Das Böse im Haus: Mystery Thriller (German Edition)
Plötzlich fiel Lisa ein, dass sie heute ihre Katze vom Tierarzt abholen müsste. Sie hoffte, dass es Tiffany gut ging. Diese Erkenntnis teilte sie auch Nele mit – und Nele horchte auf.
»Ich wusste nicht, dass Sie eine Katze haben?«
Lisa massierte mit der flachen Hand ihren Halsrücken, dabei rollte sie nervös mit den Augen.
»Ja, hab ich das vorhin nicht erwähnt? Tiffany ist seit gestern beim Tierarzt, sie hat sich den Schwanz in der Schlafzimmertür eingeklemmt.«
Nele schaute interessiert.
»Dann waren Sie gestern eine Zeit außer Haus?«
»Ja. Wie ich schon sagte, ich hab Tiff zum Tierarzt gebracht.«
»Aha. Interessant.«
»Warum? Ähm, vermuten Sie, es wäre in meiner Abwesenheit jemand in die Wohnung gekommen?«
Nele schüttelte bedächtig den Kopf.
»Ich vermute gar nichts. Ich finde es nur ein wenig befremdlich. Vor Ihrem Arztbesuch war anscheinend alles in Ordnung. Und danach war plötzlich diese Ratte in Ihrer Wohnung.« In Neles Feststellung klang eine Überlegung, die sie fast schon als kriminalistisch bezeichnet hätte. »Kommen Sie«, sagte sie zu Lisa, nachdem sie aufgestanden war, »... gehen wir ins Schlafzimmer und schauen es uns genauer an.«
Überrascht durch die plötzliche Absicht, etwas aufzuklären, ging Lisa hinter Nele, schnellen Schrittes ins Schlafzimmer. Die beiden Frauen stellten sich in die Mitte des Raumes und sahen sich um.
»Wo war dieser vermeintliche Angriff, von dem Sie uns vorhin erzählt haben«, wollte Nele wissen.
»Na ja, ein Angriff war nicht gerade. Ich hatte das Gefühl, als ob jemand meinen Fuß festhielt. Als ich nach unten sah, war da nichts. Seitdem habe ich das Schlafzimmer nicht mehr betreten.«
Nele bückte sich und schaute unter das Bett.
»Haben Sie eine Taschenlampe oder so was Ähnliches?«
Lisa zuckte die Schultern.
»Nein, tut mir leid.«
»Macht nichts. Ich kann auch so sehen. Was ist das denn?« Mit flach auf den Boden gelegten Schultern kroch Nele bis zur Hüfte unter das Bett. »Ziehen Sie mich an den Beinen heraus, Lisa«, rief sie ihr zu.
Unter Ächzen und Stöhnen zerrte Lisa die Beamtin unter dem Bett hervor. Nele stellte sich aufrecht. In ihrer geschlossenen Hand versteckte sich etwas.
»Gehört der Ihnen?« Sie öffnete ihre Faust und präsentierte Lisa einen alten, halb verrosteten Schlüssel. Der Griff, auch Räute genannt, war reich verziert, mit einem runden Schaft und einem breiten Schlüsselbart. Er gehörte nicht in die Neuzeit, sondern stammte aus einer Epoche, die mit ziemlicher Sicherheit schon zweihundert Jahre zurücklag.
Lisa schüttelte den Kopf.
»Nein, den habe ich nie gesehen. Wie kommt der unter mein Bett?« Sie schlug mit der Hand durch die Luft, ging zum Fenster und öffnete es. Die morgendliche Herbstluft strömte hinein. Womöglich würde es ein schöner Tag werden. Aber Lisa hatte im Moment keine Augen für die Schönheit der Natur. »Das wird alles immer mysteriöser. Wenn es so weitergeht, werde ich ausziehen«, sagte sie, ohne Nele anzuschauen.
Nele legte die Hand auf ihre Schulter.
»Sie brauchen sich keine Sorgen mehr zu machen. Wir werden der Sache auf dem Grund gehen.«
Plötzlich hörten sie ein merkwürdiges Geräusch, das von der anderen Seite des Zimmers her rührte. Beide drehten sich unverzüglich herum und blieben anschließend regungslos stehen. Wie in dem Tagebuch beschrieben, ging auch bei Lisa wie von Geisterhand geführt die Schlafzimmertür auf.
»Gibt es hier ein Gefälle?«, fragte Nele entsetzt. Ihre Stimme klang schwammig. Lisa drehte den Kopf in ihre Richtung und schüttelte ihn schnell hintereinander ohne Worte. »Ist so etwas schon mal passiert?«
»Nein, – nicht dass ich wüsste«, flüsterte Lisa ihr zu, die daraufhin lauthörbar die Luft aus ihren Lungen stieß.
»Ich werde den Schrank jetzt untersuchen. Es ist besser für Sie, wenn Sie hier warten.« Nele kam sich ein wenig albern vor, als sie auf den Schrank zuging. Aber alleine die Tatsache, dass Lisa bereits seit Tagen ein nervliches Wrack war, ließ sie diese Aktion durchführen. Sie schob die drei Schiebetüren hin und her, tastete die Seitenwände ab und fuhr mit der Hand über den vorderen Teil des Schrankdeckels.
»Also ich kann nichts
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