Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch der Sünden

Das Buch der Sünden

Titel: Das Buch der Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel S. Meyer
Vom Netzwerk:
anderen Ecke planschten nackte Mädchen mit dicken Männern in dampfenden Waschzubern. Helgi gegenüber, im hinteren Bereich, verdeckten Vorhänge einen Durchlass. Er führte in einen schmalen Gang, in dem immer wieder Männer und Frauen verschwanden.
    Helgi wurde von der Menge bis zur Theke geschoben. Er drehte sich nach Sif um, aber sie war nicht mehr bei ihm. Als er den Tisch erreichte, drückte ihm ein Mädchen ein Trinkhorn in die Hand. Ihre Brüste waren unverhüllt und hingen über den Ausschnitt ihrer Tunika.
    Um seinen Blick von dem Busen zu reißen, fiel Helgi nichts Besseres ein, als einen Schluck aus dem Trinkhorn zu nehmen. Es war Wein, und er schmeckte fürchterlich sauer.
    Da näherte sich plötzlich ein dicker Mann. Helgi erkannte in ihm Olaf Skoðgætir. Im Arm hielt der Waffenmeister ein zartes Mädchen, das von seinen Fleischmassenfast erdrückt wurde. Am Tisch ließ Olaf sich von der Barbusigen nachschenken, während er rülpste und unverständliches Zeug lallte. Seinen Körper auf das zierliche Mädchen gestützt, wankten sie schließlich zum Vorhang und verschwanden dahinter.
    Helgi hatte genug gesehen. Er wollte hier raus, bevor Ingvar ihn entdeckte. Doch da tauchte Sif wieder auf.
    «Die ist für dich!», rief sie.
    Sie hatte ein Mädchen mit lockigem haselnussbraunem Haar im Schlepptau. Ein spindeldürres, junges Ding, dessen Alter Helgi nicht einschätzen konnte. Die Augenränder waren schwarz nachgezeichnet, die Lippen grellrot bemalt.
    «Ich glaube   … ich muss jetzt gehen», stammelte Helgi.
    Sif warf ihm einen finsteren Blick zu. Dann riss sie die Tunika des Mädchens auf und präsentierte Helgi stolz die faustgroßen Brüste.
    «Für ein Silberstück», sagte Sif, «kannst du damit machen, was du willst.»
    Sie schubste ihm das Mädchen entgegen.
    Helgi fing es auf.
    Das Mädchen warf ihm einen flehenden Blick zu. «Wenn du mich nicht mitnimmst, schlägt sie mich», flüsterte es.
    Helgi spürte, wie Wut in ihm hochkochte. Er wollte sich gerade auf Sif stürzen, um der tätowierten Hurenmutter eine kräftige Ohrfeige zu verpassen, als sein Blick auf den Eingang fiel. Ingvar trat in den Festraum.
    Schnell führte Helgi das Mädchen zum Vorhang.
     
    Die Kammern, in denen sich die Männer mit den Huren vergnügten, gingen wie schmale Stallboxen vom Mittelgangab. Die Böden der Liebeshöhlen waren mit Stroh ausgelegt.
    Hinter jeder Ecke sah Helgi kopulierende, stöhnende Paare.
    Das Mädchen dirigierte ihn zu einer am Ende des Ganges gelegenen Kammer. Eine Tranlampe in einer Nische spendete mattes Licht. Ohne zu zögern, zog das Mädchen sich die Tunika über den Kopf.
    «Warte», sagte Helgi. «Du brauchst das nicht zu tun.»
    Das entblößte Mädchen starrte ihn entgeistert an. «Aber ich muss das machen. Sif ist meine Herrin. Wenn ich mich nicht um dich kümmere, schlägt sie mich mit der Peitsche.»
    «Wie heißt du?», fragte Helgi.
    «Liska.»
    Sie legte sich in das zertrampelte Stroh und spreizte die schlanken Beine. Dann legte sie eine Hand an ihre dunkle Scham.
    «Komm», flüsterte sie.
    Helgi kniete neben ihr nieder. Er betrachtete ihre Beine, dann ihr Geschlecht mit dem verklebten Haar. Die Haut um das schwarze Dreieck war rotgescheuert; vermutlich verursachten Flöhe und Läuse einen unerträglichen Juckreiz. Helgis Blick fiel auf Liskas Bauch, ihre Brüste. Überall hatte sie blaue Flecken, Blutergüsse und Schürfwunden.
    «Wer hat dir das angetan?», fragte er.
    Liska schwieg.
    «Sif?»
    «Ja, sie und die Männer. Viele Männer mögen es, wenn sie Mädchen schlagen können. Nur im Gesicht dürfen sie es nicht tun. Sonst will uns niemand mehr haben.»
    Sie wandte beschämt den Blick ab.
    «Woher kommst du?», fragte Helgi.
    «Aus einer Stadt, sie liegt am Ladogasee. Sie heißt Nowgorod und ist ganz weit weg. Man hat mich geraubt, als ich noch ein Kind war. Dann kam ich nach Haithabu. Aber Kinder können nicht hart arbeiten. Deshalb hat man mich an Sif verkauft. Die will immer ganz junge Mädchen, die noch kein Baby kriegen können.»
    «Wie alt bist du?»
    Liska zuckte mit den Schultern. «Damals, als man mich mitgenommen hat, war ich vier. Jetzt bin ich vielleicht elf oder zwölf   …»
    Sie stützte sich auf die Ellenbogen. «Du bist anders. Du hast gute Augen. Für dich werde ich es gerne machen.»
    Sie berührte ihn vorsichtig am Arm. «Komm zu mir», flüsterte sie.
    «Ich   … ich habe kein Geld», sagte Helgi.
    Liska setzte sich abrupt auf. Wieder schossen

Weitere Kostenlose Bücher