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Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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hält mich für selbstmordgefährdet und so. Doch das stimmt nicht mehr.«
    »Wenn ich mich richtig erinnere, hast du einige Mitglieder deiner Familie sterben gesehen. Das muss ziemlich hart gewesen sein.«
    »Ja. Ich konnte meine Mom nicht aufhalten, obwohl ich es versucht habe.«
    »Mist. Denkst du oft daran?«
    Aha, sagte ich Tee. Schon kapiert. Yang Weis Aufgabe war es, ihn in einer unverfänglichen Situation zum Reden zu bringen, wenn er nicht auf der Hut war, um herauszufinden, was er spontan so von sich geben würde. Diese Seelenklempner waren wirklich leicht durchschaubar.
    »Ich will nicht darüber reden«, erwiderte er.
    »Okay, klar. Vielleicht ein andermal.«
    »Ja, vielleicht. Oh, da ist ja mein Mitbewohner. Wir sehen uns später.«
    Yang Wei nickte. Tee kletterte von der Tribüne und schlenderte davon. Ach, herrje, für wen hielten die ihn denn? Für eine Art Vollidiot? Es würde ein Heidenspaß werden, sie an der Nase herumzuführen. Ein intellektueller Wettstreit, den er genießen würde. Doch jetzt musste er erst einmal Lotus allein abfangen.
    Drei Abende später war es so weit. Allmählich verhielt sie sich ihm gegenüber ein wenig freundlicher. Das hieß, zumindest beschimpfte sie ihn nicht mehr. Als er sie eines Abends an einem Picknicktisch unter den Bäumen vor ihren Schulbüchern sitzen sah, beschloss er, Buddy loszuwerden, der ihm inwischen überallhin folgte wie ein bescheuerter Schiffshalterfisch, der an einem Hai schmarotzt. Es dämmerte, und Tee wies Buddy an, zurück in ihr Zimmer zu gehen und nachzuschauen, ob jemand angerufen habe. Noch nie hatte Tee einen Menschen erlebt, der sich so leicht manipulieren ließ wie Buddy. Allerdings waren eigentlich alle, die er kannte, leicht zu manipulieren. Man brauchte nur zu wissen, auf welche Knöpfe man drücken musste.
    Er schlenderte wie zufällig zu dem Tisch hinüber und setzte sich Lotus gegenüber. »Hey, Kleine, hast du je Mondscheintennis gespielt?«
    »Was?« Sie klang herablassend und bedachte ihn mit einem kühlen Blick.
    »Mondscheintennis. Das ist ein Spaß. Man schlägt den Ball in der Dunkelheit hin und her und sieht ihn erst, wenn er beinahe den Schläger berührt. Eine gute Übung für die Augen-Hand-Koordination.«
    »Wahrscheinlich würde ich dich sowieso schlagen, wenn ich will. So wie in jeder anderen Sportart auch.«
    Das Mädchen liebte Herausforderungen, das war die Methode, sie dranzukriegen. Außerdem fand sie ihn sympathischer, als sie verriet. Das lag daran, dass er so gut aussah und die Mädchen anzog wie geschmolzene Schokoeiscreme die Fliegen.
    Sie zögerte. »Ich habe keine Zeit.«
    »Ach, komm schon, es ist ein Spaß. Du kannst ja noch später weiterbüffeln.«
    Endlich biss sie an und klappte das Buch zu. »Okay, aber mach dein Testament, Mr Tee.«
    »Die Schläger und die Bälle werden da drüben in einem Schuppen aufbewahrt. Ich habe gefragt.«
    Der Tennisplatz befand sich zwar am anderen Ende der Sporthalle, doch die meisten Patienten durften sich auf dem Klinikgelände frei bewegen. Es brannte kein Licht. Allerdings hatte Tee bereits herausgefunden, dass es am Laternenmast einen Knopf zum Einschalten gab. Auch der Schuppen war beleuchtet. Tee öffnete die Tür, machte Licht und holte zwei Schläger und eine Plastikröhre voller neuer gelber Tennisbälle.
    »Es ist schon fast dunkel genug. Wir wollen noch ein paar Minuten warten, dann wird es schwieriger.«
    »Okay, gib mir den Wilson, mit dem spiele ich besser.«
    »Also kannst du Tennisspielen?«
    »Natürlich, du Blödmann. Glaubst du, ich hätte die Wette angenommen, wenn ich dich nicht besiegen könnte?«
    »Du bist ziemlich gerissen, Lotus.«
    »Danke, das war wahrscheinlich ein Kompliment.«
    »Ich mag deinen Bruder.«
    »Er ist in Ordnung.«
    »Vermisst du China?«
    »Bist du neugierig?«
    »Ja, ziemlich.«
    Sie schenkte ihm ein kurzes Lächeln, das jedoch rasch wieder verflog. »Dann also los. Ich muss vor dem Unterricht morgen noch das Kapitel zu Ende lesen. Wir schreiben eine Prüfung, und ich kriege immer eine Eins.«
    Also schalteten sie die Platzbeleuchtung aus und spielten einen harten, schnellen Ballwechsel. Sie war wirklich gut. Als der beinahe volle Mond aufging, war es gerade noch hell genug, um den Ball etwa einen Meter fünfzig vom Schläger entfernt zu sehen. Es machte wirklich Spaß, vor allem wenn sie ausholten und daneben trafen. Sogar Lotus lachte einige Male.
    »Gut, du hast gewonnen!«, rief er schließlich. »Ich bin total

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