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Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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nicht.«
    »Woher weißt du das, Joseph?« Das gefiel Mom offenbar gar nicht.
    »Er hat mich vor drei oder vier Monaten in meinem Büro im Kapitol angerufen.«
    »Was wollte er?«
    »Nur Hallo sagen und mir alles Gute zum Geburtstag wünschen, Mary Fern. Herrgott, unser Sohn ist tot. Ist das bei dir noch nicht angekommen?«
    Amen, Joseph, aber sie verstand anscheinend wirklich nicht. Denn sie bedachte ihren vorlauten Ehemann nur mit einem strafenden Blick und wandte sich dann an mich. »Joseph ist nicht er selbst.«
    Ach, wirklich? In letzter Zeit stellten alle Dinge fest, die offensichtlich waren.
    »Vermutlich halten Sie mich jetzt für kalt und gefühllos«, meinte sie zu mir.
    »Nein, Ma’am, ganz und gar nicht.« Lügen haben kurze Beine.
    »Doch, das tun Sie, aber Sie ahnen ja nicht, was wir mit diesem Jungen durchgemacht haben. Wir haben alles, wirklich alles, versucht, damit er von den Drogen und den zwielichtigen Gestalten in dieser Szene loskommt. Immer vergeblich. Er ist einfach ein fauler Apfel. Den Ausdruck kennen Sie sicher. Ein fauler Apfel.«
    »Was hat er denn genommen, Ma’am?«
    »Meth. Natürlich auch andere Drogen, doch Meth war sein Untergang. Er war bei einem Psychiater nach dem anderen, aber keiner konnte zu ihm durchdringen.«
    Endlich redeten wir Tacheles. »War er in letzter Zeit in psychiatrischer Behandlung?«
    »Ja«, antwortete Dad. »Er war in ambulanter Therapie in Oak Haven, das ist eine Klinik hier in Jefferson City. Martin Young ist der Leiter. Er wirkt wahre Wunder bei Jugendlichen.«
    Das deckte sich mit dem, was Black mir erzählt hatte. »Natürlich müssen wir mit den Ärzten Ihres Sohnes reden. Vielleicht kennen die ja das weibliche Opfer.«
    »Das Mädchen, mit dem er sich traf, war Asiatin«, fuhr Dad fort. »Chinesin, glaube ich. Oder Koreanerin. Das hat Mikey am Telefon erzählt. Er sagte, sie sei sehr zierlich, sogar viel kleiner als er, und er ist nicht sehr groß.«
    »Hat er sonst noch etwas gesagt, an das Sie sich erinnern können, Mr Murphy?«
    »Ich glaube, er sagte, dass sie sehr langes Haar hätte, bis hinunter zu den Knien, wenn ich mich recht entsinne. Sie brächte ihm Mandarin bei. Bevor er aufgelegt hat, hat er sich auf Chinesisch verabschiedet. Ich habe das Wort nicht behalten.«
    »Ich bezweifle, dass unsere anderen Kinder irgendwelche Informationen für Sie haben«, ergänzte die Supermom. »Ich sah es nicht gern, wenn sie mit ihm sprachen, weil er so einen schlechten Einfluss auf sie hatte. Aber manchmal haben sie nicht gehorcht und ihn trotzdem besucht. Sie haben sich in seiner kleinen Pizzeria herumgetrieben. Und zwar immer wieder, obwohl sie dafür von mir Hausarrest bekamen.«
    »Wir würden trotzdem gern mit ihnen reden, wenn das möglich ist.«
    Mom protestierte. »Dann müssen Sie noch einmal wiederkommen. Sie werden es nicht so gefasst aufnehmen wie ich.«
    Das würde niemand, gnädige Frau, nicht einmal ein Wildfremder, der noch nie von Mikey Murphy gehört hat.
    »Gut, wir rufen zuerst an, um sicherzugehen, dass der Zeitpunkt passt. Danke für Ihre Hilfe. Und noch einmal herzliches Beileid.«
    »Danke, dass Sie hier waren«, erwiderte Mary Fern. Kennen Sie den Ausdruck hölzern? Dieses Wort beschrieb ihr Verhalten ziemlich treffend. Joseph starrte uns nur an. Seine Augen waren gerötet, seine Miene strahlte tiefste Niedergeschlagenheit aus.
    Sobald wir draußen auf der Vortreppe standen, fiel die Tür hinter uns mit Nachdruck ins Schloss. »Hoffentlich hat meine Momma mich mehr lieb als diese Frau ihre Kinder«, sagte Bud. »Verglichen mit dieser Mary Fern ist ein Eiswürfel warm und kuschelig.«
    »Ganz deiner Ansicht. Kein Wunder, dass der Junge selbstmordgefährdet war.«
    »Lass uns abhauen.«
    Diesen Gefallen tat ich ihm gern. Die Murphys waren mir beide nicht sehr sympathisch, und außerdem hatte ich den Verdacht, dass Mary Fern Murphy hinter ihrer eiskalten Fassade einiges zu verbergen hatte. Doch ich würde nachbohren, bis ich dem Geheimnis auf den Grund kam, und wenn ich den Eispanzer mit einem Flammenwerfer abschmelzen musste.

Acht
    Die Oak Haven Clinic lag in einem dichten Waldstück am Stadtrand von Jefferson City, ziemlich abgelegen, recht exklusiv und, ja, die meisten Bäume waren Eichen. Vermutlich daher der Name. Wahrscheinlich war es nicht leicht, Nachbarn zu finden, die eine Horde psychisch labiler, selbstmordgefährdeter Jugendlicher nebenan wohnen haben wollten. Nicht weiter verwunderlich. Natürlich war der allgemeine

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