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Das Boese in uns

Das Boese in uns

Titel: Das Boese in uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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die gleiche schlanke Gestalt. Sie verwandelt sich vor meinen Augen von unbeholfen zu neckisch und ausgelassen. Einmal mehr bemerke ich mit der stets gleichen Mischung aus Traurigkeit, Besorgnis und Hilflosigkeit, dass ihre Brust nicht mehr knabenhaft flach ist und dass ihr Gang nicht mehr staksig ist, sondern wiegend und geschmeidig.
    Ein dunkler Gedanke steigt in mir auf. Die Jungs. Bald werden sie Notiz von Bonnie nehmen. Sie werden nicht genau wissen warum, aber du, Bonnie, wirst immer interessanter für sie werden. Du wirst die Blicke der Normalen auf dich ziehen - aber auch die Blicke der Hungrigen, weil die Hungrigen dich riechen wie ein Hund das Fleisch.
    Ich schiebe diesen Gedanken weit von mir. Zerbrich dir später den Kopf darüber. Jetzt ist die Zeit für Liebe.
    »Hey, Baby. Wie war die Schule?«
    Sie löst sich von mir und verdreht die Augen. »Langweilig, aber okay.«
    »Sie hat sich wacker geschlagen«, sagt Elaina. »Ein bisschen unkonzentriert manchmal, aber sie ist ihrer Jahrgangsstufe voraus.«
    Bonnie lächelt Elaina an und sonnt sich in ihrem Lob. Ich kann es ihr nicht verübeln. Ein Lob von Elaina ist wie Zuckergebäck oder eine wärmende Sonne. Elaina ist einer jener aufrechten Menschen, die stets genau das meinen, was sie sagen, und die sich im Zweifelsfall zu Gunsten der Betroffenen irren. Elaina ist für Bonnie und für mich wie eine Mutter. Wir lieben sie heiß und innig.
    »Verdammt«, murmelt Alan in diesem Augenblick.
    Er sitzt auf dem Sofa vor dem Fernseher und scheint Probleme mit der Fernbedienung zu haben.
    »Keine Flüche bitte«, ruft Bonnie in seine Richtung.
    »Entschuldigung«, sagt er. »Wir haben gerade Digitalfernsehen bekommen, und ich hab keine Ahnung, wie das Mistding funktioniert.«
    Bonnie blickt mich und Elaina an, verdreht ein weiteres Mal die Augen, geht zu Alan und nimmt ihm die Fernbedienung aus der Hand.
    »Du bist ein echter Luddit, Alan!«, sagt sie. »Pass auf, ich zeig dir, wies geht.«
    Sie zeigt ihm die Schritte, die erforderlich sind, um ein Programm zu speichern und es anschließend anzuwählen, und beantwortet geduldig seine Fragen. Elaina und ich sehen den beiden nachdenklich zu.
    »Das ist schon alles«, beendet Bonnie ihre Demonstration.
    »Danke«, sagt Alan. »Und jetzt verschwinde, damit ich meine Programme durchzappen kann.«
    »Hey! Keine Umarmung?«, protestiert Bonnie.
    Er lächelt sie an. »War nur ein Test«, sagt er und streckt die Hände aus, um sie mit seinen dicken Armen an sich zu drücken.
    Die Zuneigung zwischen Bonnie und Alan wärmt mir das Herz. Wenn Elaina wie eine weitere Mutter für sie ist, dann ist Alan wie ein Vater.
    »Okay, und jetzt verschwinde!«, sagt er.
    »Komm«, fordere ich Bonnie auf. »Die Steaks warten schon darauf, dass wir sie vermasseln.«
    Sie packt ihren Rucksack, umarmt Elaina ein letztes Mal, und wir gehen durch die Tür.
    »Luddit, wie?«, sage ich, als wir in den Wagen steigen.
    »Wortschatz. Siehst du - ich passe auf«, sagt sie und streckt mir die Zunge heraus.
     
    »Man's Guide to Steak«, beschwere ich mich. »Ein Buch für Männer! Warum haben wir dieses Kochbuch gekauft? Hallo? Wir sind zwei Frauen!«
    »Weil es für Koch-Analphabeten wie uns geschrieben ist«, sagt Bonnie. »Jetzt komm schon, wir schaffen das. Was schreibt er?«
    Ich seufze und lese laut aus dem Rezept vor. »>Reiben Sie die Steaks auf beiden Seiten mit Salz und Pfeffer ein.«< »Hab ich.«
    »>Geben Sie einen halben Löffel Olivenöl in die Kasserollen« »Hab ich.«
    »Ah ... dann sollen wir das Olivenöl stark erhitzen. Was immer das bedeutet.«
    Bonnie zuckt die Schultern und dreht den Knopf am Herd. »Am besten, wir warten einfach, bis wir es für heiß genug halten.«
    »Gute Idee. Ich schneide schon mal den Schlitz ins Fleisch.«
    Das ist unser Trick. Die ersten paar Male, die wir versucht haben, Steaks zu braten, haben wir die Vorschriften in den Kochbüchern befolgt - »drei bis vier Minuten von jeder Seite« und Ähnliches -, und jedes Mal hatten wir Fleisch, das entweder zu durch war oder zu roh. Bonnie kam schließlich auf die Idee, das Fleisch an einer Stelle durchzuschneiden, sodass wir genau sehen konnten, wie die Farbe in der Mitte sich veränderte. Es ist vielleicht nicht hübsch anzusehen, aber es hat bis jetzt immer funktioniert.
    »Ich glaube, es ist so weit«, sagt Bonnie.
    Ich nehme die beiden Steaks und schaue sie mir an. »Jetzt geht's los.« Ich werfe sie in die Pfanne, und wir werden mit einem brutzelnden

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