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Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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reagiert?«
    »Ja, Sir, das hat sie. Kennen Sie die Murphys gut, Doctor?«
    »Ja, das könnte man so sagen. Mikey ist mein Cousin.«
    Nun, das war ja wirklich interessant. Mom und Dad hatten die Verwandtschaft mit keiner Silbe erwähnt. Warum nur?
    Bud ergriff das Wort. Wie immer warfen wir uns die Bälle zu. Ich nützte die Gelegenheit, um den Schraubverschluss meiner Wasserflasche daraufhin zu überprüfen, ob sie noch original verschlossen war, öffnete sie dann und trank einen Schluck. Man kann nie vorsichtig genug sein. Ich stellte fest, dass ich wirklich Durst hatte.
    »Sie haben einen Familienangehörigen behandelt?«, wunderte sich Bud. »Ich dachte, so etwas wäre in Pyschologenkreisen nicht gut angesehen.«
    Black hatte vor langer Zeit seine eigene Nichte behandelt – ganz zu schweigen von mir. Doch ich hatte Lust, diesen Kerl ein bisschen zu ärgern.
    »Bitte beantworten Sie die Frage, Dr. Young«, beharrte ich deshalb.
    Dr. Young wandte sich zu mir um und fixierte mich eine oder zwei Sekunden lang mit seinem Blick. »Ach, wissen Sie, ich glaube, ich habe vorhin Ihre Namen nicht ganz verstanden.«
    »Ich heiße Claire Morgan, er ist Bud Davis.«
    Der Anflug eines Lächelns. »Ja, von Ihnen habe ich schon gehört, und jetzt ist mir auch klar, woher Sie mir so bekannt vorkommen. Nick Black ist ein alter Freund und Kollege. Ich habe einige Kongresse besucht, bei denen er Vorträge gehalten hat. Sehr aufschlussreich. Er ist wirklich brillant.«
    »Ja, er hat Ihren Namen erwähnt und sich erinnert, dass er Mikey an diese Klinik überwiesen hat. Ist das korrekt?«
    »Ja, hat er, doch das lag daran, dass Mikeys Eltern eine Behandlung durch mich wünschten. Ihnen war es wichtig, dass seine Probleme in der Familie blieben, wenn Sie verstehen, was ich meine. Sicher können Sie sich denken, dass sie wegen Jo­sephs Kontakten in die höchsten Regierungskreise unter allen Umständen vermeiden wollten, dass etwas an die Öffentlichkeit kommt.«
    »Ja, diesen scharfsinnigen Einfall hatten wir auch schon«, entgegnete Bud.
    Ich hörte doch tatsächlich Sarkasmus aus dieser Bemerkung heraus. Ehrenwort.
    »Ich habe so einen Eindruck, dass Sie das Bedürfnis nach Schutz der Privatsphäre ablehnen«, sagte Dr. Young zu Bud.
    Nun war ich an der Reihe. »Ganz und gar nicht, Doctor. Hätten Sie jetzt vielleicht Zeit, mit uns zu sprechen?«
    »Ich beantworte natürlich alle Fragen, zu denen ich mich im Rahmen der gesetzlichen Regelungen für meinen Berufsstand äußern darf. Allerdings ist das, wie ich Sie warnen muss, nicht viel. Auf Einzelheiten, was Mikeys Zustand betrifft, werde ich ganz sicher nicht eingehen.«
    »Warum erzählen Sie uns nicht einfach so viel, wie Sie können. Und dann wenden wir uns schnurstracks an einen Richter und besorgen uns eine Anordnung für den Rest«, schlug Bud vor.
    Manchmal kann Bud sich gebärden wie die Axt im Walde. Nicht so sehr wie ich natürlich, aber meistens reicht es aus. Dass er Young nicht ausstehen konnte, war unverkennbar. Doch das mochte auch daran liegen, dass Young seine Brille an einer mädchenhaften roten Kordel um den Hals trug.
    Dr. Youngs Mundwinkel zogen sich zwar ein kleines bisschen nach oben, doch seine Augen funkelten weiter kalt und gleichmütig blau. Er lächelte überhaupt sehr viel. Man konnte es beinahe als herablassend bezeichnen. Vielleicht wäre es eine gute Idee, seine Vergangenheit unter die Lupe zu nehmen. Wir saßen in unheilverkündendem Schweigen da, während er an seiner Wasserflasche nippte. Vermutlich legte er sich gerade nach Psychojargon klingende Worte zurecht, die einfach nur »nein« bedeuteten.
    »Mikey kam vor knapp zwei Jahren zu mir, wenn ich mich recht entsinne. Er lebte eine Weile hier in der Klinik. Nachdem wir ihn medikamentös richtig eingestellt hatten, fühlte er sich allmählich besser. Er verließ uns wieder und kehrte in seine Wohnung in Osage Beach zurück. Soweit ich informiert bin, geht es ihm gut.«
    »Gut würde ich das nicht unbedingt nennen, wenn man seinen Selbstmord in Betracht zieht«, wandte ich ein.
    »Sie halten es also für Selbstmord?«
    »Es macht jedenfalls diesen Eindruck. Doch der kann zuweilen trügen. Das kennen Sie sicher aus beruflicher Erfahrung.«
    »Hat er einen Abschiedsbrief hinterlassen?«, fragte der Arzt.
    »Nein. War Michael Murphy selbstmordgefährdet, als er bei Ihnen in Behandlung war?«
    »Diese Information darf ich nicht preisgeben.«
    »Mikey ist tot, Sir. Wir versuchen herauszufinden, ob er

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