Das Boese in uns
»Natürlich.«
»Alan, kannst du uns einen Moment allein lassen?« Mein Freund nickt. »Ich warte draußen beim Wagen.« Als Vater Yates und ich allein sind, deute ich auf die vordere Kirchenbank. »Nehmen Sie Platz, Vater.« Er setzt sich. Ich setze mich neben ihn. »Ich weiß, dass es schlimm für Sie ist.«
Er starrt erneut zu Jesus, doch diesmal scheint er nicht den inneren Frieden zu finden, den ich vorhin beobachten konnte. »Tatsächlich?«, fragt er. »Wissen Sie das wirklich?« »Ja. Sie fühlen sich verletzt. Sie haben das Gefühl, als wäre das Einzige zerstört worden, auf das Sie sich jemals verlassen konnten.«
Er wendet sich zu mir, betrübt und interessiert zugleich. »Das trifft es ziemlich gut.«
»Ich weiß genau, was in Ihnen vorgeht. Mein Beruf hat mich verraten, hat einen Killer zu mir nach Hause gelockt, der mir die Familie und das Gesicht nahm.« Ich öffne meine Jacke und zeige ihm meine Pistole. »Ich habe immer an meine Waffe und meinen Dienstausweis geglaubt. Ich war überzeugt, dass sie mich schützen würden. Ich war mir absolut sicher und hatte nicht den leisesten Zweifel.« Ich zucke die Schultern. »Ich habe mich geirrt.«
»Sie sagten, dass meine Arbeit als Geistlicher wichtig ist, Smoky. Bedeutet das, Sie haben sich mit Gott versöhnt?«
»Nur keine vorschnellen Schlüsse, Vater. Ich bin immer noch sauer auf Gott. Ich weiß nicht, wie es hiermit steht«, ich deute auf die Kirchenwände ringsum. »Ich weiß, dass Sie mir geholfen haben. Sehr geholfen. Ja, wenn es Ihnen etwas bedeutet, Vater: Ich halte Ihre Arbeit für wichtig.«
Erneut diese betrübten Augen. »Ich habe den Teufel in meine Kirche gelassen.«
»Und? Geben Sie bei der ersten Niederlage gleich auf? Wo ist der harte Bursche aus Detroit geblieben? Ja, es ist eine schlimme Situation. Finden Sie sich damit ab, nehmen Sie einen Drink, beten Sie oder tun Sie, was immer Priester tun, um Dampf abzulassen. Und dann gehen Sie zurück an die Arbeit.«
Noch ein Lächeln. Ich habe das Gefühl, dass er es selbst nicht merkt. »Ich werde darüber nachdenken, was Sie gesagt haben. Aber ich möchte, dass Sie in meiner Kirche nicht mehr fluchen, Smoky.«
»Das verspreche ich Ihnen - wenn Sie mir versprechen, sich nicht mehr selbst zu bemitleiden.«
Er lacht auf. »Einverstanden.« Dann wird seine Miene wieder nüchtern. »Bitte, fangen Sie diesen Mann.«
»Das werde ich.«
»Gut. Und jetzt lassen Sie mich bitte allein. Ich muss beten.«
Alan lehnt draußen am Wagen und blickt hinauf in den sternenlosen Himmel von L. A.
»Seelsorge für den Seelsorger?«, fragt er.
»Er hat sich wieder beruhigt.«
»Wie willst du jetzt vorgehen?«
Ich schaue auf die Uhr. Es ist nach elf.
»Machen wir Schluss für heute. Ich rufe Callie und James an und sag ihnen, sie sollen nach Hause fahren. Wir fangen morgen in aller Frühe wieder an.«
»Hört sich gut an. Ich bin erledigt. Du rufst an, ich fahre.«
»Mr. Harrison Bester ist allem Anschein nach kein sicherheitsbewusster Internetnutzer«, sagt Callie. »Ich sitze gleich hier vor seinem Haus und suche das Papier für meine Hochzeitseinladungen aus.«
»Hat sich das Überwachungsteam schon gezeigt?« »Nein.«
»Sie müssten bald da sein. Bleib solange auf deinem Posten.«
Callie stößt einen tiefen Seufzer aus. »Du nimmst heute wirklich keine Rücksicht darauf, unter was für einem Druck ich stehe. Eine Hochzeit planen, an diesem Fall arbeiten, Kirby im Zaum halten und meinen nächtlichen Sex-Marathon mit Sam absolvieren ... das alles ist verdammt stressig.«
»Armes Mädchen.« Ich muss lachen.
»Danke, Süße. Das hab ich jetzt gebraucht - ein wenig Mitgefühl. Wie war es bei Vater Yates?«
»Äußerst aufschlussreich. Ich erzähl dir morgen früh alles. Wir fangen zeitig an.«
»Ich gehe schlafen, wenn mir danach ist. Du bist meine Vorgesetzte, nicht meine Mutter.«
»Wie du meinst, James. Ich habe eine Spur, eine gute sogar. Ich will euch morgen in aller Frühe zur Verfügung haben.«
»Ich bin immer in aller Frühe da«, entgegnet er und legt auf. Ich schüttle den Kopf und klappe mein Handy zu. »Wie geht es Damien?«, fragt Alan. »Er ist reizend, wie immer.«
»Wenn ich daran denke, dass James schwul ist... weißt du, was für mich am merkwürdigsten daran ist?«
»Die Vorstellung, dass er mit jemandem intim sein könnte?«
Er lächelt. »Genau. Bevor er gesagt hat, dass er schwul ist, habe ich ihn als eine Art Neutrum betrachtet. Geschlechtslos.
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