Das Buch der Toten
das Beste von ihm annehmen?«
»Vollkommen klar«, sagte Milo.
»Ah«, sagte Nemerov.
Die Tür in der Rückwand wurde geöffnet, und gut sechs Zentner Menschenmasse wälzten sich durch die Öffnung und füllten das kleine Büro fast gänzlich aus. Zwei Männer, beide über einsneunzig, mit schwarzen Rollkragenpullovern, schwarzen Cargohosen und schwarzen Revolvern in schwarzen Nylonhalftern. Der Größere von beiden, der Unterschied war minimal, war Samoaner, trug sein langes Haar im Sumoringer-Stil zu einem Knoten gebunden; seine Oberlippe und sein Kinn zierten ein paar spärliche Härchen. Sein Gefährte hatte einen roten Bürstenschnitt und ein fein geschnittenes Gesicht, glatt wie ein Babypopo.
Georgie Nemerov sagte: »Hey.«
Die beiden Ungeheuer musterten uns.
»Hey«, sagte der Sumoringer. Der Ro te grunzte nur.
»Jungs, das hier ist Detective Milo Sturgis, ein alter Freund aus dem Laden um die Ecke. Er hat nach dem Dreckskerl gefahndet, der meinen Dad ermordet hat. Und das hier ist ein Seelenklempner, den das Department für sich arbeiten lässt, weil ja alle Cops verrückt sind, wie wir wissen, hab ich Recht?«
Die beiden Kolosse nickten bedächtig.
Georgie fuhr fort: »Die beiden sind unsere besten Spürhunde, Milo. Der hier heißt Stevie, aber wir nennen ihn Yokuzuna, weil er mal in Japan gerungen hat. Und der Kleine ist Red Yaakov, aus dem Heiligen Land. Also, was gibt's Neues, Jungs?«
»Wir haben was für Sie«, sagte Stevie. »Draußen im Wagen.«
»Den 459er?«
Stevie, der Samoaner, lächelte. »Den 459er und raten Sie mal, wen noch? Ein kleines Extra. Wir wollen gerade den 459er fortschaffen, der Trottel hat seelenruhig im Bett gelegen, als hätte er nicht im Traum daran gedacht, dass irgendwer hinter ihm her sein könnte, und in zwei Sekunden hatten wir ihm die Handschellen angelegt; und als wir ihn eben ins Auto stecken wollen, da geht eine Jalousie in einem Fenster vom Nachbarhaus hoch und irgend so ein Typ glotzt uns an. Und da sagt Yaakov, Moment mal, ist das nicht der 460er, den wir schon seit Ewigkeiten suchen?«
Yaakov ergänzte: »Diesärr Trrottel Garrcia, därr die Scheiben eingeschlagen und die ganzen Rradios geklaut hat.«
»Raul Garcia?«, sagte Georgie. Er grinste breit. »Ihr macht Witze.«
»Doch, genau der«, sagte Stevie. »Wir also rein und den auch noch einkassiert. Sind beide draußen im Hof, trollen hinten im Transporter rum. Anscheinend haben sie zusammen Würfel gespielt geht doch nichts über gutnachbarliche Beziehungen, wie? Sie haben uns sogar gebeten, ihnen die Handschellen zu lockern, damit sie im Auto weiterspielen können.«
Georgie klatschte die beide n Riesen ab. »Zwei auf einen Streich, wunderbar. Okay, ich mach nur schnell die Papiere fertig, dann könnt ihr die zwei Leuchten in den Knast fahren. Ich bin stolz auf euch, Jungs. Kommt um fünf noch mal rein, dann könnt ihr eure Schecks abholen.«
Stevie und Yaakov salutierten und gingen zu der Tür hinaus, durch die sie gekommen waren.
»Gott sei Dank sind die meisten Kriminellen geistig zurückgeblieben«, sagte Georgie. Er ging zu seinem Stuhl zurück und griff nach seinem Sandwich.
Milo sagte: »Danke, dass du dir Zeit für uns genommen hast.« Das Sandwich steuerte im Bogen auf Georgies Mund zu, stoppte jedoch kurz vor dem Ziel. »Wirst du wirklich wieder nach Burns fahnden?«
»Sollte ich das?«, fragte Milo. »Ich denke mir, wenn er auffindbar gewesen wäre, hättet ihr Jungs ihn doch schon längst bei uns abgeliefert.«
»Du hast es erfasst«, meinte Georgie.
Milos Kiefermuskeln spannten sich an, als er langsam auf den Tresen zutrat. »Glaubst du, dass er tot ist, Georgie?«
Nemerovs Augen wichen nach links aus. »Schön wär's, aber warum sollte ich das glauben?«
»Weil ihr ihn nie gefunden habt.«
»Kann sein, Milo. Weil wir nämlich gute Arbeit leisten. Vielleicht nicht damals, als es passiert ist. Wie gesagt, ich war gerade erst aufs College gekommen, hatte keinen Schimmer. Und Mom war ein Nervenbündel; du weißt doch noch, wie die Versicherungen mit uns umgesprungen sind, wir hatten Dad kaum unter die Erde gebracht, da mussten wir schon gegen den drohenden Bankrott ankämpfen. Also ist die Suche nach Burns vielleicht nicht optimal gelaufen. Aber später hab ich Leute auf ihn angesetzt, und wir haben ihn immer noch auf unserer Liste, warte, ich zeig's dir.«
Er stand auf, drückte fest gegen die Tür in der Wandverkleidung, blieb einige Augenblicke verschwunden und kam dann mit
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