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Das Buch der Sünden

Das Buch der Sünden

Titel: Das Buch der Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel S. Meyer
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ebenso die Leichen im Wasser, den Wolfsmann, den schwarzen Priester; sogar Gullweig und Einar vergaß er für den Moment.
    Ich liebe dich auch, wollte er sagen.
    Aber sie verschloss seinen Mund mit ihren Lippen, die süß wie Honig schmeckten. Als das Hemd von ihrenSchultern rutschte, führte sie seine Hand an ihre Brüste, und sie ließen sich in den Sand sinken. Teška stöhnte leise, während Helgi ihren Körper küsste und seine Hand zärtlich über ihren flachen Bauch gleiten ließ, bis hinunter zwischen ihre Beine. Er streichelte sie zwischen ihren gespreizten Schenkeln. Als sein Finger in sie glitt, seufzte sie lustvoll. Er schlüpfte aus seiner Hose, ohne auf die schmerzende Wunde zu achten. Sie bewegten sich vorsichtig und küssten sich mit heißem Atem. Teškas Finger krallten sich in seinen Rücken.
    Als es vorbei war, lagen sie eng umschlungen im Sand. Über ihnen funkelten die Sterne.
    Helgi dachte: Was auch immer auf Rujana geschehen wird – ich liebe dich.
    Aber er sprach es nicht aus.

10.
    Schatten huschten über die Planken, als zwei Raben dicht über das Boot hinwegflogen.
    Helgi, der an den Riemen saß, hob den Blick und schaute den Vögeln hinterher, bis sie in einem der dunklen Wälder auf Rujana verschwanden. Er dachte an Hugin und Munin, Odins Raben, die dem Allvater Bericht erstatteten über alles, was in Midgard geschah.
    Teška wandte sich im Bug zu ihm um. «Wir nennen diese Vögel
krak
und verehren sie als heilige Tiere.»
    Helgi nickte ihr lächelnd zu. Sie hatten sich gestern noch ein weiteres Mal geliebt und waren erst zum Lager zurückgekehrt, als Ansgar längst geschlafen hatte. Ein warmes Kribbeln durchfuhr Helgi, wenn er an die vergangeneNacht dachte, nach der nichts mehr so sein würde wie vorher. Auch bei Teška schien die Liebesnacht eine Veränderung bewirkt zu haben. Sie wirkte nicht mehr so grüblerisch wie in den Tagen nach der Begegnung mit dem Wolfsmann.
    In der Morgendämmerung hatten sie Hedinsey an der Nordspitze unter Segel umrundet und bald darauf eine weitläufige Ausbuchtung erreicht, von denen es an Rujanas Küsten viele gab. Helgi hatte das Segel einholen müssen, da der Wind hier böig und unstet wehte. Die mit dem Meer verbundenen Gewässer nannte man Bodden, weil sie oftmals so flach waren, dass man bis auf den Grund schauen konnte, wie Teška erklärte. Die Boddenufer waren gesäumt von breiten Schilfgürteln und stillen, scheinbar undurchdringlichen Wäldern, in denen vor allem Eichen, aber auch Eschen und Ulmen wuchsen.
    Nachdem sie einen schmalen Durchbruch passiert hatten, der von einem Bodden in den nächsten führte, stieß Ansgar plötzlich einen Schrei aus. Gleich hinter dem Schilfgürtel hatte man in der Nähe des Ufers den Kadaver eines Pferds auf einen Pfahl gespießt. Jenseits des toten Tieres, über dem Fliegen in einer schwarzen Wolke schwebten, erstreckten sich Ackerflächen. Die Pflanzen auf den Getreidefeldern waren vertrocknet, die Halme geknickt, die Ähren verkümmert.
    Die Trockenheit dieses Sommers hatte auch Rujana fest im Griff.
    Während Ansgar wegen des heidnischen Opfers noch ein Stoßgebet murmelte, drangen mit einem Mal Stimmen an Helgis Ohren. Sie schienen aus einer Bucht zu kommen, die in einer Entfernung von etwa fünfzig Schritt rechter Hand vom Bodden abging.
    Auch Teška hatte die Stimmen vernommen. Sie deutete Helgi mit Handzeichen an, sofort ans Ufer zu fahren.
    Helgi schlug die Ruder ein und ließ das Boot in die mannshohen Schilfgräser eintauchen. Nachdem es zum Stehen gekommen war, zog er den Mast aus der Kielschwelle, legte ihn ins Boot und lugte dann über das Schilf hinweg. Ein von gut zwei Dutzend Ruderern angetriebenes Langschiff – eine
skeið
– schnellte aus der Bucht hervor und steuerte in ihre Richtung.
    Sofort duckte sich Helgi wieder und berichtete den anderen flüsternd, was er gesehen hatte. Es gab keinen Zweifel, dass es sich bei der Skeið um das Seeräuberschiff handelte, dem sie in Reric begegnet waren.
    Von ihrem Versteck aus hörten sie, wie die Geräusche der ins Wasser tauchenden Ruder und die Kommandos der Mannschaft vorüberzogen. Erst nachdem es wieder still geworden war, wagte Helgi einen weiteren Blick. Die Víkingr hatten den Durchbruch erreicht und verschwanden kurz darauf aus Helgis Sichtfeld.
    Den Wolfsmann hatte er an Bord nicht erkennen können.
    Als Helgi den Mast wieder einrichtete, stieg ihm ein unerträglicher Gestank in die Nase. Er kam von dem verfaulten Pferdekadaver, der sich

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