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Das Brandhaus - Roman

Titel: Das Brandhaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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jungen Dame jedoch vergebliche Liebesmüh. Sie verschränkte ihre Arme noch nachdrücklicher und
zog die Schultern hoch. Wäre sie eine Schildkröte gewesen, hätte sie sich gänzlich in ihren Panzer zurückgezogen.
    Ihre Schwester wirkte jedoch wie eine reife, junge Dame. Sie trug ihr Haar schwarz gefärbt und zu einer schicken Kurzhaarfrisur geschnitten. Außerdem war sie hübsch und sorgfältig geschminkt. Unter ihrem dünnen, gelben Sommerkleid zeichnete sich ihre schlanke, durchtrainierte Figur ab. Dunkelrot lackierte Zehennägel kamen in Goldsandaletten mit hohen Absätzen perfekt zur Geltung.
    »Emma und Lina, seid doch so nett und erzählt Irene Huss noch einmal, was ihr mir eben berichtet habt«, bat Åsa Nyström.
    Lina schnaubte verächtlich und rückte auf ihrem Stuhl hin und her. Ihre fest zusammengepressten Lippen erinnerten an eine frische Narbe.
    »Ich habe Ferien, aber ich habe Mama und Papa versprochen, auf Lina aufzupassen...«
    Das höhnische Schnauben nahm fast Orkanstärke an. Offenbar saß hier eine junge Frau, auf die nicht mehr aufgepasst werden musste.
    Unbeeindruckt fuhr Emma fort:
    »Lina ist erst dreizehn.«
    »Vierzehn!«
    Das war das erste Wort, das Lina äußerte, seit sie die Wache betreten hatte. Irene lächelte ihr aufmunternd zu, richtete dann aber ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre große Schwester.
    »Dreizehn. Vierzehn wird sie erst im Juli. Unsere Eltern sind bei unseren Großeltern väterlicherseits in Kalmar. Großvater ist krank und gerade operiert worden. Sie kommen morgen wieder nach Hause.«
    »Haben Sie noch weitere Geschwister?«, fragte Irene.
    Eigentlich wollte sie Emma nicht unterbrechen, aber sie wollte sich ein Bild von der Familie machen.
    »Nein. Ich war sieben, als Lina zur Welt kam.«
    »Gut. Erzählen Sie bitte weiter«, sagte Irene.
    »Zufällig habe ich gehört, wie Lina gestern Nachmittag mit
ihrer Freundin mit dem Handy telefoniert hat. Sie war draußen auf der Terrasse, und die Tür stand auf...«
    »Du hast sie aufgestoßen! Ich hatte sie zugemacht!«, fauchte Lina wütend.
    Immerhin ein Fortschritt, wenn sie anfängt zu reden, dachte Irene. Sie beachtete Lina aber immer noch nicht, sondern schaute unentwegt Emma an, die unbeeindruckt vom Ausbruch ihrer Schwester fortfuhr:
    »Lina sagte, sie wolle einen Typen treffen, den sie im Internet kennengelernt hätte. Sie seien wahnsinnig ineinander verliebt. Er wollte sie um sieben mit seinem Auto an der Bushaltestelle abholen. Und dann höre ich, wie sie sagt, der Typ sei siebzehn! Aber hallo, denke ich, wie kann er sie mit dem Auto abholen, wenn er erst siebzehn ist!«
    »Das war sein Bruder, der...«, explodierte Lina.
    Dann presste sie wieder die Lippen aufeinander.
    »Wir aßen gegen sechs, und ich behielt Lina im Auge. Fünf vor sieben ging sie los, und ich folgte ihr. Sie sah mich nicht. An der Bushaltestelle wachsen ein paar hohe Büsche, und ich stellte mich dahinter. Punkt sieben hält ein großer Lieferwagen. Lina geht darauf zu, und die Beifahrertür springt auf... ich wusste nicht, was ich tun sollte... ich schrie. Aus Leibeskräften!«
    »Und zwar was?«, fragte Irene.
    »Lina! Nein! Fahr nicht mit! Etwas in dieser Art.«
    Wenn Blicke hätten töten können, dann wäre Emma mittlerweile mausetot gewesen. Lina schwieg nach wie vor und schaute wütend vor sich hin. Aber Irene bemerkte die Tränen in ihren Augen.
    »Was geschah dann?«
    »Er knallte die Tür zu und fuhr mit quietschenden Reifen davon!«
    »Haben Sie gesehen, wie er aussah?«
    »Nein. Die Scheiben waren getönt, und ich sah den Wagen nur schräg von hinten.«
    »Wie sah das Fahrzeug aus?«

    »Das war ein dunkelblauer Lieferwagen.«
    »Modell?«
    »Weiß nicht. Von Autos habe ich null Ahnung. Ich mache erst im Herbst meinen Führerschein.«
    »Haben Sie das Kennzeichen gesehen?«
    »Nein. Ich dachte nur an Lina... dass sie da um Gottes willen nicht einsteigt...«
    »Stand etwas auf dem Wagen?«
    Emma dachte nach.
    »Ich glaube, dass es irgendeinen Text auf der Seite gab. Weiße Buchstaben. Aber von dort aus, wo ich stand, konnte ich das nicht richtig sehen.«
    »Gab es hinten auf dem Lieferwagen einen Schriftzug?«
    »Nein.«
    Also hatte nur Lina den Mann in dem Lieferwagen gesehen. Irene betrachtete vorsichtig das bockige Mädchen, das vor ihr auf dem Stuhl kauerte. Jetzt war Behutsamkeit angesagt.
    »Lina, als du diesen Jungen im Internet kennengelernt hast, war das bei snuttis.se oder in einem anderen Chat?
    Nannte er sich Filip,

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