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Das Brandhaus - Roman

Titel: Das Brandhaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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drang ihr das Geräusch schmerzlich in die Ohren und ging ihr auf die Nerven. Auch das Prasseln des Regens auf die Windschutzscheibe und das Brummen des Motors störten sie. Ungeduldig trommelte sie mit den Fingern auf das Lenkrad, als die Schlange schon wieder zum Stillstand kam. Wahrscheinlich war die Ampel an der Anhöhe, die zum Krankenhaus hinaufführte, daran schuld, aber es konnte auch an etwas anderem liegen. Wenn sie Pech hatte, war dort ein Unfall passiert. Lieber Gott, mach, dass nichts passiert ist! Lass den Verkehr fließen!
    Der Anruf hatte sie kurz vor sechs geweckt. Schlaftrunken hatte sie »Hallo?« in den Hörer gemurmelt. Erst nach mehreren Sekunden begriff sie, dass der Anruf vom Sahlgrenska Krankenhaus kam und dass es um ihre Mutter ging.
    »Sie befindet sich im Augenblick unter Beobachtung. Die Ärzte wollen sie um acht untersuchen. Der diensthabende Arzt glaubt, dass sie den einen Arm verletzt hat, aber man weiß noch nicht, ob es sich um eine Fraktur oder lediglich eine Fissur handelt. Leider scheint es, als wäre der zweite Oberschenkelhals auch noch gebrochen. Also der, der bislang noch nicht operiert worden ist«, hatte die Schwester zu ihr gesagt.

    Irene war auf einen Schlag hellwach und saß kerzengerade im Bett.
    »... ein Nachbar hat gehört, wie sie gegen die Heizung geklopft und um Hilfe gerufen hat. Sie lag im Badezimmer«, hatte die ruhige Stimme im Hörer weiter berichtet.
    Das war einer der Nachteile des Alleinseins, wenn den Eltern etwas zustieß. Krister stand ihr natürlich immer bei, aber sie konnte nicht verlangen, dass er darüber seine Arbeit vernachlässigte.
    Glücklicherweise hatte sie Åsa Nyström erreicht, und diese hatte versprochen, Bescheid zu sagen, dass Irene später, aber so bald wie möglich kommen würde. Es war Freitagmorgen, und gegen Abend sollte Plan B in Kraft treten. Es durfte nichts schiefgehen. Eine kranke, alte Mutter war nicht vorgesehen. Und Irenes einziger Trost war, dass Gerd sich im Krankenhaus unter Aufsicht befand.
     
    Gerd lag in einem großen Krankenzimmer, in dem die Betten von Paravents voneinander getrennt standen.
    »Helft mir. So helft mir doch«, rief ein alter Mann kläglich hinter einem der Wandschirme.
    »Sie hat ein Schmerzmittel bekommen. Die Ärmste war vollkommen am Ende ihrer Kräfte. Wahrscheinlich hat sie eine ganze Weile auf dem Boden gelegen. Die Hauspflege hatte einen Schlüssel und konnte den Sanitätern öffnen«, sagte die Schwester, die Irene zum Bett ihrer Mutter begleitet hatte.
    Irene war froh, dass sie ihre Mutter dazu überredet hatte, einen Alarmknopf zu installieren.
    »War sie bei Bewusstsein, als sie eingeliefert wurde?«, fragte sie.
    Sie hatte immer die Angst gehabt, dass Gerd einen Schlaganfall erleiden und dann gelähmt im Bett liegen würde.
    »Ja. Sie weiß, dass sie gestürzt ist und dass sie sich im Krankenhaus befindet. Aber sie ist sehr müde und hatte fürchterliche Schmerzen.«
    »Wann wird sie operiert?«

    »Das müssen die Ärzte entscheiden, wenn sie sie untersucht haben. Sie soll am Vormittag noch geröntgt werden. Wir müssen abwarten, was die Bilder zeigen«, sagte die junge Schwester und lächelte Irene aufmunternd zu.
    »Kann ich Sie im Laufe des Tages noch einmal anrufen? Dann wissen Sie vielleicht schon mehr.«
    »Natürlich. Rufen Sie nach 13 Uhr an. Lassen Sie sich am Empfang eine Liste der Telefonnummern und Telefonzeiten geben. Hinterlegen Sie bitte auch Ihre Nummer im Schwesternzimmer, damit wir Sie, wenn nötig, erreichen können.«
    Die Schwester lächelte erneut und eilte dann zum Schreibtisch der Schwestern davon. Noch andere Patienten und Angehörige benötigten ihre Hilfe.
    Vorsichtig trat Irene auf das Bett zu. Ihre Mutter sah so klein und zerbrechlich aus. Wie ein Vogeljunges. Ihre magere Hand lag auf einer verwaschenen gelben Frotteedecke. Irene strich vorsichtig darüber und beugte sich dann vor, um ihre Mutter auf die bleiche Stirn zu küssen. Da öffnete Gerd plötzlich die Augenlider und sagte mit schwacher Stimme:
    »Mein kleines Liebes, dass du gekommen bist.«
    Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über ihre trockenen Lippen, aber vergebens, da sie keinen Speichel hatte.
    »Willst du etwas Wasser?«, fragte Irene.
    Sie hatte einen Kloß im Hals, weil sie sich so hilflos fühlte. In diesem Bett lag ihre alte Mutter, konnte nicht mehr für sich selbst sorgen und war fremden Menschen vollkommen ausgeliefert. Und Irene selbst konnte nichts daran ändern.
    »Ja«,

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