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Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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in Hawaii. Oahu. Ihr Name ist Chloe, und sie ist sieben.«
    Plötzlich ertappte ich mich bei dem Bedürfnis, ihr meine eigene traurige Geschichte anzuvertrauen, was mich, gelinde gesagt, sehr erstaunte. Allerdings hielt der Wunsch nur wenige Sekunden an, bis ein heftiger Schmerz mich zwischen den Schulterblättern traf und mir wie eine Messerklinge bis tief ins Herz drang. Ich schob das Gefühl beiseite und wandte mich wieder dem Geschäftlichen zu.
    »Eines würde ich Sie gerne noch fragen, Khur-Vay. Mich interessieren die Armbänder da drüben. Die, die einzeln in der Vitrine liegen, wissen Sie? Die blauweißen mit den schwarzen Punkten. Wozu sind die da?«
    »Die Armbänder gegen den bösen Blick? Die sind in letzter Zeit sehr beliebt. Li hat welche und Mikey auch. Fragen Sie deshalb?«
    »Warum heißen sie Böse-Blick-Armbänder?«
    »Das ist eine alte Sitte aus dem Mittleren Osten, hauptsächlich aus den Mittelmeerländern. Die Menschen wollen sich damit vor Neid schützen. Die meisten Leute denken, dass man dadurch das Böse abwehrt, und in gewisser Weise stimmt das vermutlich.«
    »Und wie beschützen sie einen vor Neid.«
    »Nun, das Prinzip funktioniert so, dass die Augen am Armband das Gefühl auf den Betrachter zurückwerfen, wenn jemand einen mit Neid im Herzen ansieht. Viele Mütter hängen sie ihren Neugeborenen um. Ich führe auch Amulette, die man im Haus anbringt. Einige glauben, dass sie böse Menschen abschrecken. Möchten Sie vielleicht eines?«
    Ich dachte an die Mordfälle, mit denen ich in letzter Zeit zu tun gehabt, und die wahnsinnigen Serienkiller, die verstümmelten Opfer und die Krankenhausaufenthalte, die ihr Treiben mir und meinen Freunden eingebracht hatte. »Wissen Sie was?«, erwiderte ich. »Ich nehme eines. Sogar zwei.« Eins für mich und eins für Black. Dann fielen mir Bud und Harve ein. »Oder besser vier. Ach, dann machen wir gleich ein halbes Dutzend.« Allmählich verstand ich Mikeys Fixierung.
    »Okay, dann suchen Sie sich welche aus. Ich habe lauter unterschiedliche hier.«
    Ich traf rasch meine Wahl und wartete, während Khur-Vay die Armbänder nahm und kassierte. Sie reichte mir eine schwarze Tüte, auf der eine Pyramide mit einem schimmernden Auge an der Spitze abgebildet war. »Danke. Hoffentlich kommen Sie bald zu einem Kurs. Jeden Tag um elf, zwei, vier und sechs, nur nicht sonntags.« Sie zögerte. »Könnten Sie mir Bescheid geben, sobald Sie Li gefunden haben? Ich bin sicher, dass sie irgendwo mit Mikey unterwegs ist. Vielleicht sitzt sie auch in einer Bibliothek und schreibt an einer Seminararbeit. Sie ist sehr fleißig und hat immer Bestnoten. Mit dem Wunsch, Ärztin zu werden, ist es ihr sehr ernst.«
    »Ich rufe Sie an, sobald ich etwas weiß.«
    Khur-Vays Blick wanderte zum Schaufenster. »Mann, schauen Sie sich mal den Typen da draußen an.«
    Ich drehte mich um, in der Erwartung einen Handtaschenräuber zu sehen, der gerade eine alte Dame überfiel. Doch stattdessen erkannte ich Black, der auf dem Gehweg herumlungerte, hin und wieder einen Blick auf das Fenster warf und ein ziemlich finsteres Gesicht machte. Ich konsultierte meine Armbanduhr. Ich hatte über eine Stunde bei Khur-Vay verbracht. Bei einem Tässchen grünen Tee fliegt die Zeit nur so dahin.
    »Echt scharf, finden Sie nicht?«, meinte Khur-Vay.
    Ich bemühte mich zwar um Gelassenheit, doch ein selbstzufriedenes Grinsen drohte in mir aufzusteigen. »Er ist mit mir zusammen.«
    »Etwa Ihr Freund oder so?«
    »Ja, irgendwie schon.«
    Khur-Vay betrachtete mich mit neuem Respekt. »Mann, da haben Sie ja echt den Jackpot geknackt, was?«
    Das vermutete ich auch, obwohl ich das normalerweise nur ungern zugab. »Nun ja, Khur-Vay. Er scheint ziemlich genervt zu sein, also mache ich mich jetzt besser auf den Weg. Hätten Sie was dagegen, dass ich wiederkomme, wenn ich noch Fragen habe?«
    »Überhaupt kein Problem. Bringen Sie ihn ruhig mit. Das wäre wirklich in Ordnung.«
    Khur-Vay lachte über ihr eigenes Angebot. Ich wusste, dass sie weder Black an die Wäsche noch mir Konkurrenz machen wollte, und stimmte deshalb ein. Ich mochte diese Frau wirklich, war allerdings nicht sicher, warum. Vielleicht würde bei mir ja der Groschen fallen, wenn ich eines ihrer magischen Armbänder trug.

Fünfzehn
    » W ird aber langsam Zeit. Noch ein paar Minuten, und ich hätte die Tür eingetreten und einen Blick in Khur-Vays Ofen geworfen.«
    Black machte nicht unbedingt einen Hehl aus seiner Ungeduld. Allerdings hatte

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