Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Böse unter der Sonne

Das Böse unter der Sonne

Titel: Das Böse unter der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
nachdrücklich. «Meiner Meinung nach war es irgendein Verrückter, der zufällig auf die Insel kam und Arlena umbrachte. Das ist die wahrscheinlichste Lösung. Ich bin ziemlich sicher, dass die Polizei schließlich auch zu diesem Ergebnis gelangt. So muss es einfach gewesen sein. Es muss so passiert sein!»
    «Wenn mein Vater…», begann Linda.
    «Sei still!», unterbrach sie Rosamund.
    «Aber eines muss ich noch sagen. Meine Mutter…»
    «Ja, was ist mit ihr?»
    «Sie – sie wurde des Mordes angeklagt, nicht wahr?»
    «Ja.»
    «Und dann hat mein Vater sie geheiratet», sagte Linda leise. «Das sieht doch aus, als würde mein Vater es nicht wirklich schlimm finden, wenn jemand einen Mord begeht – jedenfalls nicht immer.»
    «Sag so etwas nicht!», rief Rosamund scharf. «Auch nicht zu mir! Die Polizei hat keine Beweise gegen deinen Vater. Er hat ein Alibi – ein Alibi, das sie nicht widerlegen kann. Er hat nichts zu befürchten!»
    «Dachten sie zuerst, dass mein Vater…», fragte Linda leise.
    «Ich weiß nicht, was die Polizei dachte! Aber jetzt wissen sie, dass er es nicht gewesen sein kann. Verstehst du nicht? Er kann nicht der Täter sein!»
    Sie sprach mit solcher Eindringlichkeit, dass Linda sich beruhigte. Linda seufzte tief auf.
    «Du wirst bald abreisen und alles vergessen – alles!»
    «Ich werde es niemals vergessen», rief Linda mit plötzlicher Heftigkeit. Sie wandte sich abrupt um und rannte zum Hotel zurück. Rosamund folgte ihr nachdenklich.
     
    «Ich möchte Sie gern etwas fragen, Madame.»
    Christine Redfern blickte leicht zerstreut zu Poirot auf und sagte: «Ja, bitte?»
    Hercule Poirot ließ sich von ihrem zerstreuten Blick nicht beeindrucken. Er hatte bemerkt, wie ihre Augen ihrem Mann folgten, der draußen auf und ab ging, aber im Augenblick hatte er kein Interesse an ehelichen Problemen. Alles, was Poirot brauchte, waren sachliche Informationen.
    «Also, Madame», begann er, «es handelt sich um eine Bemerkung, die Sie machten. Eine Bemerkung, die meine Aufmerksamkeit erregte.»
    Christine, deren Blick immer noch ihrem Mann folgte, sagte: «Ja? Was sagte ich denn?»
    «Sie beantworteten eine Frage des Polizeichefs. Sie erzählten, wie Sie in Miss Lindas Zimmer gingen, am Morgen des Verbrechens. Der Polizeichef fragte Sie, wo Linda Ihrer Meinung nach gewesen sei.»
    «Und ich erwiderte, sie sei schwimmen gewesen», sagte Christine ungeduldig. «Stimmt’s?»
    «Ja, aber es war doch etwas anders. Sie sagten nicht, dass sie schwimmen gewesen sei. Ihre Worte waren: ‹Sie sagte, sie sei schwimmen gewesen.›»
    «Das ist doch wohl dasselbe!»
    «Nein, nicht ganz. Die Art Ihrer Antwort lässt auf eine bestimmte Geisteshaltung von Ihnen schließen. Linda Marshall kam ins Zimmer. Sie trug einen Bademantel, und trotzdem nahmen Sie nicht automatisch an – aus irgendeinem Grund –, dass sie im Meer gebadet hatte. Das verraten Ihre Worte: ‹Sie sagte, sie sei schwimmen gewesen.› Weswegen waren Sie denn erstaunt, als Linda sagte, sie sei im Meer gewesen? Lag es an ihrem Benehmen, an ihrem Aussehen, an einer Bemerkung, die sie machte, oder was?»
    Christine wandte ihre Aufmerksamkeit jetzt voll Poirot zu. Offensichtlich interessierten sie Poirots Überlegungen. «Sie sind sehr klug», sagte sie. «Und Sie haben Recht. Wenn ich jetzt daran zurückdenke… ich war tatsächlich über Lindas Behauptung etwas erstaunt.»
    «Aber warum, Madame, warum?»
    «Ja, warum eigentlich? Genau das versuche ich ja, herauszubekommen. Oh, ich glaube, das Päckchen in ihrer Hand war schuld.»
    «Sie trug ein Päckchen?»
    «Ja.»
    «Sie wissen nicht, was drin war?»
    «Doch, das weiß ich. Der Bindfaden riss. Er war nicht ordentlich verknotet. Die Verkäuferinnen im Dorf nehmen sich nie die Mühe, die Sachen richtig zu verpacken. Es waren Kerzen drin. Sie lagen überall auf dem Boden verstreut. Ich half ihr, sie aufzuheben.»
    «Soso», sagte Poirot. «Kerzen!»
    Christine musterte ihn kühl. «Sie scheinen aufgeregt zu sein, Monsieur Poirot», bemerkte sie.
    «Erklärte Linda, warum sie die Kerzen gekauft hatte?», fragte Poirot.
    «Nein, das tat sie nicht. Vielleicht, weil sie nachts lesen wollte. Vielleicht war das elektrische Licht nicht stark genug.»
    «Im Gegenteil, Madame! Auf dem Nachttisch steht eine Lampe mit einer tadellos funktionierenden Glühbirne.»
    «Dann weiß ich wirklich nicht, warum sie sie kaufte.»
    «Wie verhielt sie sich, als die Schnur riss und die Kerzen herausfielen?»
    «Sie war

Weitere Kostenlose Bücher