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Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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aufzuzeichnen?
    Ich trat einen Schritt beiseite. »Filmen Sie Ihre Sitzungen, Doctor?«, fragte ich.
    »Gewöhnlich schon.«
    »Und aus welchem Grund?«
    »Manchmal sehe ich sie mir gern noch einmal an, um festzustellen, ob ich vielleicht eine Nuance oder einen Hinweis verpasst habe. Das hat sich in der Therapie als sehr hilfreich erwiesen.«
    Zeit, ihn bei einer Lüge zu ertappen. »Filmen Sie je Sitzungen, die hier in diesem Büro stattfinden?«
    »Hin und wieder. Allerdings führe ich normalerweise hier keine Sitzungen durch. In diesem Raum denke ich und erledige den Formalkram. Mein Rückzugsort, wenn man so sagen will.«
    »Werden wir jetzt zufällig gefilmt?«
    Bud starrte mich verdattert an. Dr. Young wirkte einfach nur amüsiert. Offenbar bin ich als Polizistin wirklich eine Stimmungskanone. »Nein, obwohl das vielleicht eine gute Idee wäre. Ich habe nämlich festgestellt, dass Sie einige meiner eigenen Techniken verwenden, um Antworten zu bekommen.«
    »Ach, wirklich?«
    »Ist es vielleicht möglich, dass Sie uns die Einrichtung zeigen?«, fragte Bud. »Und uns ein paar Ihrer Patienten vorstellen, damit wir Mikeys Freunde befragen können?«
    »Das könnte gehen, allerdings nur mit ihrem schriftlichen Einverständnis. Ich müsste sie selbst unter vier Augen darum bitten und mich dann wieder bei Ihnen melden.«
    »Das wäre sehr hilfreich, Dr. Young«, erwiderte ich. Sehen Sie, wie nett ich sein kann, wenn die Leute kooperieren?«
    Dr. Young grinste wie ein Honigkuchenpferd, weil wir jetzt beide »guter Polizist« spielten. »Wenn Sie möchten, würde ich Sie gerne gleich jetzt herumführen. Meine nächste Sitzung beginnt erst in etwa zwanzig Minuten. Vielleicht kann ich Sie ja mit einigen meiner Patienten bekannt machen, natürlich nur mit ihrem Einverständnis. Sozusagen, um den Weg für Ihre Befragungen zu ebnen. Es könnte sein, dass ein paar von ihnen heute mit Ihnen sprechen wollen.«
    Oh, Mann, inzwischen überschlug sich der Doc beinahe vor Hilfsbereitschaft, was meinen Argwohn weckte. Das heißt nicht, dass ich ein übertrieben misstrauischer Mensch bin, der nichts und niemandem vertraut. »Okay, das wäre prima, Doctor.«
    Während er voranging, wechselten Bud und ich einen unserer Was -führt-er-im-Schilde?- Blicke. Dennoch folgten wir dem aus heiterem Himmel so kooperativen Doctor nach draußen und den Flur entlang. Diesmal wimmelte es von Jugendlichen, die uns betrachteten, als wären wir alte Leute, die nicht hierher gehörten, was kein sehr angenehmes Gefühl ist. Doch keiner von ihnen schwenkte ein Messer, hatte eine komische Mütze auf oder sabberte. Es hatte auch keiner blauweiße Armbänder am Handgelenk.
    »Hier finden unsere Gruppensitzungen statt.«
    Dr. Young öffnete eine Tür. Einige seiner Patienten waren schon da, tranken Cola und Diet Dr. Pepper aus der Dose, ruhten sich auf den Sofas aus oder standen im Raum herum. Zwei oder drei Jugendliche trugen Kopfhörer und achteten weder auf uns noch auf die restliche Umgebung. Zwei weitere hatten sich abgesondert und schienen auch keine Lust auf Gesellschaft zu haben. Als einer der jungen Männer uns bemerkte, kam er lächelnd auf uns zu, als seien wir seine besten Freunde und zu seiner Geburtstagsfeier eingeladen.
    »Guten Morgen, Pete«, begrüßte ihn Dr. Young. »Wie geht es dir?«
    »Gut. Viel besser.«
    »Schön, dass du es zur Sitzung geschafft hast. Fühlst du dich wieder wohl?«
    »O ja. Es war nur wieder diese Migräne.«
    »Ist Pete einer Ihrer Patienten?«, fragte ich den Arzt.
    »Ja, das war ich einmal«, antwortete Happy Pete fröhlich. »Doch heute helfe ich ihm. Ich bin der Neue hier.«
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte Bud. Er grinste zwar ebenfalls freundlich, doch ich kannte diesen Ausdruck. Er traute diesem Typen nicht über den Weg. Zu breites Grinsen, zu vergnügt, zu leutselig.
    »Ja, das ist Pete Parsons, der ganze Arbeit für uns leistet.«
    »Sind Sie hier, um jemanden während der Therapie zu beobachten?«, erkundigte sich Happy Pete bei uns.
    »Nein«, entgegnete ich. »Wir sind Detectives und möchten mit Leuten sprechen, die Mikey Murphy gekannt haben.«
    »Gekannt haben? Was soll das heißen?«
    Ich warf dem Doctor einen Blick zu und überließ es ihm, die kleine Formalität zu regeln. Young senkte die Stimme und setzte eine ernste Miene auf. »Mikey wurde tot aufgefunden, Pete. Möglicherweise Selbstmord, aber man ist noch nicht sicher, ob es sich nicht doch um Mord handelt.«
    Petes lächelndes Gesicht

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