Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2
die Maßen verzwickte und phonetisch komplizierte Struktur zugrunde liegt; doch wie es scheint, sind aus jenen Tagen sehr wenige phonologische und grammatikalische Ausführungen erhalten geblieben. So habe ich nichts gefunden, das auch nur andeutungsweise auf die phonologischen Beziehungen zwischen den beiden Sprachen schließen ließe. Es existiert eine frühe phonologische Beschreibung von Quenya, doch diese wurde durch spätere Veränderungen und Einführungen zu einem derart verwirrenden Durcheinander (zumal das Material überhaupt außerordentlich komplex ist), dass ich nicht imstande war, es zu verwenden.
Es wäre nicht ratsam, wollte man hier versuchen, späteres Material zur Erklärung der linguistischen Grundkonzeption dieser frühesten Phase heranzuziehen. Doch die Durchsicht dieser beiden Wörterbücher macht vollkommen klar, wie eng die Entwicklungen in der Mythologie und in den Sprachen miteinander verflochten waren; es wäre also äußerst irreführend, wenn man die Verschollenen Geschichten veröffentlichte, ohne zu versuchen, die etymologischen Verbindungslinien zwischen den Namen aufzuzeigen, die in diesem Buch vorkommen. Daher habe ich alle Fakten zusammengestellt, die sich den Notizbüchern entnehmen lassen, ohne diese zu kommentieren. Natürlich gehörte die leichte Veränderung der alten Wortstämme (besonders was die Abfolge der Konsonanten betraf ) wesentlich zur Entwicklung eines etymologischen Systems und führte im Laufe der Jahre zu sehr komplizierten semantischen Sachlagen; dies gilt auch für den Ablaut (Veränderung von Länge und Qualität innerhalb einer Vokalreihe); ich hielt es für das Beste, lediglich zu versuchen, den Inhalt der beiden Wörterbücher so übersichtlich wie möglich wiederzugeben.
Es ist bemerkenswert, dass mein Vater hier und da eine Art »historisches Wortspiel« pflegte. So findet sich beispielsweise unter dem Eintrag SAHA, ›heiß sein‹ (neben saiwa, ›heiß‹, oder sára, ›feurig‹)auch Sahóra, ›der Süden‹; und von NENE, ›fließen‹, kommen nen, ›Fluss‹, nénu, ›gelbe Wasserlilie‹, und nénuvar, ›Lilienteich‹ – vgl. frz. nénufar, ›Seerose‹. Es gibt auch zahlreiche Anklänge an das frühe Englisch, die offenbar nicht zufällig sind, wie: hôr, ›alt‹, HERE, ›herrschen‹, rûm , ›Wispern‹.
Man kann erkennen, dass sehr viele Elemente der späteren Sprachen, Quenya und Sindarin, wie sie aus den veröffentlichten Werken bekannt sind, auf diese Anfänge zurückgehen; wie die Geschichten wurden auch die Sprachen ständig weiterentwickelt, ergänzt und differenziert. Doch die historische Bedeutung und die Beziehung zwischen den beiden Sprachen, wie sie zu jener Zeit konzipiert waren, wurden später von Grund auf verändert (vgl. S. 94f.).
Die Anordnung des Materials hat sich als sehr schwierig erwiesen, und ohne ausreichende Kenntnis der Verwandtschaften und des Bedeutungswandels konnten die Darlegungen wohl kaum zur Zufriedenheit ausfallen. Ich entschied mich für folgende Anordnung: Ich führe etymologisch zusammenhängende Wortgruppen, sowohl in Quenya als auch in Gnomisch, unter einem wichtigen Namen auf, der einen dieser Stämme enthält; unter diesem Eintrag wird dann auf andere Orte verwiesen, wo die einzelnen Wörter ebenfalls auftauchen; z.B.: glorin Glorvent; unter Bráglorin wird auf das Stichwort Laurelin verwiesen( → ), wo das etymologische Umfeld von Quenya laure, ›Gold‹ behandelt wird. 4 Jeder Name, der in diesem Band der Verschollenen Geschichten vorkommt, ist verzeichnet – vorausgesetzt, es ließ sich irgendeine etymologische Information aus der Entstehungszeit finden; alle Namen, die in der folgenden Liste nicht erscheinen, sind mir entweder unverständlich geblieben oder konnten zumindest nicht mit einiger Sicherheit identifiziert werden. Später verworfene Namen wurden in gleicher Weise berücksichtigt, doch finden sich diese unter den Namen, durch die sie ersetzt wurden (z.B. Dor Uswen unter: Dor Faidwen ).
Die Liste der Beinamen der Valar, die auf unbeschriebenen Rückseiten des Manuskripts der Geschichte von der Ankunft der Valar notiert wurde (vgl. S. 156), wird von mir als »Namensliste der Valar« zitiert. Das Zeichen < wird nur benutzt, wo dies auch im GL der Fall ist (wie bei alfa < alchwa), und es bedeutet, dass das eine Wort sich aus dem anderen entwickelt hat; es wird in diesem Anhang also nicht benutzt, um auf Änderungen hinzuweisen, die mein Vater in den Wörterbüchern selbst
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