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Das Buch aus Blut und Schatten

Das Buch aus Blut und Schatten

Titel: Das Buch aus Blut und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Wasserman
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glücklich. Aber Libušes Jungfern vermissen alte Zeiten. Sie wollen Macht. Also tun sie, was Männer immer getan haben. Sie bilden eine Armee. Libušes Jungfern töten Hunderte, Tausende, aber sie nicht können gewinnen. Schließlich werden sie besiegt. So ist Praha, von Anfang an. Prophezeiungen, Rache, Mord, Niederlage. Die Geburt dieser Stadt war blutig. Sie hat dunkles Herz.«
    Â»Vielleicht sollten wir jetzt besser gehen«, warf Adriane ein.
    Â»Ich liebe Praha«, fuhr die Frau uns an. »Diese Stadt ist in unserem Blut. So wie unser Blut auf ihren Straßen, in ihren Flüssen fließt.« Sie stampfte auf den Boden. »Ihrer Erde. Geschichte von Praha ist Geschichte von Tragödie. Wir kämpfen, wir stehen auf, wir fallen hin, immer wieder. Und immer, wenn wir hinfallen, müssen die Juden dafür bezahlen. Das Ritual, eine Jungfrau in den Vulkan, ein Opfer für den Herrn, das kennt ihr, ja?« Sie wartete nicht auf die Antwort. »Ich glaube, dass es so ist. Sie werfen uns in die Dunkelheit. Werfen Juden aus dem Fenster. Werfen unsere Torah auf einen Scheißhaufen. Wir sind azazel . Versteht ihr das?«
    Â»Der Teufel?«, wunderte sich Eli.
    Â»Das Wort, das man für Teufel benutzt, es bedeutet Ziege«, sagte sie. »Ein Dorf überträgt alle Sünden auf eine Ziege, dann wird die getötet und – pffft.« Sie pfiff durch die Zähne. »Man ist gereinigt. Und tote Ziege? Ist nur tote Ziege.«
    Â»Das Prinzip des Sündenbocks«, meinte ich.
    Â»Wir zahlen Ihnen hundert US-Dollar, wenn Sie uns helfen können, das zu finden, was wir suchen«, mischte sich Max plötzlich ein. »Andernfalls sind wir hier fertig.«
    Die Frau legte ihren Zweig neben dem Grabmal auf die Erde, küsste die Innenseite ihrer Hand und presste sie auf den Grabstein. »Und ihr sucht den Golem so dringend, weil?«
    Â»Wir sind Studenten«, sagte Eli. »Es ist wichtig für unsere Forschung.«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    Â»Sehr wichtig«, fügte Adriane schnell hinzu.
    Â»Ich helfe keinen Lügnern.«
    Â»Sie weiß nichts«, sagte Max. »Wir gehen.«
    Ich beugte mich zu ihm. »Das war sehr unhöflich«, flüsterte ich.
    Â»Wir haben keine Zeit für so was«, erwiderte er laut. »Danke für Ihre Hilfe, aber wir gehen jetzt.«
    Â»Der Golem ist eine Geschichte«, sagte die Frau. »Hat nie gegeben. Aber wenn es das, was nie gegeben hat, doch gibt, werdet ihr es ohne meine Hilfe nie finden.«
    Â»Was wissen Sie?«, fragte Max.
    Â»Ich weiß genug. Erzählt mir wahre Geschichte, dann ich erzähle euch auch wahre Geschichte.«
    Das reichte. »Okay«, meinte ich. »Die Wahrheit.«
    Eli sah beunruhigt aus. »Nora, wir können doch nicht…«
    Â»Jemand hat meinen besten Freund getötet«, sagte ich. »Und jetzt versuchen sie, mich zu töten. Es sei denn, ich kann ein Stück des Golems finden.«
    Â»Diese Leute – sie töten für eine Handvoll Erde aus einem Märchenbuch?«
    Â»Nein, es ist sogar noch mehr als das«, steuerte Adriane bei. »Sie töten für eine Maschine aus einem Märchenbuch…«
    Â»Ignorier sie einfach«, fiel Max ihr ins Wort.
    Â»Du bist sogar für einen Amerikaner sehr unhöflich«, sagte die Frau zu ihm. Eli unterdrückte ein Lachen. »Was für Maschine ist das?«
    Â»Lumen Dei.« Adriane zog die Vokale in die Länge, um die beiden Wörter möglichst bedrohlich wirken zu lassen.
    Die Frau erstarrte. »Dann kann ich nicht helfen. Aber ich werde euch dorthin bringen, wo hinmüsst.«

 
    25 Ihr Name sei Janika, erzählte sie uns. Sie sei Kuratorin bei den Dobrovoln í ci Židovského m ě sta, den ehrenamtlichen Mitarbeitern der jüdischen Gemeinde, denen die Schlüssel für das geheiligte Königreich und sämtliche normalerweise für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Bereiche anvertraut waren. Was bedeutete, dass sie uns auf den Dachboden der Altneuschul, der ältesten Synagoge Prags, bringen konnte – wo Rabbi Löw der Legende nach die Überreste seines Golems hatte liegen lassen.
    Das sagte sie uns, aber über das Lumen Dei wollte sie uns nichts erzählen. Nicht, wo sie davon gehört hatte oder wie. Nicht, warum die bloße Erwähnung des Namens sie dazu gebracht hatte, uns zu helfen, obwohl ihr Gesicht jedes Mal, wenn wir davon

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