen? W ie soll ich ihn durch den Rest seines Lebens bringen?«
» Das schaffst du schon«, sagte Sophie. » Du bist eine erstklassige Mum, du kriegst das hin. Außerdem hat er uns ja auch noch, oder?«
» Was habe ich mir nur dabei gedacht, dieses Schwein in unser Leben zu lassen? Ich bin eine so dumme Kuh.«
» Ach Tara, Schätzchen«, sagte Sophie. » Das konntest du doch nicht ahnen. W ie denn auch? W ie sollte irgendeiner von uns das ahnen? Ich gehe mit dir nach oben. Charlie wacht in, wann?, in sechs oder sieben Stunden auf und Toby und Leo nicht viel später. Diese Kinder brauchen uns.«
Eine halbe Stunde zuvor, als Edie noch verschwunden war, hatte Sophie sich körperlich auf Tara stützen müssen. Jetzt schlurfte Tara wie eine Invalide und benutzte Sophie als Krücke.
Will sammelte im Garten einen Armvoll Hacken und Schaufeln zusammen. Für sich selbst nahm er einen viereckigen Spaten, und Felix gab er ein neueres Exemplar. Rowan bekam eine runde Schaufel. Ein Kinderspaten aus Plastik, der zu einem Satz Strandspielzeug gehörte, war noch übrig. Kerry kniete sich hin, um ihn aufzuheben.
» Soll ich den nehmen?«, fragte sie kläglich. » Ich könnte euch helfen.«
» Wieso, willst du eine verschissene Sandburg bauen, und wir begraben deinen… W as war er eigentlich für dich?«
» Mein Mann«, flüsterte sie zwischen ihren Fingern hindurch. » Bitte hass mich deshalb nicht, Fee.« Sie streckte die Hand aus und wollte die W ange unter seiner leeren Augenhöhle berühren.
Felix hob seinen Spaten, und einen Moment lang dachte Rowan, er werde sie damit schlagen. Kerry dachte es offenbar ebenfalls. Sie duckte sich nicht, sondern wich seitwärts aus, und zwar mit den geübten Reflexen eines Boxers, der jederzeit auf den nächsten Schlag gefasst ist. Ihre Behauptung, sie habe aus Angst gehandelt, gewann dadurch an Glaubwürdigkeit. Felix ließ den Spaten sinken und starrte seine Hände an, als gehörten sie jemand anderem. » Du musst mich für den größten Trottel aller Zeiten halten«, sagte er, ohne aufzusehen. » Ich wette, ihr habt euch über mich kaputtgelacht.«
» Ich würde nie über dich lachen. Am Anfang habe ich mich verstellt, Felix, aber das hat sich geändert. Jetzt liebe ich dich.«
Felix zog den Kopf zwischen die Schultern. » Bitte halt den Mund, Kerry. Ich glaube, du hast mich schon genug beleidigt.«
» Es ist wahr! Darum habe ich Edie genommen. Ich wollte sie vor ihm beschützen. Ich habe es für dich getan, um dir zu zeigen, dass ich auf deiner Seite bin, auf deiner und der deiner Familie. Ich habe es getan, weil ich mit dir zusammen sein will.«
Er gab ein ungläubiges Geräusch von sich, halb Lachen, halb Gurgeln. » Mit
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