Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
Vom Netzwerk:
einem Mord zum Opfer gefallen ist. Sie sind sein Cousin. Also machen Sie es uns doch nicht so schwer.«
    »Ich muss mich an meine Standesregeln halten. Sicher würde Dr. Black bei einem seiner Patienten genauso verfahren.«
    Das würde er bestimmt, aber, na und? »Gibt es sonst noch etwas, das Sie uns erzählen können?«
    »Mag sein, sofern wir keine Dinge behandeln müssen, die er mir im Rahmen der Therapie anvertraut hat.«
    »Wann ist Michael zum ersten Mal hier behandelt worden?«
    »Ich glaube, vor etwa fünf Jahren.«
    »Vor der Überweisung durch Nicholas Black?«
    »Richtig. Er hatte im Laufe der Zeit eine Reihe von Problemen.«
    »Könnten Sie diese Probleme allgemein umreißen?«
    Young antwortete nicht sofort. »Seine Eltern haben sich mit mir in Verbindung gesetzt. Sie waren in Sorge, weil er einige persönliche Schwierigkeiten hatte. Die eine Sache war die Trennung von seiner Freundin, die andere Drogenmissbrauch. Sie dachten, dass ich als sein Cousin ihn vielleicht besser verstehen und behandeln könnte als ein anderer Arzt. Das erwies sich als richtig. Schon nach kurzer Zeit fühlte er sich viel besser.«
    »Hatte er je eine Rückfall, sodass er wieder aufgenommen werden musste?«
    »Ja. Woher wissen Sie das?« Anscheinend war Young klar, dass ich nicht darauf antworten würde, denn er sprach weiter. »Sein Zustand verschlechterte sich, als er die verschriebenen Medikamente absetzte. Er wurde stationär aufgenommen, blieb eine Weile und erholte sich wirklich, nachdem er an meiner Gruppentherapie teilgenommen hatte.«
    »War er damals selbstmordgefährdet?«
    »Ich hoffe, Sie verstehen, dass ich darauf nicht eingehen kann.«
    »Ich verstehe nur, dass Sie uns unnötige Umstände machen. Wir bekommen die Unterlagen ohnehin. Wenn Sie mauern, verschwenden Sie nur unsere Zeit.«
    Bud übernahm. »Wann wurde er beim zweiten Mal entlassen?«
    »Letzte Woche.«
    »Letzte Woche? Und seitdem haben Sie weder mit ihm gesprochen noch ihn gesehen?«
    »Nein.«
    »Haben Sie nicht von ihm gehört?«
    »Nein. Er hat sich darauf gefreut, nach Hause und in seine Pizzeria zurückzukehren. Er hing sehr an diesem Lokal.«
    »Sein Tod scheint Sie nicht sehr zu berühren, Doctor. Und dabei sind Sie doch sein Cousin«, merkte ich an.
    »Ich bin erschüttert. Aber ich habe durch meine Arbeit mit problembeladenen Menschen gelernt, meine Gefühle nicht zu zeigen. Sie können mir glauben, dass mir das mit Mikey sehr leidtut. Er war ein lieber Junge.«
    Ich förderte den Plastikbeutel mit Michael Murphys blauem Glasperlenarmband und die mit dem nicht identifizierten Schlüssel zutage und reichte sie Young, der sie nickend betrachtete. »Ja, ich habe ihn diese Dinger tragen sehen. Er hatte viele davon, hat mir aber nie verraten, was dahintersteckte. Er hat sogar einige meiner anderen Patienten in seiner Therapiegruppe dazu gebracht, sie zu verwenden. Keine Ahnung, was das für ein Schlüssel ist.«
    »Und niemand hat Ihnen erklärt, was das für Armbänder sind? Was sie zu bedeuten haben?«
    »Nein, doch ich kann auch nicht behaupten, dass ich mich ausführlich danach erkundigt hätte. So laufen meine Sitzungen nicht ab.«
    »Oh? Und wie laufen sie dann ab?«
    »Nach einer allgemein üblichen Methode. Ziemlich so, wie Ihr Dr. Black vermutlich auch vorgeht.«
    Ich hasse es, wenn die Leute ihn als meinen Dr. Black bezeichnen, so sehr es auch zutreffen mochte. »Ich glaube, mein Dr. Black bevorzugt Einzelsitzungen.«
    »Ja, jeder Psychiater hat seine Vorlieben. Ich habe festgestellt, dass die Jugendlichen, mit denen ich arbeite, besser auf eine Gruppe von Gleichaltrigen ansprechen. Sie vertrauen ihnen viel schneller als mir. Ich beobachte sie und mische mich ein, wenn ich es für nötig halte, nachzuhaken oder das Gespräch zu lenken.«
    »Haben auch andere Ihrer Kollegen hier Michael Murphy behandelt?«
    »Ja, einige meiner Kollegen haben mich gelegentlich vertreten, doch das kommt selten vor. Ich wohne in der Nähe und bemühe mich, stets für meine Patienten da zu sein.«
    Ich stand auf und schlenderte lässig im Zimmer herum, während er redete. In Wirklichkeit jedoch wollte ich feststellen, ob es ihm gelungen war, unbemerkt von mir die Kamera einzuschalten. Obwohl ich nicht nah genug herankam und das rote Lämpchen hinter der Grünpflanze deshalb kaum auszumachen war, blinkte es eindeutig. Also hatte er es tatsächlich geschafft, ohne dass ich es mitgekriegt hatte. Aber welchen Grund mochte er haben, unsere Befragung

Weitere Kostenlose Bücher