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Das Brandhaus - Roman

Titel: Das Brandhaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Gustav, Helge, Ivar, Johan, Kalle, Ludvig, Martin...?«
    Rasch schaute Lina hoch. Irene hielt inne, als sie das Erstaunen in ihren Augen bemerkte.
    »Martin.«
    Das Mädchen kniff wieder die Lippen zusammen, aber Irene fiel auf, dass sie nervös geworden war.
    »Er hat dir doch ein Bild von sich geschickt? Nicht wahr?«, sagte Irene.
    Sie war froh, dass sie umsichtig genug gewesen war, ein Foto von Pablo Eros in ihre Tasche zu packen. Wortlos legte sie es Lina hin.
    Diese rang nach Luft.
    »Wie... wie können Sie... wie wissen Sie...?«
    »Ist das der Junge, den du treffen wolltest?«
    Widerstrebend nickte Lina. Sie konnte ihren Blick nicht von Pablos Lächeln losreißen.

    »Aber er konnte dich nicht selbst abholen, nicht wahr? Wahrscheinlich hat er gesagt, dass sein Bruder kommen würde.«
    Lina nickte erneut. Sie starrte immer noch wie hypnotisiert auf das Foto. Irene überlegte sich sehr genau, was sie als Nächstes sagen sollte. Es war wichtig, das Mädchen jetzt nicht zu verlieren. Gleichzeitig musste sie Lina davon überzeugen, dass das, was sie sagte, der Wahrheit entsprach.
    »Ich bin keine Hellseherin. Und ich habe auch keine Mutmaßungen angestellt. Und doch konnte ich wissen, was er für einen Namen verwendet, weil er nach einem bestimmten System vorgeht. Ich weiß von anderen Mädchen, mit denen dieser Mann Kontakt hatte, und...«
    »Sie lügen! Er hat nur mich... wir...«
    Lina unterbrach sich erneut, und ihr Blick wurde wieder abweisend. Verdammtes Gör!, dachte Irene, nahm sich aber sofort wieder zusammen. Genau das war das Problem: Sie war einfach ein unreifes Kind im Körper einer Frau.
    »Lina, hör mir zu. Der Mann in dem Lieferwagen war der Mann, mit dem du gechattet hast. Der Junge auf dem Foto existiert nicht. Ich kann beweisen, dass...«
    »Von wegen beweisen, Sie sind doch doof...«
    Die Tränen traten ihr in die Augen und lösten die schwarze Schminke auf. Es sah aus, als flösse schwarze Lava ihre Wangen hinunter.
    »Aber Lina! Das ist eine Polizistin!«, rief Emma entsetzt.
    »Das ist mir doch scheißegal!«
    Jetzt heulte und schniefte Lina laut. Åsa Nyström erhob sich und reichte ihr ein Paket Papiertaschentücher. Sie beugte sich rasch vor und nahm Lina kurz in den Arm.
    »Er hat dich betrogen. Er ist ein durchtriebener Bursche«, sagte sie leise.
    Bevor Lina noch gegen die Berührung protestieren konnte, saß Åsa schon wieder auf ihrem Platz.
    »Lina, der Typ hier auf dem Foto ist ein italienischer Schauspieler, der Pablo Eros heißt. Das Foto ist zwölf Jahre alt. Er ist vor zwei Jahren gestorben. Ich kann verstehen, dass er
dir gefallen hat, denn er sieht wirklich supergut aus«, sagte Irene.
    Lina schniefte und schien ihr nicht zuzuhören.
    »Der Fahrer des Lieferwagens hat mit dir im Internet Verbindung aufgenommen. Er hat Mädchen schon früher weisgemacht, er sei der hübsche Junge auf dem Bild. Irgendwann hat er sich mit ihnen verabredet. Und dann behauptet, sein Bruder würde sie mit seinem Auto abholen«, fuhr Irene fort.
    Sie machte eine Pause, damit sie ihre Worte verarbeiten konnte.
    »Diese Mädchen hatten weniger Glück als du. Deine Schwester hat dich gerettet.«
    Lina fuhr sich mit den Fingern unter den Augen entlang und versuchte sich zu sammeln.
    »Was... was ist denn... mit ihnen passiert?«, schluchzte sie und schnäuzte sich dann.
    Irene wartete, bis sie sich die Nase geputzt hatte. So ruhig wie möglich antwortete sie:
    »Er hat sie vergewaltigt, und dann hat er zumindest eine von ihnen ermordet.«
    Obwohl Linas Make-up inzwischen eher einer militärischen Tarnbemalung ähnelte, bemerkte Irene, wie sie unter der Farbe erblasste.
    »Sie lügen«, flüsterte Lina.
    Ihre Stimme klang aber alles andere als überzeugt.
    »Leider nicht, Lina, ich lüge nicht. Außerdem waren die Mädchen, die auf seine Lügen reingefallen sind, älter als du. Du brauchst also nicht das Gefühl zu haben, dich lächerlich gemacht zu haben oder naiv zu sein. Er ist sehr, sehr gerissen. Dieser Mann ist gefährlich. Er ist ein Mörder.«
    Im Raum wurde es vollkommen still. Eine Schmeißfliege warf sich immer wieder in dem vergeblichen Versuch, ins Freie zu gelangen, ans Fenster. Ihr Summen übertönte fast das sich nähernde Gewitter. Bald würde der befreiende Regen kommen und die drückende, stillstehende Luft reinigen. Irene hatte bereits das Gefühl, dass ihr Kopfschmerz nachließ.

    »Wir versuchen, diesen Mann zu fassen, bevor er noch weitere Mädchen vergewaltigt und vielleicht auch

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