Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
standen.«
    »Hat er irgendetwas über die Party gesagt?«, fragte Milo.
    »Er sagte, er kenne die Leute, die sie schmeißen, das seien reiche Typen, aber trotzdem cool, und es würde eine echte Spitzenfete werden. Und als wir dann dort waren, sagte er so etwas wie: ›Vielleicht lässt sich der Präsident ja auch mal blicken.‹ Weil das Haus diese großen Säulen vorne hatte, genau wie das Weiße Haus. Janie fand das umwerfend komisch. Ich war ziemlich sauer, weil ich das Gefühl hatte, dass Janie mich ausschloss.«
    »Was ist dann passiert?«
    »Wir gingen hinein. Das Haus war offensichtlich unbewohnt; es roch ranzig und war schon ziemlich zugemüllt, alles voller Bierdosen und Flaschen und Zeug. Überall wimmelte es von Teens; es gab keine Band, nur laute Konservenmusik, aus mehreren Anlagen in verschiedenen Räumen, eine einzige Kakophonie, aber das schien niemanden zu stören. Alle waren total zugeknallt, sie liefen rum wie Zombies, rannten ständig gegeneinander… Die Mädchen gingen mitten auf der Tanzfläche in die Knie, um ihren Typen einen zu blasen; es kam vor, dass ein Paar tanzte und ein anderes gleich daneben schon beim Vögeln war; sie trieben es, während die anderen auf ihnen rumtrampelten. Burns schien eine Menge Leute zu kennen, er wurde ständig von irgendjemandem abgeklatscht, während wir uns durch die Menge kämpften. Und dann ist auf einmal dieses merkwürdig aussehende, ein bisschen pummelige Mädchen von irgendwo aufgetaucht und hat sich gleich an ihn drangehängt.«
    »Was meinen Sie mit merkwürdig?«
    »Klein, dick, pickelig und irgendwie seltsam. Nicht ganz da. Aber Burns begrüßte sie gleich mit Küsschen hier und Küsschen da, und ich merkte genau, dass Janie das überhaupt nicht passte.« Waters schüttelte den Kopf. »Sie kannte den Kerl gerade mal eine Viertelstunde und war schon eifersüchtig.«
    »Hat Janie irgendetwas unternommen?«
    »Nein, sie hat nur diesen eingeschnappten Blick aufgesetzt. Ich wusste, was das bedeutete, denn ich kannte Janie nur zu gut. Burns hat es nicht gesehen, oder es war ihm egal. Er legte einen Arm um das pummelige Mädchen und den anderen um Janie und zog mit den beiden ab. Und seine kleine Handtasche baumelte von seiner Schulter.«
    »Und Sie selbst?«
    »Ich blieb zurück. Irgendjemand drückte mir ein Bier in die Hand, und irgendwelche Hände fingen an, mich zu begrabschen. Nicht gerade behutsam. Es war dunkel, und ich konnte nicht sehen, wer es war, aber er fing an, grob zu werden und an meinen Kleidern zu zerren. Ich riss mich los und irrte umher auf der Suche nach irgendeiner ruhigen Ecke, wo ich ein bisschen zu mir kommen könnte, aber so etwas gab es dort nicht. Jeder Quadratzentimeter in dem Haus war Partyzone. Ständig fummelten irgendwelche Jungs an mir herum, und dann und wann zerrte mich einer brutal auf die Tanzfläche. Ich versuchte erst gar nicht, mich zu wehren; ich tanzte eine Weile mit und ergriff dann die Flucht. Dann gingen die Lichter aus, es wurde noch finsterer, und ich konnte kaum noch sehen, wohin ich ging. Der Southern Comfort in meinen Adern machte die Sache auch nicht gerade besser. Mir war schlecht und schwindlig, ich wollte nur noch raus aus diesem Haus. Ich suchte noch eine Weile nach Janie und konnte sie nicht finden, und natürlich war ich ganz schön sauer auf sie, weil sie mich so hatte hängen lassen. Schließlich sagte ich mir, soll sie doch bleiben, wo sie ist und als mich das nächste Mal jemand auf die Tanzfläche schleppte, ließ ich es geschehen und tanzte eine Zeit lang. Und als mir jemand eine Pille zusteckte, schluckte ich sie. Das Nächste, woran ich mich erinnern kann, ist, dass ich in einem Bad im Obergeschoss auf dem Fußboden aufwachte und hörte, wie jemand schrie, die Bullen würden die Party sprengen, und so rannte ich mit allen anderen in Panik nach draußen, es war wie eine Stampede. Irgendwie landete ich dann bei irgendwelchen Leuten hinten auf dem Truck, und wir rasten über den Sunset davon.«
    »Wessen Truck war das?«
    »Er gehörte ein paar Jungs. Surfer-Typen. Sie fuhren zum Strand, Santa Monica oder Malibu, ich weiß es nicht. Wir feierten noch ein bisschen weiter, und irgendwann schlief ich im Sand ein. Am nächsten Morgen wachte ich auf und sah, dass ich allein war.
    Ich fror, ich war klatschnass, und mir war speiübel. Die Sonne ging gerade über dem Pazifik auf, und ich nehme an, dass es ein fantastischer Anblick war, aber ich konnte nur denken, wie hundeelend ich mich fühlte. Dann

Weitere Kostenlose Bücher